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Bilanz Bilanz: Rekorde bei der Rübenernte - aber die Preise sinken

Von Dieter Kunze 21.11.2014, 14:51
Mit einer sogenannten „Ropa euro-Maus 4“ werden die Zuckerrüben auf Lkw geladen.
Mit einer sogenannten „Ropa euro-Maus 4“ werden die Zuckerrüben auf Lkw geladen. Chris Wohfeld Lizenz

Halberstadt - Auf den Rübenfeldern schreitet die Ernte voran. Hunderte Tonnen frisch geernteter Zuckerrüben warten an vielen Feldrändern auf den Abtransport. Die Bauern der Region können sich auf eine überdurchschnittlich gute Ernte freuen: Während es in den vergangenen fünf Jahren im Bereich des Zuckerrübenanbauern-Verbandes Magdeburg einen Ertrag von 62 Tonnen je Hektar gab, sind es in diesem Jahr wohl um die 80 Tonnen. 16 bis 18 Prozent beträgt der Zuckeranteil in der Region. Daraus ergibt sich ein Zuckerertrag von rund 1,5 Kilogramm je Quadratmeter Rübenfeld.

In Deutschland werden seit mehr als 200 Jahren Zuckerrüben angebaut; 1801 gelang es Franz Carl Achard, aus diesen Pflanzen Zucker zu gewinnen, der bis dahin aus Zuckerrohr hergestellt wurde. Mittlerweile gibt es sehr zuckerreiche Sorten: Brauchte man 1836 noch 20 Kilogramm Rüben, um ein Kilogramm Zucker zu gewinnen, sind dafür heute lediglich noch sieben Kilo Rüben nötig.

Nach der Ernte werden sie gewaschen und zu Schnitzeln zerkleinert. Die kommen in 70 Grad heißes Wasser, in dem sich der Zucker aus den Rübenzellen löst. Dieser Rohsaft wird gereinigt und so zu Dünnsaft, der in mehreren Stufen eingedickt wird, bis wiederum Dicksaft entsteht, der gekocht wird, bis sich Zuckerkristalle bilden. Durch Schleudern werden sie vom Sirup getrennt.  Quelle: Südzucker

„Wir hatten optimale Wachstumsbedingungen mit genug Wasser und Wärme“, sagt Jürgen Zywitzki, Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordharz. Die Zuckerrübenernte 2014 verspricht Rekordergebnisse. Doch weil auf dem Weltmarkt ein Überangebot besteht, müssen die Landwirte mit deutlichen Preisabschlägen rechnen. Noch bis 2017 gilt die EU-Marktordnung. So darf jeder Bauer nur entsprechend seiner Quote liefern: „Für 15 Prozent Überlieferung gibt es noch einen annehmbaren Preis, was über diese Menge geht, dafür gilt nur der Mindestpreis.“ Während andere Feldfrüchte bei den Landwirten eingelagert und je nach Börsenpreis verkauft werden können, müssen für Zuckerrüben langfristige Verträge geschlossen werden. Landwirt Rainer Knackstedt rechnet in diesem Jahr mit einem Preisniveau von nur noch 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Dedelebener vertritt die Interessen der Landwirte in den Aufsichtsräten der Nordzucker AG. „Wir müssen jetzt mit der Politik nach Konzepten für die Zeit nach 2017 suchen, wenn die Marktordnung ausläuft“, betont er. Angesichts der guten Böden soll die Zuckerrübe auch künftig in der Region eine Zukunft haben.

Die Rüben lassen Landwirte von ihren Feldern auch im Lohnbetrieb ernten. Zum Einsatz kommt dabei eine Vollerntemaschine: „Solch eine 400 000-Euro-Investition kann sich kaum ein Betrieb allein leisten“, sagt der Dedelebener Landwirt Rainer Knackstedt. Aus diesem Grund ist Martin Schildt aus dem Bördekreis in der gesamten Region unterwegs. In einer Stunde erntet er einen Hektar Land ab, die Rüben werden von Blatt und Erde befreit und anschließend abgelagert. „Wir haben bei der Zuckerfabrik in Wanzleben zwei Termine, Mitte November und im Januar“, sagt Knackstedt. Deshalb werde die Hälfte der Mieten in Kürze von einem Dienstleister mit Vlies eingehüllt. So bleiben die Feldfrüchte vor Kälte und Regen geschützt.

(mz)