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Glanz vom Harz bis New York

Von ANDREAS BÜRKNER 14.10.2008, 17:46

NEUDORF/MZ. - "Ich habe einen Blauen", freute sich der Gernröder Nico, während sein Kumpel Tobias stolz verkündete, "meiner ist lila." Beide durften wie Niklas am Sonntag einmal fleißige Edelsteinschürfer sein. "Wir haben vor dem Gebäude kleinere Exemplare von Edel- und Halbedelsteinen in einem großen Sandberg versteckt", verriet Mandy Soyka vom Fremdenverkehrsverein Neudorf, der zum dritten Mal eine Mineralbörse auf der Indianerranch am Wegehaus bei Neudorf organisierte.

"Damit soll auch der Nachwuchs Spaß an der Aktion haben und langsam an dieses interessante Hobby heran geführt werden." Etwa 20 Aussteller aus Sachsen, Thüringen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt präsentierten ihre kleinen und großen Fundstücke aus der Natur, nicht nur Harzer Minerale oder Halbedelsteine, sondern auch Fossilien und Edelsteine. Große Bekanntheit erlangte der kleine Ort Neudorf durch den Bergbau in früheren Jahrhunderten. Die dabei aufgefundenen Mineralstufen von großer Schönheit wurden vor allem als große Stufen mit Bleiglanz schon im 19. Jahrhundert zu begehrten Sammelobjekten und fanden dabei den Weg vom Ostharz bis in die Ausstellungen von New York oder Berlin und sind in der Region auch im Bernburger Schloss oder in der Alten Elementarschule Gernrode zu finden.

Auf kleinere Exemplare konnte auch Mandy Soyka verweisen, welche sie in der näheren Umgebung der neuen Heimat fand. "In alten Abraumbergen verstecken sich noch einzelne Stücke", verriet die aus der sächsischen Bergbauregion Annaberg Stammende, "aber die Suche wird immer mühsamer."

Andere machen es sich bequemer und besorgen sich ihre Minerale über Tauschpartner, mittlerweile auch übers Internet. Damit verfügten sie eben auch über Bergkristalle aus China, namibische Quarze oder Amethyste aus Brasilien. "Wir sammeln lieber selbst", begründeten Bernd Friedrich und Hans-Joachim Hartmann aus Mansfeld ihr lokales Angebot.

Neben Federpyrit aus Neudorf gehörten auch Mineralien aus Elbingerode oder Wettelrode zu ihren Fundstücken. Eine wahre Schatzgrube hatte sich vor ein paar Jahren beim Straßenausbau in Neudorf aufgetan: "Die Bauarbeiter ließen uns im Aushub wühlen, es war toll, was wir dabei alles fanden", begeisterten sich die "vorbelasteten" Hobbysammler - beide waren früher selbst Bergleute unter Tage. Heute sammeln sie nicht nur Minerale, sondern mit dem Verkauf dieser und von Fachliteratur Geld für den "Förderverein Mansfeld Museum", dessen Vorsitzender Friedrich ist. "Damit wollen wir der Nachwelt die alte Bergwerkstechnik aus einem Jahrtausend Förderung erhalten", lautet ihr Credo.

Etwa 200 Besucher lockte der Tausch- und Kaufhandel auf die Neudorfer Ranch, an deren sonstigen Zweck nur die geschlossenen Indianer-Tipis im Hof erinnerten. "Allein bis Mittag waren schon über hundert da", freute sich Mandy Soyka über wachsendes Interesse an der Schau.

Die selbstgemalten Bilder der alten Anlagen vom Neudorfer Jörg Büchel fanden besonders reißenden Absatz, darunter Blicke auf die Grube Pfaffenberg oder die örtliche Bergbauverwaltung. Bereits verarbeitet zu Ketten, Anhängern oder häuslicher Zierde waren die Mineralien bei Christiane Martin aus Erfurt, die erstmals an der Ausstellung teilnahm und wohl deshalb frühmorgens Mühe hatte, wegen der noch nicht vorhandenen Beschilderung das Ausstellungsgebäude überhaupt zu finden. Doch dann konnte sie mithelfen, einzelne Besucher "steinreich" zu machen, wie sie ihren Verkauf umschrieb. Für den Nachwuchs ging es kostengünstiger, denn auch Niklas, Tobias und Nico fühlten sich nach ihrer Suche steinreich.