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Touristen auf Schnäppchensuche

Von Andreas Bürkner 01.01.2008, 16:49

Thale/MZ. - Die Veranstalterin Romy Alban von der gleichnamigen Agentur aus Mühlhausen hatte alle Hände voll zu tun, doch weniger mit der Organisation als der Betreuung des Imbissstandes. Indessen sorgte ihr Gatte Michael vor der Halle dafür, dass die vielen Fahrzeuge aus Sachsen-Anhalt und den benachbarten Bundesländern einen sicheren Parkplatz fanden. Natürlich seien die meisten auf der Suche nach Schnäppchen, kennt die seit sechs Jahren aktive Chefin die Bedingungen, aber "manchmal ist auch Höherwertiges dabei, im vierstelligen Bereich."

Den ganzen Tag herrschte in der Halle dichtes Gedränge rund um die Stände mit Münzen, Ansichtskarten, Büchern, Schmuck, Porzellan, Puppen, Orden, NVA-Utensilien oder Spielzeug. Die Anbieter kamen aus den gleichen Ländern, in denen die Veranstaltungsagentur mit ihren Flohmärkten präsent ist, vor allem in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, Hessen und Niedersachsen. Unter die professionellen Händler mischten sich auch manche Hobbyverkäufer. Ein älteres Paar aus der Nähe von Bad Sachsa bessert sich so die kleine Rente auf. Allerdings haben sie ihr Angebot verändert: "Nachdem wir anfangs auch fast alles hatten, störte uns der große Aufwand beim Aus- und Einpacken, vor allem bei den Porzellansachen." Deshalb beschäftigen sie sich nun nur noch mit Haushaltstextilien, was den Aufwand deutlich geringer halte.

Ihr Stand war auch der Richtige für Viola Finke aus Arendsee, die sich nicht nur in Thale vor allem für Wäsche aus Omas Zeiten und DDR-Beständen interessierte. "Allerdings", gab sie offen zu, "passt mein Gatte Bernd genau auf, dass ich nicht so viel Geld ausgebe." Gemeinsam mit Birgit und Harald Schulz aus Wittenberge verbringt das Ehepaar seit vielen Jahren den Jahreswechsel in Friedrichsbrunn und nutzte dabei die günstige Gelegenheit zu einem Abstecher in die Mehrzweckhalle. Auch Urlauber aus Delitzsch, die ihr Quartier in Altenbrak aufgeschlagen haben, kamen eher zufällig in den Verkaufstempel, was aber bei der umfangreichen Werbung und Ausschilderung kein Problem gewesen sei: "Kaufen wollen wir eigentlich nichts, aber interessant ist es schon."

Ähnlich ging es auch dem Stecklenberger Fußballer René Koslowski. "Ich wollte nur mal schauen, was es so alles gibt", hegte er keine konkreten Ambitionen. Die hatte aber Hansgeorg Wagenknecht, federführend beim Quedlinburger Kaiserfrühling. Er war auf der Suche nach humorvollen Büchern, "das hat aber nichts mit meinem anderen Engagement zu tun", betonte er. Der Quedlinburger Dieter Weckebrodt zieht mit Gattin Bärbel schon seit fünfzehn Jahren von Markt zu Markt, "allerdings nur in der Region." Sie begründeten den großen Andrang auch mit den vielen Urlaubern, die zum Jahreswechsel in den Harz kommen.

"Bei diesen Leuten sitzt das Geld zudem deutlich lockerer als bei den Einheimischen", ergänzte Steffen Wolf, der sich seit etwa zehn Jahren auf Bücher spezialisiert hat und mit seinem Bestand fast jedes Wochenende auf Flohmärkten unterwegs ist. Um die Leute aus der Reserve zu locken, fragt er - statt feste Preise zu nennen - lieber: "Wie viel wollen sie denn ausgeben?" Mit dieser Verhandlungstaktik konnte er in Thale manches Schnäppchen unter das Volk bringen.