Eine Chance für junge Praktiker

SANGERHAUSEN/MZ. - "Für diese Klasse konnten sich Schüler bewerben, die in ihrer Schule keine Aussicht auf einen Schulabschluss haben", so Uta Kaiser. Sie ist - wie Barbara Hornbostel - die Lehrerin dieser inzwischen noch 15-köpfigen Klasse. Ziel des "Produktiven Lernens" sei der Hauptschulabschluss. Die Jugendlichen haben anschließend die Möglichkeit, den qualifizierten Hauptschulabschluss abzulegen und im günstigsten, wohl nicht im Regelfall den Realschulabschluss. Für die PL-Klasse, so Barbara Hornbostel, müssen sich die Schüler bewerben. Es gibt dafür einen Bewerbungsbogen, der auszufüllen ist, und anschließend ein Aufnahmegespräch. Für die erste Klasse gab es etwa 30 Bewerber, 20 erhielten eine Zusage, nach der achtwöchigen Orientierungsphase sind 15 geblieben.

"Die Schüler müssen sich selbst für diesen Weg entscheiden und ihn als ihre Chance erkennen", so Heike Thomas, die gemeinsam mit Corina Woyke den zweiten PL-Jahrgang im kommenden Schuljahr als Lehrerin übernimmt. Die PL-Ausbildung dauert grundsätzlich zwei Jahre. Pro Woche haben die Schüler zwei Tage Schule und drei Tage Praxis. Das Schuljahr besteht nicht aus zwei Halbjahren, sondern drei Trimestern. Die Praxisplätze müssen sich die Schüler selbst besorgen, pro Trimester einen Betrieb. Dieser Betrieb kann sich zwischen Heimat und Schulort befinden. So haben sie in den beiden Ausbildungsjahren theoretisch die Möglichkeit, in sechs Berufsfeldern Erfahrungen zu sammeln. "Wir arbeiten mit den Praktikumsbetrieben wirklich sehr gut zusammen", so Uta Kaiser. Die Lernpläne seien individuell gestaltet, orientieren sich am Entwicklungsstand der Schüler und an ihrem jeweiligen Praktikumsplatz. Im Klartext heißt das: 15 Pläne für 15 Schüler. Statt Zensuren werden in den Trimestern Punkte verteilt und ein Bildungsbericht erstellt. Am Jahresende werden die Punkte in Zeugnisnoten umgerechnet. Das Schuljahr gilt als bestanden, wenn zwei von drei Trimestern erfolgreich absolviert wurden. Übrigens: Fahrkosten entstehen den Schülern, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, um nach Sangerhausen bzw. in ihren Betrieb zu kommen nicht.