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Quedlinburg Quedlinburg: Marienportal zeigt wieder seine Schönheit

Von petra korn 20.06.2013, 12:14
Restaurator Gregor Konrad Onasch erläutert die durchgeführten Sanierungs- und Konservierungsarbeiten.
Restaurator Gregor Konrad Onasch erläutert die durchgeführten Sanierungs- und Konservierungsarbeiten. Jürgen Meusel Lizenz

quedlinburg/MZ - „Das Portal sah fürchterlich aus. Es war durch die Verkrustungen sehr dunkel, und es war auch durch den mehrmaligen Transport nicht gerade im besten Zustand.“ Doch jetzt, freut sich Martin Reis, Vorsitzender des Fördervereins St. Wipertikirche, sieht das Marienportal, das einst zum Kloster auf dem Münzenberg gehörte und nun das Seitenschiff der Wipertikirche ziert, „anheimelnder“ aus.

In den vergangenen Monaten ist das aus dem 13. Jahrhundert stammende Kleinod im Auftrag des Fördervereins restauriert worden. 25 000 Euro wurden dafür investiert. 6 000 Euro trug der Verein als Eigenanteil, 19 000 Euro kamen aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm II des Bundes 2011. „Bei laienhafter Betrachtung könnte man denken, es fehlt die komplette Nachbildung der Figuren“, sagte Architekt Peter Koblitz mit Blick auf das Tympanon, das Schmuckfeld mit der Marien-Darstellung. „Aber das ist nicht Sinn der Denkmalpflege.“ Die Arbeiten, die im Oktober vergangenen Jahres begannen und jetzt abgeschlossen wurden, seien in Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden und dem Landesverwaltungsamt erfolgt.

Dabei war eine ganze Reihe von Maßnahmen zu bewältigen, wie Restaurator Gregor Konrad Onasch Vereinsmitgliedern, Vertretern des Landesverwaltungsamtes sowie der Kirchengemeinde und Interessenten erläuterte. So wurde das aus Kalk- und Sandstein bestehende Portal gereinigt, die Steine wurden gefestigt. Insbesondere ging bei der Reinigung um die schwarzen Gipskrusten: Vor allem durch sauren Regen hat sich der Kalk des Steins gelöst, wurde an die Oberfläche transportiert und hat sich dort als Gipskruste abgelagert, so der Restaurator. Dadurch würden nicht nur Formen entstellt.

„Eine Gipskruste schränkt nicht nur optisch, sondern auch bauphysikalisch ein. Sie ist dichter als das Gestein, das Wasser kann nicht mehr diffundieren. Ein Entstehen von Gipskrusten hat eine Entfestigung des Steins zu Folge.“ Weil Proben auch eine starke Nitrat- und Sulfatbelastung vor allem im unteren Portalbereich ergeben hatten, erfolgte zudem mit Hilfe von Kompressen eine Entsalzung. Beispielsweise an den Kapitellen und in ihrer Umgebung wurden bei kleinen Fehlstellen Formergänzungen vorgenommen.

Dass die vorderen Kapitelle hell, die hinteren dunkler erscheinen, liegt an den verschiedenen Stufen der Verwitterung, die bei den vorderen Kapitellen schon weiter fortgeschritten war, erklärte Gregor Konrad Onasch. Die hinteren Kapitelle sind durch die Gipskruste weiterhin dunkler, doch der Kontrast ist durch die Reinigung wesentlich geringer. In diesem hinteren Bereich ist aber auch die ursprüngliche Form der Kapitelle noch erhalten, und die Möglichkeit einer weiteren Schädigung wird wegen des schützenden Vordachs als gering eingeschätzt, so der Restaurator.

Erneuert wurden alle Fugen - bis auf die Zementfugen aus den 1950er Jahren, als das Portal in die Wipertikirche eingebaut und die Segmentteile wieder zusammengesetzt wurden. „Beim Herausnehmen der Zementfugen würde zu viel Schaden entstehen. Deshalb wurde in Abstimmung mit den Denkmalbehörden darauf verzichtet“, erklärte Architekt Peter Koblitz.

Auch die damals auf die Segmente mit Ölfarbe aufgetragenen Nummern sind weiter zu sehen. „Sie sind ausgedünnt durch die Reinigung, aber als Dokument aus der Geschichte erhalten geblieben“, sagte Konrad Gregor Onasch.

Bei der Reinigung des Tympanons, die ebenfalls manuell erfolgte, wurde übrigens ganz besonders schonend vorgegangen, weil es hier Farbreste gab. Gefunden wurden Rot- und Beige-Töne, zum Beispiel in den Gewändern der Nonne und der Madonna, so der Restaurator. Farbreste würden aber auch an Architektur-Teilen auftauchen. „Deshalb ist es nicht so eindeutig, dass man sagen kann, dass es die mittelalterliche Fassung ist. Diese Frage ist nicht gelöst worden.“

Für Gregor Konrad Onasch war die Restaurierung „eine schöne Aufgabe“. Und eine besondere wegen der beiden verschiedenen Steinmaterialien, der herausragenden Bedeutung des Portals für die Region und seiner bewegten Geschichte: Ursprünglich zum Kloster auf dem Münzenberg gehörend, sei es an verschiedenen Orten eingebaut gewesen, ehe es in der Wipertikirche „ein schönes Zuhause gefunden hat“.