1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Polizeiermittlungen im Harz: Polizeiermittlungen im Harz: Hat Hotel-Chef eine Studentin misshandelt?

Polizeiermittlungen im Harz Polizeiermittlungen im Harz: Hat Hotel-Chef eine Studentin misshandelt?

Von ingo kugenbuch 01.07.2014, 13:38
Wasser, Bäume, blauer Himmel - die Überleitungssperre Königshütte. Die Reise einer Studentin in den Harz endete jedoch im Fiasko.
Wasser, Bäume, blauer Himmel - die Überleitungssperre Königshütte. Die Reise einer Studentin in den Harz endete jedoch im Fiasko. Archiv/frank drechsler Lizenz

Quedlinburg/MZ - Als die beiden Studentinnen im Juni aus dem Saalekreis in den Harz reisten, freuten sie sich auf ein paar schöne Tage. Doch die Bilanz fiel gänzlich anders aus: „Blaue Flecken, Schrammen, eine Schnittwunde und blutige Kratzer“. Hinzu komme ein Gefühl der Ohnmacht und Beklemmung, wenn sie an ihre Reise zurückdenkt, sagt Anna Werner (Name geändert), 29.

Dabei sah es so aus, als hätten die beiden jungen Frauen Glück. Sie waren in den Harz gekommen, um dort zu lernen, wie ein Pfadfinderlager organisiert wird. Sie hofften auf interessante Gespräche und Entspannung beim Zelten im Harz. Als das Wetter jedoch plötzlich umschlug, mussten sie sich überstürzt nach einem Hotel umsehen. Tatsächlich bekamen sie noch ein Zimmer in einer Herberge, in das sie an jenem Abend Anfang Juni gegen 22 Uhr einzogen. Dass die Einrichtung altmodisch und abgewohnt war, störte sie weniger - schließlich hatten sie es trocken und ein Dach über dem Kopf.

Hotel-Chef droht mit Rechnung

„Um 9.45 Uhr am nächsten Morgen haben wir uns dann wieder auf den Weg gemacht“, berichtet Anna Werner. Sie habe den Hotelier noch darauf hingewiesen, dass das Bett nicht in Ordnung sei und sie versucht habe, es notdürftig zu reparieren. Als sie dann eine Quittung für die Übernachtungskosten verlangte, habe der Hotel-Chef sie unwirsch aus dem Haus gewiesen. Er habe mit einer Rechnung gedroht, die er den Studentinnen schicken wolle. Als ihre Freundin schon im Auto gewartet habe, habe sie einen Versuch unternommen, das Ganze zu klären.

Auf der nächsten Seite schildert die Studentin den Vorfall aus ihrer Sicht und der beschuldigte Hotelier äußert dazu.

Was dann geschah, schildert Anna Werner so: „Er packte mich an Hals und Nacken, stieß gegen meinen Kopf und stieß und zerrte mich durch das Hotel bis auf den Parkplatz.“ Selbst als sie dabei zu Boden ging, habe der wütende Hotelier nicht von ihr abgelassen. „Ich habe ihn angefleht, mich loszulassen“, sagt sie. Mit Not habe sie sich in das Auto retten können, berichtet Anna Werner. „Er ist ohne zu zögern auf mich losgegangen“, sagt sie. „Er hat mich als Frau verprügelt. Das ist beschämend.“ Bis heute habe sie an diesem Erlebnis zu knabbern. Sie habe sich jetzt einen Anwalt genommen, um den rabiaten Gastwirt zu verklagen.

Auch bei der Polizei hat sie Anzeige erstattet, wie Uwe Becker vom Polizeirevier Harz bestätigt. Sie habe den Hotel-Chef wegen Körperverletzung angezeigt, sagt er. „Mehr darf ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen.“ Nach MZ-Informationen ist der Mann wegen zahlreicher Delikte - darunter auch Körperverletzung - polizeibekannt. Er habe, sagt Becker, die Studentin im Gegenzug wegen Hausfriedensbruchs angezeigt.

Zumindest das bestätigt auch der Hotelier gegenüber der MZ. „Wir haben ihr Hausverbot erteilt und sie aufgefordert, das Gelände zu verlassen“, sagt er. Der Grund dafür sei gewesen, dass die junge Frau versucht habe, ihn zu erpressen. Mehr will er angesichts des laufenden Verfahrens nicht sagen. Auch nicht, ob er sie geschlagen habe.

Die Idylle  - hier der Blick über Neinstedt zum Brocken - trügt. Die Reise einer Studentin in den Harz endete im Fiasko.
Die Idylle  - hier der Blick über Neinstedt zum Brocken - trügt. Die Reise einer Studentin in den Harz endete im Fiasko.
Detlef Anders/Archiv Lizenz