Wald im Harz Nach den Borkenkäfern: Welche Schädlinge welche Baumart befallen
Käferarten bzw. ihre Larven machen Bäumen rund um Quedlinburg und Halberstadt zu schaffen. Um ihre Verbreitung einzudämmen, stehen weitere Fällungen bevor.

Quedlinburg/MZ. - Auf eine Eiche gehen Jenny Klawe mit Hund Gustav an der Leine und Jan Sefzig zu. An einer Stelle auf der dunklen Borke mit ihren tiefen Furchen liegt weißes faseriges Bohrmehl – es sieht ein bisschen aus wie Holzwolle. Für die beiden Experten ist klar, dass der Eichenkernkäfer zugeschlagen hat, der sich bis ins gesunde Kernholz frisst. Anderswo entdecken sie viele D-förmige Löcher in einem Eichenstamm – hier ist wohl die nächste Generation des Eichenprachtkäfers ausgeflogen. Bei der Früherkennung dieser Art hilft manchmal auch der Specht: Dort, wo er nach Käferlarven gesucht hat, ist die Rinde rötlich verfärbt.
„Jeder Baum im Bestand muss unter die Lupe genommen werden“, sagt Revierförsterin Klawe. Und das ist eine langwierige Aufgabe. Befallene Eichen müssen aber entdeckt und dringend aus dem Wald entfernt werden, um die anderen Bäume vor den Schädlingen zu schützen. Neben der Kiefer sei die Eiche die zweite Hauptbaumart in Quedlinburg und Halberstadt.
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Während sich Nadelbäume wie die Kiefer vor Schadinsekten mit Ausharzen schützen, produziert die Eiche als Laubbaum Gerbsäure. „Sie hemmt die Entwicklung der Prachtkäferlarve im Holz“, erklärt Jan Sefzig vom Betreuungsforstamt Flechtingen, das zum Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt gehört.

Weil es aber seit dem Jahr 2018 überdurchschnittlich wenig Niederschlag gab, fehlt den Bäumen das Wasser, um ausreichend Widerstand geben zu können. So haben Kiefernborkenkäfer und die Eichen-Schadinsekten leichtes Spiel. Die Käfer beziehungsweise ihre Larven zerstören unter der Rinde die Leitbahnen. Über diese transportieren die Bäume Wasser und Nährstoffe, ohne funktionsfähige Leitbahnen sterben sie ab.
Dann werden die Blätter der Eiche schon im Juli braun. „Das ist noch kein Herbstanfang“, vergleicht Jenny Klawe. So leid es ihr tut, die befallenen Eichen müssen raus. Es sei ein Spagat, weil Förster Totholz eigentlich im Wald belassen, damit andere Insekten oder auch Fledermäuse ein Zuhause finden.
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Jedenfalls müssen sich Waldspaziergänger nicht wundern, wenn auch in den kommenden Wochen Bäume gefällt werden. Diese Einschläge im Eichenbestand geschehen im Herbst und Winter. Fachleute nennen es Sanitärhiebe. Sefzig: „Diese Baumentnahme gehört zur sauberen Forstwirtschaft, um den Käferdruck von den Bäumen zu nehmen, um den Waldbestand zu erhalten.“
Im Bereich des Betreuungsforstamts Flechtingen – unter anderem gehören auch Ditfurt, Nordharz und Osterwieck dazu – mussten zuletzt befallene Kiefern ausfindig gemacht und entfernt werden. Dazu waren die Waldbesitzer mit ins Boot geholt worden. Das ist problemlos verlaufen, blickt die Revierförsterin zurück. Die Maßnahmen haben funktioniert: „Es hätte auch viel schlimmer werden können“, sagt Klawe.
Trotzdem wird es, ergänzt Sefzig, nächstes Jahr weitergehen mit den Maßnahmen, mit denen die Ausbreitung der Schadinsekten verringert werden soll. „Wir Förster sind optimistisch, den Wald in all seinen Funktionen zu erhalten.“