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Streifzug durch Jahrhunderte

Von Kerstin Beier 18.04.2008, 17:21

Quedlinburg/MZ. - "Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele." Dieses Cicero-Zitat passt auf ein Ereignis dieser Woche gleich doppelt: Das Fachwerkzentrum in Quedlinburg hat eine Publikation herausgegeben, die schon am Tag der Präsentation reißenden Absatz fand: "Fachwerklehrpfad. Ein Rundgang durch Quedlinburg vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert", heißt das reich bebilderte Werk, das beispielhaft durch die baugeschichtlichen Epochen in Quedlinburg führt. Und das Philosophenwort vom "Körper ohne Seele" sei durchaus auf eine Stadt wie Quedlinburg übertragbar, so Dr. Robert Knüppel. Der Generalsekretär der Deutschen Stiftung Denkmalschutz stellte die Frage, was Quedlinburg wohl ohne seine Denkmale sei, nur rhetorisch. Die Baugeschichte in Quedlinburg ist an seinen 1 300 Fachwerkbauten aus sechs Jahrhunderten ablesbar, was Quedlinburg zu einem "spannungsreichen Lebensraum" mache.

Mit ihrer Publikation, die es für Erwachsene und in vereinfachter Form auch für Kinder gibt, helfen die Autoren dem interessierten Quedlinburger wie dem Besucher, sich in den Baustilen der Jahrhunderte zurechtzufinden. Bürgermeister Eberhard Brecht brachte es auf den Punkt mit den Worten: "Um etwas lieben zu können, muss man etwas über den Gegenstand der Liebe wissen", und er bedankte sich ausdrücklich bei denen, die sich "dieser Mammutaufgabe" gestellt haben.

Dazu gehören in erster Linie die Autorinnen Claudia Hennrich und Mandy Schmidt. Claudia Hennrich, Geschäftsführerin des Deutschen Fachwerkzentrums in Quedlinburg, verteilt das Lob der ersten Leser auf viele, die an der Publikation mitgewirkt haben: Da wären zunächst die Förderer zu nennen - die Stadt Quedlinburg, die BauBeCon Sanierungsträger GmbH, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und das Land Sachsen-Anhalt. Die Arbeit von zwei Jahren wäre aber nie zu einem guten Ende gekommen, so Claudia Hennrich, wenn es nicht in Quedlinburg selbst viele gute Geister gegeben hätte, die direkt oder indirekt daran mitgewirkt haben: sei es durch die Bereitstellung von Fotos, Planungs- und Bauunterlagen, sei es durch umfangreiche Vorarbeiten zum Beispiel von Karl-Heinz Wauer, der in den vergangenen Jahren ein ausführliches Häuserverzeichnis für Quedlinburg erarbeitet hatte oder einfach durch die Tatsache, dass private Hausbesitzer den Autoren immer wieder Zutritt in ihre vier Wände und damit in ihre Privatsphäre gewährten. Frau Hennrich bedankte sich bei Architekten, dem Restauratorenkollegium Blankenburg, bei der Fotografin Rosi Radecke und vielen anderen.

Das Buch führt den Leser durch die verschiedenen Stilepochen vom Mittelalter über die Renaissance, das Barock und Spätbarock bis hin zum historisierenden Stil Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Zeitabschnitte sind farblich gekennzeichnet, was die Orientierung im Buch erleichtert. Nach einigen einführenden Seiten in die jeweilige Stilrichtung beleuchten die Autoren einzelne Gebäude als typische Vertreter näher, viele Zeichnungen, Fotos und Detailaufnahmen, aber auch Abbildungen von Gemälden oder Zeichnungen erleichtern dem Leser das Verstehen und führen manchmal auch Veränderungen vor Augen.

Teil des Projektes "Fachwerklehrpfad" ist neben den Publikationen eine Dauerausstellung im Fachwerkzentrum in der Quedlinburger Blasiistraße 11 und eine Internetpräsentation.

Die beiden Schriften sind im Fachwerkzentrum zu erwerben oder zu bestellen unter den ISBN 3-937648-13-5 (Erwachsene) und 3-937648-14-3