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Harz Harz: Neuanfang mit 33

29.12.2011, 19:25

BAD SUDERODE/MZ. - "Mit 21 hatte ich einen Laden mit 20 Mitarbeitern, mit 23 waren es 40 Mitarbeiter in zwei Läden und mit 25 schon 70 Mitarbeiter in drei Läden." Christian Michalk lächelt trotz seiner gerade 33 Lenze mit einem fast weise wirkenden Blick auf sein Gegenüber. "Heute habe ich hier wieder wenig - eine Stammkellnerin in Vollzeit. Ich mache das Büro, koche und bin Mädchen für alles." Und noch jemand arbeitet im Bad Suderöder Haus Felsengrund: "Meine Mutter hilft mir ein bisschen." Christian Michalk hat im Oktober das fast wie ein kleines Dornröschenschloss wirkende Haus Felsengrund gepachtet. Die holländische Familie Ottens, die das Haus drei Jahre zuvor gekauft hatte und viele holländische Gäste in das Heilbad lockte, ist wieder in die Heimat zurückgekehrt. Sie hilft aber weiter bei der Vermarktung, sagt Michalk. Eines ihrer beiden Kinder sei hier nicht heimisch geworden, weiß er. Der neue Chef des Hauses ist in Rieder aufgewachsen und hatte schon in der Schule lieber Hauswirtschaftsunterricht belegt, als mit Bohrer und Schraubenschlüsseln zu hantieren. Nachdem er die Verwandtschaft erfolgreich bekocht hatte, erlernte er gleich den Beruf des Koches. "Ich liebe das Essen", gesteht er und schaut schmunzelnd auf seinen schon etwas entwickelten Bauch. Nach einigen Jobs im Beruf gab ihm ein alter Berufsschullehrer den Tipp, sich noch einmal auf die Schulbank zu setzen - die der Hotelfachschule.

Nach zwei Jahren mit einem Trainingsprogramm in vielen Städten standen ihm alle Türen offen und Michalk wurde von einer großen Gastronomiekette abgeholt. Im Saarland wurde ihm ein Job angeboten und er nahm an. "Zehn Jahre habe ich das gemacht, aber dann starb mein Vater und meine Mutter war allein." Für häufige Besuche waren die Entfernung zu groß und die Zeit zu knapp. Außerdem hatte er gemerkt, dass er auch nach zehn Jahren in einem riesigen Unternehmen immer einen Vorgesetzten hat. "Nicht dass ich mit meinen Vorgesetzten nicht klar gekommen wäre, aber es ist immer einer über einem, egal wo man steht." Für ihn kam die Erkenntnis, dass es so nicht mehr weitergeht.

Michalk, der nach wie vor Single ist, kam zurück in den Harz. In einem großen Quedlinburger Hotel wurde er Küchenchef. "Es war eine Umstellung, von der Systemgastronomie wieder in die traditionelle Gastronomie zu gehen." Davor saß er vor allem im Büro, "nun stand ich erst mal wieder am Herd." Er hatte keine Angst davor, mal 100 Essen zu kochen und lernte wieder neu. Doch der Traum von einer eigenen Gaststätte blieb. Als er bei einer Geburtstagsfeier von einer Bekannten hörte, dass das Haus Felsengrund abgegeben werden sollte, schien das ein Wink des Schicksals zu sein. "Es war, als ob es Gott für einen vorgesehen hat." Mit wenig Aufwand konnte das Haus Felsengrund als Pension mit öffentlicher Gaststätte von ihm übernommen und nahtlos weitergeführt werden. Die holländischen Gerichte müssten aber leider wieder von der Speisekarte gestrichen werden. Michalk möchte eine gute deutsch-französische Küche anbieten. Die Pensionszimmer seien gut gebucht und wenn die schon unter der Familie Ottens entstandene positive Entwicklung fortgesetzt wird, möchte der 33-Jährige das Haus Felsengrund auch kaufen.

Nach der Übernahme wurde zumindest im Garten mit Freunden schon viel gearbeitet. Die Bäume wurden beschnitten, um den Gästen den schönen Blick auf den Ort zu bieten. Die bis jetzt noch graue Fassade soll bald einen frischen Anstrich erhalten und wer weiß, vielleicht wird es ja noch das "Schlosshotel", das Michalk vorschwebt.