Garnisonsfest in Quedlinburg: Garnisonsfest in Quedlinburg: Wachhalten einer Tradition

Quedlinburg/MZ - Soldaten müssen etwas abkönnen, auch wenn sie in historischen Uniformen nur die Tradition wachhalten. Bei schweißtreibenden Temperaturen eröffnete am Sonnabendnachmittag eine Ehrenformation das inzwischen 5. Garnisonsfest im Steinweg 47 in Quedlinburg. Zusammen mit dem Garnisonsverein feierten die Schützen des Vereins Freischütz. Zudem waren wieder viele weitere befreundete Vereine zum Fest gekommen.

Das Garnisonsmuseum des Vereins beleuchtet eine 300-jährige Tradition in Quedlinburg stationierter Truppen. Dazu gehören unter anderem das Kürassier-Regiment von Seydlitz, das Füsilier-Bataillon und das 5. Hannoversche Infanterie-Regiment 165. Dokumentiert wird auch die Geschichte des Fliegerhorstes Quedlinburg im heutigen Ostteil Quarmbeck. Das Garnisonsmuseum ist jeden ersten Freitag und Sonnabend im Monat geöffnet, am Freitag von 15 bis 18 Uhr und am Sonnabend von 11 bis 16 Uhr. Sonderführungen oder Besuche außerhalb dieser Öffnungszeiten können unter der Telefonnummer 01 72/34 40 104 vereinbart werden. Der Eintritt kostet zwei Euro, für Kinder ab zehn Jahre ein Euro. Der Garnisonsverein beteiligt sich zudem im Dezember am „Advent in den Höfen“. (gal)

Vereinsvorsitzender Norman Netz konnte mitteilen, dass sich einiges am Haus und am Hof des Vereinsdomizils getan hat. So sei das Dach neu eingedeckt worden. Bei den Arbeiten hätten die Vereinsmitglieder tüchtig geholfen. Die 19 Mitglieder des im Jahr 2000 gegründeten Vereins können auch stolz darauf sein, zwei neue Exponate in ihrem Garnisonsmuseum präsentieren zu können. Das sind ein Regimentsteller für den ehemaligen Kompaniechef Generalmajor Helmuth Walter und ein Silbertablett zur Verabschiedung des Obersten Runstedt in den Ruhestand. Beide Exponate wurden von Vereinsmitgliedern ersteigert. „Wir schauen immer, ob etwas zum Beispiel im Internet angeboten wird, was unsere Sammlung ergänzen könnte. Fünf unserer Mitglieder sind da sehr aktiv. Die Exponate unseres Museums sind vor allem Leihgaben von Mitgliedern“, erklärte Norman Netz, wie die Exponate zusammengekommen sind. Seit dem Jahr 2009 ist der Verein Mitglied im Museumsverband Sachsen-Anhalt.

Zuvor hatte der Vereinsvorsitzende an den vor 100 Jahren begonnenen Ersten Weltkrieg erinnert. Auch aus der Quedlinburger Garnison seien während des Krieges viele Soldaten gefallen. Leider gebe es auch heute noch blutige Kriege, ob in er Ukraine oder in Afrika. „Wir wollen hier nichts heroisieren, sondern an eine 300-jährige Geschichte erinnern, in der Quedlinburg Garnisonsstadt war“, sagte er. Diese Geschichte habe bereits 1698 begonnen und endete 1993 mit dem Abzug der russischen Truppen.

Quedlinburgs Oberbürgermeister Eberhard Brecht (SPD) dankte dem Verein, dass er eine mit Quedlinburg verbundene Traditionslinie bewahrt und auch für andere Menschen dokumentiert. Quedlinburger hätten nicht nur am Ersten Weltkrieg, sondern auch an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilgenommen. Jedes Jahr zum Volkstrauertag gedenke die Stadt der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

CDU-Landtagsabgeordneter Ulrich Thomas meinte, dass Quedlinburg oft auf die Geschichte des Welterbes reduziert wird. Doch es gebe noch mehr Traditionen, die zu Quedlinburg gehören, wie eben die 300-jährige Geschichte der Garnison. Der Garnisonsverein habe auch gegen Bedenken seinen Platz gefunden.

Der Schützenverein Freischütz, der mit fünfmal vier Salutschüssen, den Nachmittag mit eröffnete, nutzte das Garnisonsfest, um seine besten Schützen auszuzeichnen. Schützenkönig 2014 ist Axel Thiele, Silberkönig Otto Buresch.