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Blutspende in Quedlinburg Blutspende in Quedlinburg: Schüler helfen bei der Verpflegung

Von Anreas bürkner 11.04.2014, 13:17
Schüler der Bansi-Schule bereiten die Verpflegung für die Teilnehmer der Blutspende in ihrer Schule vor. Tom Vollmer und Sekretärin Ute Niehoff packen die Brötchen ein.
Schüler der Bansi-Schule bereiten die Verpflegung für die Teilnehmer der Blutspende in ihrer Schule vor. Tom Vollmer und Sekretärin Ute Niehoff packen die Brötchen ein. chris wohlfeld Lizenz

quedlinburg/MZ - Geduldig schneidet Kirk Willeke die Brötchen auf und reicht sie an Paul Ney weiter. Dieser bestreicht sie mit Margarine. Später werden die Hälften durch Tom Vollmar und Tobias Fehse mit Wurst und Käse beschmiert oder belegt. Ein anderer schneidet Gurken, Tomaten und Paprika in Streifen und Stücke.

Wenn Jugendliche solche Küchenarbeiten ausführen, denkt man üblicherweise eher an Partyvorbereitungen. Doch die Schüler der Ernst-Bansi-Schule in Quedlinburg leisten ihre ehrenamtliche Schicht fürs Catering bei der Blutspende. „Fünfmal im Jahr kommen sie zu uns, um den wertvollen Lebenssaft abzugeben“, erklärt Annette Bröde von der Schulleitung.

Bis vor gut einem Jahr hatten noch die Mitglieder das Jugendrotkreuzes im DRK-Kreisverband Quedlinburg/Halberstadt den Imbiss für die Spender vorbereitet. Aus verschiedenen Gründen mussten sie die Aufgabe beenden.

Ewald Schaberich, Gebietsreferent des DRK-Blutspendedienstes, hatte die Idee, die Schüler und den Fördervereins einzubeziehen. „Der Zuschuss für die Organisation der Spendentermine kann nur auf ein offizielles Konto wie das des Vereins eingezahlt werden“, begründet es Heidrun Ebert vom DRK.

„Damit hat die Schule einen kleinen Nutzen und die Beteiligten auch“, beschreibt Schulleiter Bernd Schulze die Absprachen. „Die Schüler bekommen für ihr Engagement Geld in die Klassenkasse.“ Das wiederum rechnet sich für die Jugendlichen: „Wir müssen dann weniger bezahlen als die Mitschüler.“

"Hauptsache, den Leuten schmeckt es"

Zuvor wurden jedoch die Eltern über das Vorhaben informiert. „Sie waren sofort begeistert und unterstützen ihre Kinder im Hintergrund, in dem sie ihnen Kuchen oder Salate mitgeben“, berichtet Bröde. „Mehrere von ihnen sind durch den Einsatz der Kinder sogar zur Blutspende motiviert worden.“ Das sei für die Schüler allerdings nicht möglich. „Gespendet werden kann erst ab 18 Jahren“, erklärt Heidrun Ebert die Regeln.

Marc Weigel hat für die Bewirtung sogar sein eigenes Rezept für die Fleischbällchen eingebracht, die erst kurze Zeit vor dem Verzehr von Maria Kaiser, der Sozialarbeiterin, gebraten werden und jedes Mal einen leckeren Duft im gesamten Schulhaus verströmen. „Neben zwei Kilogramm Hackepeter sind Semmelmehl, Eier und Zwiebeln die Bestandteile.“ Die weiteren Zutaten verschweigt er aus Geheimhaltungsgründen. „Hauptsache, den Leuten schmeckt es.“

Ob Marc die Mischung den Nachfolgern aus der 8. Klasse verrät, ließ er offen. Sie werden künftig das Catering übernehmen, wenn die Zehntklässler nach den Prüfungen die Schule verlassen. Bröde: „Auch bei den Nachfolgern stehen die Eltern wieder dahinter.“

Von diesen Erfahrungen nur profitieren

Tobias Fehse hat sich während dieser Zeit zum Spezialisten für die Dekoration des Imbisstreffs nach der Blutabgabe entwickelt. „Wir versuchten immer, sie dem jeweiligen Termin anzupassen.“ Beim letzten Einsatz schmückten die Jugendlichen alles österlich. Auch Herbst- und Weihnachtsdekor samt passenden, meist süßen Beigaben erfreuten nicht nur die freiwilligen Spender. Den ersten Test bestreiten jedes Mal die Ärzte und Helfer des DRK, die sich bei der Absprache vor ihrem Einsatz gemeinsam stärken. „Wir freuen uns schon jedes Mal darauf“, erklärt eine Dame, die nicht genannt werden möchte. Für Kirk Wille waren diese Tätigkeiten sehr hilfreich, „wir haben dabei wirklich was gelernt.“ Nach den Sommerferien startet er eine Ausbildung in der Altenpflege. Eher pragmatisch geht Paul Ney heran: „Wenn ich mal einen eigenen Haushalt habe, kann ich doch von diesen Erfahrungen nur profitieren.“

Tom Vollmar, der erst im Herbst zur Truppe stieß, beginnt nach der Schule eine Ausbildung zum Karosseriebauer. Er zieht sein persönliches Fazit: „Diese Aufgaben haben uns voran gebracht und teamfähig gemacht.“ Auch die Lehrer haben Veränderungen bei den Beteiligten festgestellt. „Durch die Verantwortung für die Erwachsenen sind sie gereift“, sagt Bröde. Sie übernimmt mit Ute Niehoff, seit 34 Jahren im Vorzimmer des Chefs die gute Seele der Schule, stets den Einkauf. „Sie haben sich schnell reingefuchst und sich die effektivsten Arbeitsabläufe selbst geschaffen“, ergänzt Bröde.

„Auch in puncto Freundlich- und Aufmerksamkeit haben sie sich stark verbessert.“ Das müssten sich die Nachfolger noch von den Großen abgucken. Über den Einsatz bei der Blutspende will die Schule mit dem DRK verstärkt auch bei Kursen der Ersten Hilfe für Schüler und Lehrer oder der Ausbildung von Schulsanitätern kooperieren. „Das passt zu unserem Titel als gesundheitsfördernde Schule“, betont Schulze. Ein Lächeln der Leute wirkt bei den Jugendlichen ebenso positiv wie nette Eintragungen in das Besucherbuch. „Es war schon schmeichelhaft, wenn die Spender sogar in die Küche kamen und uns gelobt haben“, bekennen sie. Der gute Ruf bewirkte noch einen Nebeneffekt: Statt anfangs etwa 40 kommen inzwischen jedes Mal fast 70 Spender.

Marc Weigel zeigte Schulsozialarbeiterin Maria Kaiser, wie Bouletten gemacht werden.
Marc Weigel zeigte Schulsozialarbeiterin Maria Kaiser, wie Bouletten gemacht werden.
chris wohlfeld Lizenz