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  7. Kampf gegen Borkenkäfer im Harz: Hier wird die nächste Baumart bedroht

Wald im Harz Nach der Fichte: Welche Baumart jetzt unter Borkenkäfern leidet

In den vergangenen Jahren haben Borkenkäfer die Fichten befallen. Nun sollen Maßnahmen ergriffen werden, um ein Massenabsterben einer weiteren Baumart zu verhindern.

Von Kjell Sonnemann Aktualisiert: 06.08.2024, 14:04
Zwölfzähnige Kiefernborkenkäfer kriechen auf einem Stamm durch Fraßgänge.
Zwölfzähnige Kiefernborkenkäfer kriechen auf einem Stamm durch Fraßgänge. (Foto: Gabbert/dpa)

Landkreis Harz/MZ. - „Massenbefall im Fichtenwald“ und „Borkenkäferwelle bedroht erneut Fichtenbestände im Harz“ sind Schlagzeilen, die in den vergangenen Jahren zuhauf vorkamen. Buchdrucker und Kupferstecher, zwei Vertreter der Käfergruppe, hatten nach und in trockenen Sommern leichtes Spiel. Was der Laie vielleicht nicht weiß: Es gibt zahlreiche Borkenkäferarten, die unterschiedliche Baumarten befallen. Aktuell machen Kiefernborkenkäfer den – wie der Name schon sagt – Kiefern zu schaffen.

„In Quedlinburg und Halberstadt ist die Kiefer eine Hauptbaumart“, ordnet Revierförsterin Jenny Klawe den Waldbestand vor Ort ein. Auch anderswo im Bereich des Betreuungsforstamt Flechtingen – unter anderem gehören Aschersleben, Ditfurt, Haldensleben, Nordharz und Osterwieck dazu – gibt es bedeutsame Bestände der Nadelhölzer.

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Die Bäume sind durch die trockenen Vorjahre geschädigt und können die Schädlinge nicht „ausharzen“. Darum komme der Kiefernborkenkäfer seit vergangenem Jahr vermehrt vor, berichtet Jan Sefzig vom Betreuungsforstamt Flechtingen, das zum Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt gehört. „Sie können zu einer Population anwachsen, die den Baumbestand gefährdet.“

Borkenkäfer befallen Kiefern im Harz: Waldbesitzer mit im Boot

Um ein unkontrolliertes Massenabsterben der Kiefer zu verhindern, hat das Betreuungsforstamt kürzlich – wie schon im zurückliegenden Jahr – eine Allgemeinverfügung herausgegeben: Waldbesitzer müssen Flächen mit Kiefern regelmäßig auf Spuren von Borkenkäferbefall kontrollieren und gegebenenfalls Bäume fällen und das Holz aus dem Wald räumen.

„Wir haben die Waldbesitzer mit ins Boot geholt“, verdeutlicht Jenny Klawe. Wegen der aktuellen Situation sei es nicht ungewöhnlich, dass Spaziergänger jetzt Stapel von frisch gefällten Bäumen sehen. Ganz wichtig ist, das befallene Holz zu entfernen.

Revierförsterin Jenny Klawe erklärt, dass der Käfer die für den Baum lebenswichtige Leitbahnen unter der Rinde zerstört.
Revierförsterin Jenny Klawe erklärt, dass der Käfer die für den Baum lebenswichtige Leitbahnen unter der Rinde zerstört.
(Foto: Sonnemann)

Auch in den Holzpoltern krabbeln die Käfer unter der Rinde. Je nach Wetterlage dauert es sechs bis acht Wochen, bis eine neue Generation unter der Borke herangewachsen ist, ausfliegt und andere Kiefern befällt. Sefzig erläutert: „Dieses Jahr haben wir Glück mit dem Wetter. Es gab Regen- und kältere Phasen, das hemmt die Entwicklung.“ Trotzdem brauche es jetzt die Maßnahmen, damit die nächste Käfergeneration nicht ausschwärmt beziehungsweise überwintert.

Kiefern bedroht - Situation im Nationalpark

Übrigens handelt es sich in unserer Region vor allem um zwei Arten der Kiefernborkenkäfer: der Zwölfzähniger, der Bäume unten befällt, und der Sechszähnige, der sich oben im Stamm seine Gänge anlegt. Ein Befall mit letzterem sei schwer zu erkennen, sagt Klawe. Werden Nadeln oben braun, muss es nicht der Käfer sein, es könnte auch ein Pilzbefall vorliegen.

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Was den Schädlingsbefall angeht, sieht es anderswo im Harz besser aus. „Im Nationalpark Harz gibt es nur einzelne, vergleichsweise kleine Kiefernbestände, die gesamtflächenmäßig kaum ins Gewicht fallen“, teilt der Nationalpark auf Anfrage mit.

Solch ein kleines Areal ist beispielsweise im Revier Ilsenburg. Dort gebe es bislang keinen umfangreichen Befall von Kiefernborkenkäfern. Das sei eher ein Problem im Flachland wie beispielsweise in der Altmark.