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Die Premiere des Henry Obstoj

Von ANDREAS BÜRKNER 02.06.2010, 15:58

QUEDLINBURG/MZ/BÜ. - Konzentriert gab Sylvia Obstoj die Kommandos, während ihr Mann Henry mit der Fernsteuerung versuchte, dem Modellhubschrauber die Befehle zu übermitteln, welche im Reglement beschrieben und von der Jury bewertet werden. "Es ist ein tolles Gefühl, mit dem Hubschrauber das Flugfeld zu betreten", verglich es der Modellbau-Novize mit dem Einlaufen eines Fußballers ins Stadion. Henry Obstoj startete als einziger Teilnehmer des Modellflugklubs (MFK) Ostharz beim ersten von drei Wettbewerben im Modellhubschrauber-Kunstflug zur diesjährigen Deutschen Meisterschaft. "Wenigstens einer von den Gastgebern sollte schon dabei sein", hatte er sich selbst unter Druck gesetzt.

Vor einem Jahr war überhaupt nicht dran zu denken, zumindest in der B-Liga der internationalen Klasse F3C an den Start zu gehen, in der es im jährlichen Wechsel Europa- und Weltmeisterschaften gibt. Ein illustres Feld von knapp 30 Modellflugpiloten stellte sich den vier Wertungsrichtern, um vorgegebene Figuren in den Himmel zu zeichnen. "Für jeden Fehler gibt es Punktabzug", erklärte der Quedlinburger Andreas Fuhrmann, einer der Organisatoren auf dem Flugplatz am Lethturm zwischen der Bodestadt und Gernrode. Auch er startete schon zu solchen Wettbewerben, "aber mir fehlte diesmal die Zeit zum Training". Staunend beobachtete er, wie das Fluggerät des aktuellen Deutschen Meisters der Klasse F3C, Uwe Kiesewetter, der im thüringischen Neuhaus am Rennsteig geboren wurde, seine exakten Bahnen zog. Das erst 25-jährige Talent belegte vor einem Jahr als drittbester Europäer sogar Platz elf bei der WM und gewann auch im Harz überlegen den ersten Wettbewerb für die Titelkämpfe. "Die Medaillengewinner der Serie dürfen im nächsten Jahr in der Nähe von Verona (Italien) um die Weltmeisterkrone kämpfen", erklärte Wettkampfleiter Achim Krüger.

So weit ist Henry Obstoj noch lange nicht, der seine ersten zaghaften Flugversuche erst im September 2009 in der Thalenser Mehrzweckhalle unternahm. Das wohl schönste Geschenk bekam er von seiner Sylvia zu Weihnachten - den Bastelsatz seines "Outrage 550". In zwei Monaten bastelte er ihn zusammen, noch mit kleinen Macken. "Also hieß es, immer wieder zu reparieren und Fehler zu beseitigen. Mit Andreas Fuhrmann hatte ich dabei einen idealen Berater, der sich in der Materie auskennt." Vor acht Wochen sei der Modell-Hubschrauber fertig geworden, seitdem habe er fast ununterbrochen trainiert. "Im Urlaub in Dänemark haben wir sogar ein Stück Rasen gemäht, um darauf üben zu können." Zwischen Basteln, Reparieren oder Fliegen legte er zusätzliche Übungseinheiten am Flugsimulator ein, um das Steuern zu verbessern. "Sogar Österreicher sind dabei", stellte Tobias (Schatzi) Bremer, der Schatzmeister des MFK fest. Da in der Klasse SDX Challange, in der alle das gleiche Modell benutzen müssen, mit Stefan Burndorfer aus Treubach sogar einer davon gewann, lohnte sich die weite Reise in den Harz. Mit Augenmaß, bedeckt von einer Sonnenbrille, "weil man fast nur zum Himmel schaut", und Fingerspitzengefühl konnte Obstoj einige Punkte, vor allem aber viele Erfahrungen sammeln.

Endstand, F3C / Meisterklasse: 1. Uwe Kiesewetter (Thüringen), 2. Stefan Wachsmuth (Hessen), 3. Dominik Hägele (Bayern). F3C Sport / Einsteigerklasse: 1. Stefan Heumann (Bayern), 2. Olaf Wormstall (Nordrhein-Westfalen), 3. Andreas Heers (Niedersachsen), 7. Henry Obstoj (Quedlinburg). Klasse SDX Challange: 1. Stefan Burndorfer (Österreich), 2. Tillmann Bäumener (Nordrhein-Westfalen, mit 13 Jahren jüngster Teilnehmer), 3. Hendrik Schulz (Hamburg).