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Hettstedter Krankenhaus-Neubau Hettstedter Krankenhaus-Neubau: Landschaftsgarten hilft Seele zu heilen

Von Kornelia Privenau 01.04.2004, 16:05

Hettstedt/MZ. - Behandelt werden Patienten mit psychischen Erkrankungen von Chefarzt Dr. med. Peter Feseler und seinem Team: drei Oberärzte und zwei Assistenz-Ärzte, 26 Schwestern und drei Psychologen für Diagnostik und Therapie. Zehn Uhr vormittags sind die Behandlungsräume verwaist. Frühstückszeit für Personal und Patienten, die stationär oder auf Tagesklinik-Plätzen betreut werden. Es duftet nach Kaffee. Die Abläufe kennt eine Frau seit über 40 Jahren. Es ist Oberschwester Sabine Rudloff, Stationsschwester in der Allgemein- und Alterspsychiatrie. "Ich war schon in der Klinik Großörner dabei, von Anfang an, also seit 1979", sagt sie. Sie wendet sich rasch wieder der Rezeption zu, einem Empfangsschalter wie in einem Hotel. Den gibt es auf jeder Station, überall stehen Blumen oder Dekorationsstücke, angefertigt von den Patienten in der Ergotherapie (Arbeit und Beschäftigung).

"Schön, nicht wahr", meint Oberschwester Sabine und weist auf Zeichnungen, Malereien, Patchwork, Keramikarbeiten, die an den Wänden hängen. Chefarzt Feseler sagt, das Haus hätte für den Kauf von Dekorationen nie das Geld aufbringen können. Patienten haben die Stationen selbst geschmückt.

Beim Gehen durch die Gänge öffnet Feseler die eine oder andere Tür. Gymnastikraum, Aufenthalts- und Besucherraum mit kleiner Küchenzeile, Werkstatt für Ton- und Flechtarbeiten, auch eine Schwimmhalle gibt es. Unversehens gelangt man ins Freie. Zwei Patienten hängen an ihr Frühstück noch eine Zigarettenpause an. Der Blick kann wandern. Durch einen Garten, der wirkt, als wäre er von einem japanischen Landschaftsgestalter angelegt worden. In der Mitte, auf einer großen Fläche, stehen dunkle, glänzende Tierfiguren.

Chefarzt Feseler sagt: "Man kann spazieren gehen, ein Buch lesen." Männliche Patienten, die kein Interesse an Malerei oder Flechten haben, übernehmen Gartenarbeit.

Die Klinik ist international besetzt. "Auch bei uns macht sich Ärztemangel bemerkbar", so der Chefarzt. Derzeit arbeiten ein Arzt aus der Ukraine und eine Ärztin aus Polen auf den Stationen. Eine weitere Polin werde erwartet. Sprachprobleme sind programmiert. Und sie existieren auch auf Seiten der Patienten. Feseler: "Wir behandeln Menschen aus Kriegsgebieten wie Jugoslawien und afrikanischen Ländern. Sie leiden oft unter schweren Traumata. Eine Verständigung mit ihnen ist äußerst schwierig, klappt nur, wenn Angehörige oder Freunde als Sprachmittler fungieren können."

Sehr wichtig ist dem Facharzt die ambulante Gedächtnissprechstunde für Altersdemenz-Patienten. Fast leer ist seit Jahresbeginn die Suchtstation. Nicht aus Mangel an Patienten. "28 Tage dauert beispielsweise eine Entgiftung. Der Patient muss pro Tag zehn Euro zuzahlen. Dazu sind die wenigsten bereit oder in der Lage", sagt der Chefarzt. "Suchtkranke sind keinesfalls nur Alkoholiker oder Drogenkonsumenten. Tablettenmissbrauch, Kauf- und Spielsucht gehören zunehmend zu den neuen Krankheitsbildern, und die Patienten werden immer jünger", so Dr. Feseler. Im übrigen setzen Feseler und sein Team nicht auf ein Rauchverbot bei der Entgiftung oder Entwöhnung. "Diese Behandlung ist hart genug. Wer rauchen möchte, weil es ihm den Prozess etwas erleichtert, soll das tun."