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Forschungsarbeit Forschungsarbeit: Preis und Ministerpost Halberstädter Schüler

Von Uwe Kraus 25.01.2013, 17:33

Langenstein/Berlin/MZ. - 15- bis 17-jährige Gymnasiasten des Halberstädter Martineums erforschten im Programm "Europeans for Peace" gemeinsam mit Altersgefährten ihrer Partnerschule Nr. 5 in Aschtarak sowohl in Armenien als auch im Juni 2012 in Deutschland das Schicksal von Armeniern, die während des Zweiten Weltkrieges im KZ Langenstein-Zwieberge inhaftiert waren. Die Stiftungsjury hob hervor, dass sich die Schüler eines Themas angenommen haben, das im Mainstream unterzugehen droht.

Jury-Mitglied Anne Thiemann vom Deutschen Institut für Menschenrechte hob in ihrer Laudatio auf das armenisch-deutsche Projekt die akribische Forschungsarbeit der jungen Leute hervor, die beispielhaft sei. Gleichzeitig dokumentiere der von "Blende 39" aus Magdeburg in den vergangenen zwei Jahren gedrehte Begleitfilm sehr gut die Herangehensweise an das von der im Jahr 2000 gegründeten Stiftung EVZ gewählte Ausschreibungsthema "Menschenrechte in Vergangenheit und Gegenwart".

"Am Anfang stand ein Aktenfund in der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge: die Häftlingskartei des armenischen Kriegsgefangenen Aikaz Geworkjan. Seine bewegende Geschichte bildete den Ausgangspunkt der Projektarbeit. In ihr wurde auch der vormalige Völkermord thematisiert." Immerhin 133 Bewerbungen aus 26 Ländern waren für das unter der Schirmherrschaft von Bundesaußenminister Guido Westerwelle stehende Förderprogramm eingegangen. Davon wählte die Stiftung 33 Anträge aus 13 Ländern aus, erläuterte der Vorstand der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft", Günter Saathoff. Sie wurden mit 518 000 Euro gefördert. Bei der Auswahl der vier Siegerbeiträge baute die Stiftung auf die fachliche Unterstützung einer zehnköpfigen internationalen Jury.

Die jungen Leute hätten sich "mit der schmerzlichen historischen Vergangenheit auseinander gesetzt, um an einer gemeinsamen Zukunft zu bauen, in der sich Ausgrenzung und Verfolgung nicht wiederholen. Jedoch hieße das auch, sich mit Erscheinungen von Diskriminierung in der heutigen Zivilgesellschaft zu befassen.

Für die festliche Preisverleihung reisten auch die Teilnehmer aus dem tausende Kilometer entfernten armenischen Aschtarak nach Berlin an, um ihre Weggefährten wiederzutreffen, mit denen sie über lange Zeit intensiv das Stigmatisierungsthema bearbeitet haben, und um die Resultate an einem Stand den zahlreichen Gästen multimedial zu präsentieren. Träger des herausragenden Beitrages, der zwischen Ankunft in Jerewan, Aschtarak und dem Besuch des Klosters Chor Virap, zwischen Berlin, Langenstein und Halberstadts Moses Mendelssohn Akademie entstand, ist der Förderverein der Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge.

So begleiteten die Gernröder Lehrerin und Gedenkstättenpädagogin Hanka Rosenkranz sowie Gedenkstättenmitarbeiterin Gesine Daifi die deutsch-armenische Jugendlichengruppe nicht nur nach Armenien und auf den Recherchen in Deutschland, sondern auch zur Preisverleihung.

Kai Langer, Direktor der Stiftung Gedenkstätten des Landes Sachsen-Anhalt, ließ es sich nicht nehmen, der Einladung von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" zu folgen. Auch er würdigt mit lobenden Worten die Leistungen von Anna Papyan, Heghine Davtyan, Haratjun Voskanyan und Lilja Bryan, von Kristina Schulz, Felix Janz oder Pauline Lüttge. "Das spricht auch für die hohe Qualität der Arbeit in der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge."

Was hat das rund zweijährige Projekt den Halberstädter Schülern gegeben? Sehr viel, sind sie sich sicher. Und sie wollen ihr Wissen weitertragen. Während der Auszeichnungsveranstaltung konnten die Jugendlichen sogar einen Brief des Kultusministers vorweisen.

Vor einigen Monaten schrieben sie nämlich an Sachsen-Anhalts Minister Stefan Dorgerloh (SPD). Sie regten an, das Thema Völkermord an den Armeniern im Geschichtsunterricht der Schulen stärker oder überhaupt zu behandeln, erzählt Dorina F. Hofmann. Allein, dass die Schüler mehr Inhalte in ihrem Unterricht fordern, gilt ja nicht als besonders alltäglich.