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Ein historisches Fleckchen Erde

Von BEATE LINDER 14.01.2010, 18:28

SANGERHAUSEN/MZ. - Wenn man das mal so sagen darf: Unser Leser Achim Duttke hat einen kleinen Schatz aus seinem Archiv herausgekramt. Wie er selbst schreibt, zeigt das Foto das Abrissgrundstück Ecke Göpenstraße / Neuehäuserstraße in Sangerhausen im Frühjahr 1995 bevor dort unter anderem das damalige Kaufhaus Fischer / Göpentorcenter errichtet wurde. Ganz früher stand an dieser Stelle die alte Post bevor das heutige Postgebäude an der Bahnhofstraße erbaut wurde.

Erkannt hat das unter anderem Karin Tobihn aus Oberröblingen. Sie schreibt: "Bei dem gesuchten Rätselfoto handelt es sich um eine der ältesten Straßen von Sangerhausen - die Göpenstraße. 1358 wurde diese erstmals urkundlich erwähnt und ist neben der Kylischen Straße eine rege Geschäftsstraße. Ende der 50er Jahre befand sich in dem großen Eckhaus Göpenstraße / Neuehäuserstraße das 'Haus der Technik". Dort waren große und kleine, vor allem aber elektrische Haushaltsgeräte im Sortiment. Waschmaschinen, Staubsauger, Röhrenradios und Stehlampen waren zu dieser Zeit der Renner. Ein geschmackvoller und moderner Verkaufsraum wurde dort eingerichtet. Die dahinterliegenden Räume nutzte man als Lagerkapazität. Nach der Wende, so Mitte der 90er Jahre, wurde das ganze Gebäude abgerissen und ein neues mehrgeschossiges Geschäftshaus entstand. Es war der Fischerkette angegliedert und der Bau sorgte für helle Aufregung in der Innenstadt. Die Deckenelemente für das Bauvorhaben wurden im Plattenwerk Sangerhausen hergestellt und die Anlieferung war problematisch. Die großen Sattelschlepper mussten über die Magdeburger Straße, das letzte Stück rückwärtsschiebend auf die Baustelle gelangen. Alles war gesperrt und oftmals sind Stunden vergangen bis die Entladung erfolgen konnte. Heute kann man in dem Modehaus Bianca Textilien aller Art käuflich erwerben. Allerdings befindet sich der Haupteingang jetzt seitlich von dem großen Geschäftshaus."

Da sich an der fotografierten Stelle einst die Sangerhäuser Post befand, hat sich der Riestedter Horst Ramm die Mühe gemacht, Interessantes zu diesem Thema herauszufinden. Herr Ramm schreibt: "Bis 1819, in welchem Jahre der Weg von Sangerhausen nach Riestedt durch die Sackwiese einigermaßen befestigt wurde, waren im Winter noch alle Verbindungswege um die Stadt herum fast grundlos. Die Post fuhr damals nur geschlossene Leiterwagen, Personen wurden in der so genannten gelben Kutsche befördert. Nachdem 1826 die neue Chaussee von Nordhausen durch Sangerhausen bis Langenbogen und 1830 die neue Chaussee bis Artern eröffnet waren, wurde das Postamt erweitert und die vierspännige Schnellpost eingeführt. Danach trat eine regere Zeit an. 1858 wurde eine Telegraphenstation eingerichtet. 1877 legte das Generalpostamt ein unterirdisches Telegraphenkabel mit sieben Leitungen durch die Stadt, das Berlin und Frankfurt / Main direkt miteinander verbindet, ferner ein Telefon zwischen hier und Königerode und 1878 eins nach Oberröblingen an. 1880 sind im kaiserlichen Postamt ein Direktor, vier Sekretäre, ein Obertelegraphist, ein Assistent, ein Eleve, ein Gehilfe, sechs Schaffner, zwei Brief- und zwei Paketträger, zwei Landbriefträger, ein Posthalter und vier Postillone beschäftigt. Ein Brief nach Berlin kostete zehn Pfennig, eine Postkarte fünf Pfennig, Drucksachen drei Pfennig. Neu entstand im Jahre 1885 das kaiserliche Postamt im Neuendorfe, das am 28. Juni 1886 bezogen und für Post wie auch Telegrafendienst eröffnet wurde."

Die aus ihrer Sicht harte Nuss hat auch die Sangerhäuserin Käte Moritz geknackt. Sie war wieder auf Tour in der Stadt und hat das Fleckchen Erde, das inzwischen nicht mehr so aussieht wie auf dem Foto, entdeckt. Frau Moritz erinnert sich beispielsweise, dass es in der Neuhäuser Straße einmal einen Bäckerladen Niemann sowie ein Fischgeschäft gegeben hat. Auch weiß sie von einem Friseurgeschäft Probst beziehungsweise hat diese Information recherchiert.

Richtig lagen außerdem: Ottomar Hundt, Uta Probst, Rainald Klette, Josef Haase, Ellen Feuchte und Marianne Redepenning.

Gewonnen hat in dieser Woche der Bergaer Nico Oklitz, für ihn liegen 15 Euro in der Lokalredaktion bereit. Mit erneut einem historischen Foto gehen wir in die neue Raterunde. Zur Verfügung gestellt hat uns die interessante Aufnahme Christiane Jüngling. Wir sind gespannt auf die Antworten, die bis zum 20. Januar (Einsendeschluss) in der Redaktion vorliegen müssen.

Schreiben Sie uns an die MZ-Lokalredaktion, Kylische Straße 56, 06526 Sangerhausen.

Sie können uns auch mailen: [email protected]