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Depot Historische Baumaterialien Depot Historische Baumaterialien: Horst Schöne ist Quedlinburgs Herr der Türen

Von GErd Alpermann 20.08.2013, 19:46
Horst Schöne erklärt das System, wie die Türen aufgereiht werden.
Horst Schöne erklärt das System, wie die Türen aufgereiht werden. Detlef Anders Lizenz

Quedlinburg/MZ - Rund 1 300 Türen hat Horst Schöne im Depot. Sie stehen aufgereiht für Haussanierer bereit. Davon sind 100 Eingangspforten, der große Rest Innentüren, keine neuen, sondern historische. Die ältesten kommen auf 300 Jahre, sind aus der Zeit des Barock, die jüngeren aus der Gründerzeit, so zwischen 100 und 150 Jahre alt. Seit nunmehr 20 Jahren besteht das Depot Historische Baumaterialien der Stadt Quedlinburg. Es entstand 1993 aus einem Fundus der Werkstätten für Denkmalpflege, die etwa 300 Türen beim Flächenabriss im Viertel Neuendorf/Schmale Straße in den 1980er Jahren retteten.

Seit dieser Zeit, seit 1993, betreut Horst Schöne, hauptsächlich im Rechnungsprüfungsamt der Stadt beschäftigt, das Materiallager. Ganze fünf Prozent seiner Arbeitszeit gehören dem Depot. „Das reicht“, sagt er, setzt aber hinzu: „Der Rest geschieht in der Freizeit.“ Die historischen Baumaterialien sind so etwas wie eine Leidenschaft geworden. Da schaut der Stadtbedienstete nicht auf die Uhr, wenn es gilt, Türen oder andere Materialien zu sichern. Immer dann, wenn ein Haus abgerissen oder modernisiert wird. Und das nicht nur in Quedlinburg, sondern auch in Gernrode, Harzgerode oder Warnstedt. Horst Schöne hat ein waches Auge darauf und kriegt zugleich viele Hinweise.

Wer für die Sanierung Türen oder andere Materialien braucht, kann sich an die Stadtverwaltung Quedlinburg wenden.

Ansprechpartner:
Horst Schöne
Telefon 90 55 52

Das Depot steht allen Quedlinburgern offen, die ein historisches Gebäude sanieren wollen. Nicht nur Türen, sondern auch Fenster, Fachwerkholz, Ziegeln und Mauersteine gehören zum Bestand und warten auf eine Wiederverwendung. Im Jahr werden zwischen 40 und 50 Anträge von Haussanierern gestellt. Dabei geht es nicht zu wie in einem Baumarkt. Von den Materialien des Depots kann nichts gekauft werden, die Türen und anderen Materialien kosten nichts. Sie sind eine Art Förderung, werden an die Hauseigentümer abgegeben, damit die historischen Gebäude innen wie außen stil- und zeitgerecht saniert werden können.

Deshalb muss ein formloser Antrag gestellt werden. Der kann eine Tür beinhalten oder auch mal zehn und mehr. Eine Kommission aus Vertretern von Stadtsanierung, Baubecon und Denkmalpflege entscheidet darüber, was ausgegeben wird. In einem Übergabeprotokoll wird dann genau festgelegt, an welcher Stelle im Haus zum Beispiel eine zur Verfügung gestellte Tür eingebaut werden muss. Vorgegeben wird auch, dass die Altfarbe nur mit Heißluft entfernt werden darf, um Beschläge und Intarsien nicht zu beschädigen. Die Fertigstellung soll ebenfalls angezeigt werden. Horst Schöne schaut sich die eingebaute Tür an, auch dort, wo vergessen wurde, zu informieren. Erst dann ist die für eine Tür angelegte Akte geschlossen.

Seit vergangenem Jahr befindet sich das Depot in der Magdeburger Straße. Vorher hatte es nur wenig entfernt im Badeborner Weg seinen Platz. Der Umzug wurde mit kritischen Augen betrachtet. Es war gar von Abbruch die Rede. Doch der Umzug aus einer alten Scheune in eine ehemalige Lagerhalle scheint im Nachhinein keine schlechte Lösung zu sein. Nur eine Überdachung für die Außenfläche für Steine und Dachziegel fehlt noch. Horst Schöne meint denn auch: „Der Platz reicht, es passt.“ Und Baufachbereichsleiter Thomas Malnati geht davon aus, dass durch die ständige Abgabe von Materialien der Platz nicht zu eng wird.

Was Horst Schöne besonders freut, ist die Unterstützung der Kommunalen Beschäftigungsagentur des Landkreises. Schon beim Umzug hatte er zwei Helfer, und jetzt sind es für ein halbes Jahr Jens-Uwe Schoof und Uwe Oehlman, die zum Beispiel Türen sortieren. Da Jens-Uwe Schoof mit dem Computer umzugehen weiß, können alle Daten, wie Höhe und Breite der Türen, Herkunft und Alter versehen mit einem Foto, gleich gespeichert werden. Durch die Digitalisierung vereinfacht sich die Arbeit, während früher alles in dicken Heftern aufgelistet wurde.

Jens-Uwe Schoof misst eine Tür aus, bevor die Daten in den Computer gegeben werden.
Jens-Uwe Schoof misst eine Tür aus, bevor die Daten in den Computer gegeben werden.
Detlef Anders Lizenz
Manch Rarität steht im Depot.
Manch Rarität steht im Depot.
Detlef Anders Lizenz