1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Wo Angler nicht nur Fischwasser wollen

Wo Angler nicht nur Fischwasser wollen

Von Stephan Neef 26.09.2005, 14:09

Quedlinburg/MZ. - Seit Juli strahlt auch der einstige Blumengarten, das blühende Herz des Brühlparks, wieder in neuem Glanz. Die Sanierung der am Bode-Ufer liegenden Oase war aufwendig, die Pflege des Kleinods ist nicht minder mühsam. Doch die Kommune, einst als "Blumenstadt" bekannt, ist damit (finanziell) überfordert. Und deshalb auf die Hilfe engagierter Freizeit-Gärtner angewiesen. Zwei befreundete Ehepaare verpflichteten sich, rund um den großen Brunnen zu jäten, zu gießen und für Ordnung zu sorgen - vorerst für ein Jahr.

Ersatz-"Pflegekind"

Eigentlich hatten sich Karl-Heinz Hänisch und Hans Liebau um ein anderes Pflegeobjekt beworben - das Hochbeet an der ehemaligen Brühl-Gaststätte. Denn zu dessen Füßen fließt der so genannte Holländergraben. Der kleine Wasserlauf, der Mühlgraben und Bode verbindet, ist Einzugsgewässer für laichende Fische. Und braucht deshalb genauso intensive Pflege, weiß Hänisch. Der 57-Jährige ist - wie sein Freund und Ex-Kollege Liebau - leidenschaftlicher Angler und von seinem Verein als Fischerei- und Gewässeraufseher eingesetzt. Doch als Stadt, Landkreis, MZ und der Verein Kulturlandschaft Quedlinburg für grüne "Sorgenkinder" nach Paten suchten, war die Resonanz so groß, dass das Quartett in den Brühlgarten ausweichen musste.

Rowdy-Attacken

Beim MZ-Besuch waren die vier Quedlinburger allerdings außerhalb ihres eigentlichen Einsatzgebietes tätig - und sammelten Papier, das offenbar körbeweise auf den Rasen geschüttet wurde. Die Sitzbänke am Rande des Areals sind ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen, die Folgen an manchen Tagen verheerend. Wenn die zu pflegenden Beete zur Geltung kommen sollen, müsse auch das Umfeld sauber sein, argumentieren Jutta Hänisch und Katrin Liebau, die helfenden Ehefrauen. Im Gegensatz zu ihren Männern sind sie noch berufstätig - Erzieherin die eine, Lehrerin die andere. Das Familien-Doppel will nicht nur dafür sorgen, dass es rund um den Brunnen "2006 noch mehr blühende Blumen gibt", es würde auch gern die Brunnenfontäne plätschern sehen und das Wasser mit Seerosen und Fischen bestückt. Auch ein auf diese Weise belebter Brunnen wäre bei Hänisch und Liebau in guten Händen.

Zwei Quellen belebt

Schließlich hat das kleine Team schon den "Heiligen Brunnen" aus dem Dornröschen-Schlaf geholt, einen Jahrhunderte alten Born, der unweit des Gröperns in den Mühlgraben fließt. In achttätiger Sonderaktion wurde gemauert und geputzt, das Umfeld beräumt, der lange Weg frei geschnitten. Fast spektakulär war die von ihnen initiierte und durchgeführte Wiederbelebung einer Quell-Nische am Bode-Ufer unterhalb der Altenburg, die sie wieder zum einladenden Rastplatz gestalteten (die MZ berichtete). Zu gern würden die beiden Männer - mit Hilfe des Bauhofes - auch den am Rande des Brühls gelegenen "Brecht-Brunnen aktivieren und pflegen", der inzwischen einen traurigen Anblick biete. Undenkbar, wie die Welterbestadt aussehen würde, wenn es in ihren Mauern einige hundert Hänisch's und Liebaus gebe.