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Hilfsaktion für Obdachlosen geglückt Hilfsaktion für Obdachlosen geglückt: Andreas Hicksch lebt nicht mehr auf der Straße

Von Beate Thomashausen 17.03.2018, 11:10
Andreas Hicksch vor seiner Wohnung, seiner ersten nach Jahrzehnten als Obdachloser.
Andreas Hicksch vor seiner Wohnung, seiner ersten nach Jahrzehnten als Obdachloser. Schumann

Sangerhausen - Andreas Hicksch öffnet die Tür und bittet seine Gäste herein. Ein bisschen fremd und aufregend ist das für ihn, jemanden irgendwo hineinbitten zu können in einen Raum, der nur ihm gehört. Bislang war der 57-Jährige nur geduldeter Gast im öffentlichen Raum, denn er war obdachlos. Jetzt hat er eine eigene kleine Wohnung mitten in Sangerhausen. Beinahe unfassbar für ihn.

Auf sein Schicksal machte Bernd Wernick aus Wimmelburg die Öffentlichkeit in der Vorweihnachtszeit mit einer beispiellosen Hilfsaktion aufmerksam. Er organisierte für den Sangerhäuser Obdachlosen einen Hotelaufenthalt. Er sollte einmal wieder im Warmen und in einem Bett schlafen können, fand Wernick.

Helfer fand viele Unterstützer, die Obdachlosem helfen wollten

Über mehrere Beiträge in der Mitteldeutschen Zeitung wurde seine Idee publik, und er fand eine ganze Reihe Unterstützer. So wurden aus einer geplanten Übernachtung in der Hotel-Pension „Am Rosarium“ fünf. Sogar die Pensionswirtin selbst lud Hicksch damals zu einer zusätzlichen Übernachtung ein.

Aber nach fünf Tagen endete die Hilfsaktion und Andreas Hicksch kehrte auf die Straße zurück. Auch wenn er mit neuen warmen Sachen ausgestattet worden war und einen kältetauglichen Schlafsack bekommen hatte - es war doch ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Obdachloser bekommt kleine Wohnung angeboten

Peggy Heise fragte sich nach der Aktion, wie es denn mit Andreas Hicksch weitergehen könnte. Und die Frage, ob Hicksch für immer auf der Straße leben müsse, beantwortete sie für sich klar mit Nein. Schließlich hatten sie und ihr Mann gerade ein Haus in der Innenstadt gekauft, in dessen unterem Geschoss sie zwei Einraumwohnungen einrichten wollten.

„Ich kannte Andreas schon lange. Mein Mann hatte durch seine Arbeit beim Sicherheitsdienst immer mal mit ihm zu tun, wenn Andreas mit all seinem Besitz im Kaufland im Vorraum saß. Da habe ich ihn auch kennengelernt.“ Als freundlich und nett beschreibt sie ihn. Sie beschloss, ihm eine der kleinen Wohnungen anzubieten, wenn sie fertig gebaut sei. Und obendrein boten sie und ihr Mann an, Andreas Hicksch bei seinen Wegen zu den Ämtern zu begleiten.

Jobcenter, Krankenkasse, Bank - eben alles, was man braucht, wenn man wieder in die Gesellschaft zurückkehren will. Und Andreas Hicksch wollte. Gemeinsam mit dem hilfsbereiten Ehepaar Heise gelang auch dieser Riesenschritt.

Ex-Obdachloser Andreas Hicksch hat nun eine eigene Wohnung

Als draußen zweistellige Minustemperaturen gemessen wurden, und sich so mancher Sangerhäuser Sorgen machte, war Andreas Hicksch sicher in den eigenen vier Wänden. Er saß im Warmen auf seiner Couch und blickte durch die Gardinen durch die Fenster seiner Wohnung. Eine eigene Wohnung - für den Mann immer noch unfassbar und ein bisschen unwirklich. Nach über zwei Jahrzehnten Obdachlosigkeit hat er nun ein Dach überm Kopf.

Einer der ersten Besucher, die Andreas Hicksch empfing, war natürlich Bernd Wernick. Und der freute sich riesig, den 57-Jährigen so wohlbehalten vorzufinden. „Das hätte ich nicht gedacht, dass die ganze Geschichte so gut ausgehen wird“, freut sich der hilfsbereite Wimmelburger für seinen Schützling auf Zeit. „Es ist schön, ihn jetzt so glücklich und stolz zu erleben. Ich hoffe sehr, dass ihm der Sprung in ein normales Leben gelingt.“

Wernick selbst wolle nun aber nicht die Hände in den Schoß legen. Er wolle immer mal nach Hicksch sehen und sich nun in einem privaten Projekt für Obdachlose in Thüringen engagieren. Und was sagt der neue Mieter selbst? „Ich bin froh, dass das geklappt hat. Allerdings ist es aktuell noch etwas ungewohnt“, meint Andreas Hicksch. (mz)