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Auszug aus Suchtberatungsstelle Auszug aus Suchtberatungsstelle: Differenzen zwischen Selbsthilfegruppen in Sangerhausen

Von Helga Koch 28.11.2013, 13:51

Sangerhausen/MZ - Den angekündigten Auszug von elf der 13 Selbsthilfegruppen aus der Drogen- und Suchtberatungsstelle Sangerhausen habe man „mit Sorge und auch Unverständnis“ aufgenommen, heißt es in einer Mitteilung des Sozialwerks Behindertenhilfe der Paritätischen Sozialwerke (PSW) GmbH. Die PSW GmbH ist laut Kreistagsbeschluss seit April als Träger der Drogen- und Suchtberatung im Landkreis Mansfeld-Südharz tätig. Sie unterhält im Kreis die beiden Beratungsstellen in Sangerhausen und Eisleben.

Hintergrund des angekündigten Auszugs der Gruppen sind offensichtlich unterschiedliche Auffassungen zum Umgang mit Suchtproblemen. Insbesondere lehnen die elf Gruppen das so genannte „kontrollierte Trinken“ (kT) als auch „Kompetenz im selbstbestimmten Substanzkonsum“ (KISS) ab. Dabei handelt es sich um Konsum-Reduktionsprogramme. Aus der Sicht der elf Gruppen, die sich kürzlich in Sangerhausen zum Verein für Menschen mit seelischen Behinderungen zusammengeschlossen haben, erscheinen die Programme als fragwürdig.

Doch den Vorwurf, in der Beratungsstelle hielten fragwürdige Methoden Einzug, weist die Geschäftsbereichsleiterin des Sozialwerkes Behindertenhilfe, Birgit Reinhardt, zurück. Bei Programmen wie „kT“ und „KISS“ handele es sich „um von Experten entwickelte, verhaltenstherapeutische Selbstmanagementprogramme“. Sie seien in der Praxis erprobt worden und dienten der gezielten Reduktion des Suchtmittelkonsums. „Sie kommen an mehreren hundert Stellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Einsatz“, unter anderem in zwölf Beratungsstellen verschiedener Träger in Sachsen-Anhalt, so Reinhardt. Diese Programme stellten eine sinnvolle Ergänzung der Arbeit in den Beratungsstellen dar, der Landkreis habe dies als Bestandteil der Unterstützung und Behandlung gefordert. Trotzdem „sind und bleiben die Drogen- und Suchtberatungsstellen ein suchtmittelfreier Raum. Niemand erhält hier einen Schluck aus der Flasche oder einen Joint.“

Um den Mitgliedern der Selbsthilfegruppen und deren Angehörigen die Ängste zu nehmen, strebe die PSW eine weitere, intensive Kommunikation und Zusammenarbeit an, versicherte Reinhardt. Neben einem „fachlichen Diskurs“ zu den Konsum-Reduktionsprogrammen sollten der Arbeitskreis Sucht wiederbelebt und eine Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) gegründet werden. Der Landkreis werde dies unterstützen, sagte jetzt Landrat Dirk Schatz (CDU) im Kreisausschuss. Reinhardt: „Wir wollen hilfebedürftigen Menschen gangbare Wege aus Suchtmittelmissbrauch und Abhängigkeit aufzeigen und sie dabei begleiten.“ Das tue man erfolgreich seit 20 Jahren in fünf weiteren Beratungsstellen im Land.