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Nach fünf Tagen in der Pension Nach fünf Tagen in der Pension: Obdachloser Andreas Hiksch ist wieder auf der Straße

Von Beate Thomashausen 13.12.2017, 07:00
Andreas Hiksch (2. v. l.) mit Romy Schult (l.) und Heike Kundlacz sowie Organisator Bernd Wernick (re.)
Andreas Hiksch (2. v. l.) mit Romy Schult (l.) und Heike Kundlacz sowie Organisator Bernd Wernick (re.) Schumann

Sangerhausen - Bei zwei Grad Celsius und Nieselregen war es Heike Kundlacz von der Hotel-Pension „Am Rosarium“ nicht einerlei, als sie Andreas Hiksch am Montagvormittag wieder verabschieden musste. Schließlich wusste sie, dass der 57-Jährige nicht in eine warme Wohnung zurückkehren würde, sondern auf die Straße. Mit seinen Taschen und seinem Rollkoffer kennt ihn fast jeder Sangerhäuser, ist ihm irgendwo in der Innenstadt schon begegnet.

Da Andreas Hiksch diesmal seine vielen Taschen gar nicht allein tragen konnte, so viele Spenden hatte er in den vergangenen Tagen erhalten, fuhr Heike Kundlacz ihm diese erst einmal ins Haus der Wohnhilfe der Arbeits- und Bildungsinitiative in der Lengefelder Straße.

Der Obdachlose Andreas Hiksch konnte vom Nikolaustag an einige Nächte in einer Pension schlafen

Vom Nikolaustag an hatte der Obdachlose aus Sangerhausen in der Sangerhäuser Pension die Annehmlichkeiten eines warmen, trockenen und gemütlichen Schlafplatzes in einem der zehn Doppelzimmer genossen. Bernd Wernick aus Wimmelburg hatte die Hilfsaktion organisiert und viele Unterstützer gefunden.

Auch nach der jüngsten Veröffentlichung am Samstag in der Mitteldeutschen Zeitung meldete sich spontan noch eine Sangerhäuserin in der Pension bei Heike Kundlacz und kündigte an, eine weitere Übernachtung bezahlen zu wollen. So konnte Andreas Hiksch den vielen Schnee, der am zweiten Adventssonntag fiel, aus dem Warmen heraus beobachten.

„Als ich heimkam, hatte er aber schon den Schnee auf unserem Parkplatz geschoben“, freute sich Heike Kundlacz. Ihr Lob habe er sehr genossen. Genauso wie er überhaupt viele Kleinigkeiten zu schätzen wusste, erzählte Frau Kundlacz über ihren doch außergewöhnlichen Pensionsgast, der sich aber spätestens ab Freitag kaum noch aus der Masse der Pensionsgäste herausgehoben habe. Da hatte er nämlich von der Polleber Frisörmeisterin Christina Fuß einen Haarschnitt bekommen.

Viele Spender haben Organisator Bernd Wernick unterstützt und Sachen für den Obdachlosen Andreas Hiksch gespendet

Und die vielen neuen Sachen, mit denen Bernd Wernick und viele Spender den Kleiderschrank in Zimmer 2 der Pension gefüllt hatten, taten ihr Übriges, so dass sich Andreas Hiksch beim gemeinsamen Frühstück wie aus dem Ei gepellt fühlte. Als angenehmen und sehr zufriedenen Gast beschreibt ihn die Wirtin, die generell ihre Gäste herzlich aufnimmt und gern mit ihnen plaudert. Streicheleinheiten nennt sie das.

Und die brauche ihrer Meinung nach ein jeder, sei es nun der Geschäftsreisende, der in ihrer Pension übernachtet, die Familie, der Monteur oder eben Andreas Hiksch. Das sei ganz egal. „Hier ist es so schön warm“, sagt Andreas Hiksch, während er noch fünf Minuten vor gepackten Taschen im Zimmer sitzt. Und er meint damit wohl mehr als nur die heimeligen Temperaturen in der Pension.

Wirtin Kundlacz hofft nun, dass diese Erfahrung, sich unter einem schützenden Dach wohlgefühlt zu haben, für Andreas Hiksch vielleicht der Anstoß dafür ist, sich selbst wieder um ein Leben in eigenen vier Wänden zu bemühen. Dass es Menschen gibt, die ihm bei einem eventuellen Start in ein neues Leben helfen würden, wisse er ja nun.

„Er muss nur die Hilfe annehmen wollen“, sagt zum Beispiel Gerd Mebus aus Sangerhausen. Er erzählte, dass er vor fünf Jahren dabei behilflich gewesen sei, dass Andreas Hiksch wieder einen gültigen Personalausweis hat, denn ohne den gibt es kein Geld vom Jobcenter.

Jobcenter zahlt Leistungsbeziehern ohne festen Wohnsitz täglich ein paar Euro als Regelleistung

„Leistungsbezieher ohne festen Wohnsitz erhalten von uns täglich Barzahlungen. Die Auszahlung für das Wochenende erfolgt generell im Voraus“, erklärt Julia Uhlig, Pressesprecherin des Jobcenters Mansfeld-Südharz. Obdachlose erhalten demnach die normale Regelleistung, die jedoch nicht monatlich, sondern täglich ausgezahlt wird. Mögliche Kosten für ein Obdachlosenheim können im Rahmen der Kosten der Unterkunft ebenfalls vom Jobcenter übernommen werden. Mebus sei auch wieder bereit, sich für Andreas Hiksch einzusetzen.

Auch Pensionswirtin Kundlacz und natürlich der Initiator der Hilfsaktion, Bernd Wernick, haben bereits angekündigt, dass sie den Obdachlosen nun nicht mehr aus den Augen verlieren wollen. Spätestens im Januar wollen sich alle Helfer in der Hotel-Pension „Am Rosarium“ treffen. Natürlich mit Andreas Hiksch. Und vielleicht geht dann der Wunsch der Helfer in Erfüllung und der 57-Jährige lässt sich von ihnen dabei unterstützen, in die Gesellschaft zurückzukehren. Ganz alleine werde er das wohl nicht packen, vermutet Heike Kundlacz. (mz)