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Harz Harz: Ein Probeblick in Küche und Promi-Suite

Von uwe kraus 14.03.2012, 19:13

meisdorf/MZ. - Bryan Henn aus Ballenstedt und die vier Jungs aus Bad Suderode und Gernrode Sebastian Rockstroh, Tim Willecke sowie Justin Gelbke und Florian Ritz haben zumindest eins gemeinsam: den Berufswunsch. Alle wollen sie als Köche einmal in der Küche eines großen Restaurants oder Hotels stehen. "Wir wollen uns mal umschauen und schlau machen, welche Zensuren da nötig sind und wie das halt so läuft", erklären sie fast unisono. Die Schüler gehören zu jenen Gästen, die am Mittwoch am Tag der Berufe im Van der Valk Parkhotel Schloss Meisdorf in die Berufe des Kochs, der Restaurant- und Hotelfachfrauen und -männer hereinschnuppern konnten. Insgesamt 43 Firmen öffneten dazu knapp 400 Interessenten im Landkreis Harz die Türen, hieß es von der Arbeitsagentur, die diese Aktion mit ihren Mitarbeitern begleitet hat.

Der General Manager des Parkhotels René Maksimcev ließ es sich nicht nehmen, seine potenziellen Mitarbeiter persönlich zu begrüßen. Schließlich leiden selbst seine Vier-Sterne-Häuser Parkhotel in Meisdorf und Großer Gasthof in Ballenstedt unter Nachwuchsmangel. Die Frage, wie viele Auszubildende gegenwärtig dort lernen, beantwortet er mit einem schlichten "zu wenig." 20 seien es gegenwärtig insgesamt. "Wir würden dagegen pro Lehrjahr gern 13 bis 18 Auszubildende einstellen. Schließlich bilden wir in Hotel, Restaurant und Küche, aber auch Veranstaltungs- und Bürokaufleute aus."

Dass so eine Lehre in seinem Haus durchaus die Startrampe für eine persönliche Weiterentwicklung sein kann, berichtete Sina Piehl, die das fünfte Jahr hier arbeitet. Sie hat Hotel- und Restaurantfachfrau gelernt, hat ihre Ausbilderberechtigung absolviert und ist als Chefin der Reservierungsabteilung heute die freundliche Stimme am Telefon, wenn jemand hier buchen möchte. Jung an Jahren, trägt auch Sandra Korte bereits große Verantwortung im Parkhotel. Allein vier künftige Restaurantfachleute erlernen bei ihr von der Pike auf den Beruf. Jedenfalls in der Praxis. Die theoretische Ausbildung findet zum Leidwesen vieler Mädchen und Jungen, aber auch Eltern in Wernigerode statt.

Hotelchef René Maksimcev sieht darin eine Wurzel der Ausbildungsmisere. "Die jungen Leute verbringen im besten Fall den halben Arbeitstag auf der Straße. Wer aus einem Harzdorf kommt und kein eigenes Fahrzeug hat, schafft es oft nicht mal zum Unterricht. Die Krankenrate ist entsprechend hoch, die Motivation niedrig." Er plädiert für Blockunterricht in der Berufsschule.

Sandra Korte weiß aus eigener Erfahrung, es ist ein interessanter Beruf, den sie hat. Doch man müsse ihn gerne machen und in ihm aufgehen. "Wir haben uns damit arrangiert. Aber es ist nicht jedermanns Sache zu arbeiten, wenn andere feiern oder als Letzter bei einer Fete aufzutauchen, weil man Schicht arbeitet." Doch die Ascherslebenerin mit dem blonden Zopf erzählt beim Rundgang durch Küche, Sauna sowie Suiten den jungen Leuten auch, dass das Parkhotel die Auszubildenden bei der Wohnungssuche unterstützt und viele Vermieter in Meisdorf schöne Zimmer im Angebot haben.

Voll des Lobes für das Angebot am Tag der Berufe sind einige Eltern, die die Berufsorientierung ihres Nachwuchses in Meisdorf mitverfolgen durften. "Wir sind extra aus Eilenstedt angereist", erzählt Jana Erdmann, deren Tochter Mandy Hotelfachfrau werden möchte. Die Schülerin der Schwanebecker Sekundarschule kam mit ihrer Freundin Clara Schumann und deren Mutter Manuela ins Parkhotel. Schließlich will auch die Mitschülerin ins Hotelfach. "Schade, dass andere Hotels dieses Schnupperangebot nicht unterbreiten", meint Manuela Schumann etwas bedauernd.

Sehr gern nahm auch Berit Tölle das Informationsangebot vom Parkhotel an. Die Erzieherin aus dem Gernröder Kinderheim kam mit drei ihrer Schützlinge nach Meisdorf, um ihnen eine Berufsperspektive aufzeigen zu lassen. "Das ist für die Jungs wichtig und gibt ihnen bei all ihren Problemen vielleicht ein Ziel."