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Neues Tanklöschfahrzeug noch in diesem Jahr?

Von ANDREAS BÜRKNER 09.05.2010, 15:07

QUEDLINBURG/MZ. - Alle Hände voll zu tun hatte Cornelia "Nelly" Wiedenbein bei der Jahreshauptversammlung der Quedlinburger Feuerwehr - sie war für das Reichen der passenden Urkunden, Blumen oder Schulterklappen für die Ehrungen und Beförderungen zuständig. Durch den Ausfall der Rechenschaftslegung im Vorjahr musste sie diesmal gleich den Überblick über die doppelte Anzahl von Ausgezeichneten behalten, was die gute Seele der Wehr allerdings mit Bravour meisterte und sogar noch Zeit für ein Küsschen an die Geehrten hatte.

Rechnet man die insgesamt 345 Einsätze um, dann wurde fast täglich die Hilfe der Feuerwehr beansprucht. "Dabei nehmen die technischen Hilfeleistungen immer mehr zu", musste Stadtwehrleiter Karl-Heinz Mausolf in seinem Bericht feststellen und nannte als Beispiel einen Giftstoffunfall im Gernröder Weg, bei dem 130 Menschen evakuiert werden mussten. Auch Bürgermeister Eberhard Brecht, dem als oberster Dienstherr traditionell die letzte Rede vorbehalten blieb, sieht die Wehr schon als "Mädchen für alles" an, die aber "großes Vertrauen der Bevölkerung genießt". Mit der Entscheidung des Stadtrates, statt in andere Maßnahmen in ein neues Tanklöschfahrzeug zu investieren, dokumentiere er die Wichtigkeit des Brandschutzes in Quedlinburg.

Auf die mögliche Zwangseingemeindung sowie den Einwohnerrückgang bezogen, forderte Brecht, das "wenigere Geld der Kommunen nicht in die Verwaltung, sondern in die freiwilligen Leistungen zu stecken". Seitens der Stadt wurde im Vorjahr die Feuerwehr-Rente eingeführt, die Mitglieder der Wehr dürfen außerdem Theater, Museen, Hallenbad oder Sauna kostenfrei besuchen. "Das ist zumindest eine Anerkennung", erklärte Mausolf, "auch wenn die Rentenhöhe noch nicht unseren Erwartungen entspricht."

Während die 59 Aktiven zu 60 Brandeinsätzen ausrücken mussten, wurde 64-mal technische Hilfe angefordert. Neben 33 Rettungs- sowie elf Gefahrstoffeinsätzen halfen die Quedlinburger Floriansjünger auch 24-mal den Kollegen in umliegenden Orten oder hielten 96 Brandsicherheitswachen. "Leider waren wir wegen 57 Fehlalarmen umsonst unterwegs", beschrieb Mausolf unnötige Belastungen der 59 Aktiven, darunter fünf Frauen, die über 11 600 Stunden leisteten.

"Eine Schwierigkeit ist das mangelnde Verständnis der Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter für diese wichtige Aufgabe freizustellen oder der Weggang von Jugendlichen", wiederholte er die leidige Sorge um neue Mitglieder. Diese sollte sowohl mit einem gemeinsamen "Tag des Helfers" mit Polizei, Technischem Hilfswerk (THW) sowie den Rettungsdiensten als auch mit einer Plakatwerbung begegnet werden - mit geringem Erfolg. Er lobte aber das Klinikum, welches Arbeitsplätze bereitstelle. "Zudem erschwert die Kürzung des Zuschusses aus der Feuerwehrsteuer unsere Arbeit", kannte Mausolf weitere Probleme, konnte aber auch auf Erfolge verweisen: "Die aktiven Mitglieder in den aktiven Einheiten sind alle mit digitalen Empfängern ausgerüstet. Während 32 Geräte vom Land gekommen wären, hat die Stadt nochmals die gleiche Anzahl beigesteuert. Beim ÖSA-Feuerwehr-Cup, einem Lauf über fünf Kilometer, haben wir viele Pokale einheimsen können."

Für die zwei Mädchen sowie zehn Jungen in der Jugendfeuerwehr zog Julia Mente eine positive Bilanz im Jubiläumsjahr. Seit 1960, damals noch als junge Brandschutzhelfer und 1990 in die Jugendfeuerwehr umgewandelt, gibt es eine aktive Nachwuchsarbeit in Quedlinburg. "Selbst der längere Ausfall von Nelly", die weiter Regie vom Krankenbett aus geführt habe, "wirkte sich auch dank Stellvertreter David Opfermann nicht auf die Qualität der 34 Dienstnachmittage oder vielen Aktionen aus."

Seit 20 Jahren besteht die Alters- und Ehrenabteilung, die kurioserweise damals wie heute 21 Mitglieder hat, darunter nur eine Frau. Im Vorjahr wurde Horst Schmidt neuer Chef der Truppe und Friedrich Bremert dessen Stellvertreter. "Unser besonderer Dank geht aber an unsere Vorgänger Alfred Gramm und Achim Pätz", machte Schmidt deutlich und überreichte Präsente. Ihre runde Zahl wollen die Senioren aber erst 2011 zusammen mit dem 135-jährigen Wehrjubiläum begehen. Doch zuvor hoffen Mausolf sowie Stellvertreter Mike Possekel, der zum Oberbrandmeister befördert wurde, schon vor Ende des Jahres das nagelneue, auf die Quedlinburger Bedingungen zugeschnittene Löschfahrzeug in Dienst stellen zu können.