1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Abschied von Pfarrerin: Abschied von Pfarrerin: Anke Dittrich wird mit Festgottesdienst verabschiedet

Abschied von Pfarrerin Abschied von Pfarrerin: Anke Dittrich wird mit Festgottesdienst verabschiedet

Von petra korn 25.09.2014, 10:47
Pfarrerin Anke Dittrich nimmt Abschied von Harzgerode.
Pfarrerin Anke Dittrich nimmt Abschied von Harzgerode. chris wohlfeld Lizenz

Harzgerode - Anke Dittrich ist für ihre rheinische Frohnatur bekannt. Doch auf den Sonntag blickt die Pfarrerin mit gemischten Gefühlen. Einerseits wird ihre Familie künftig wieder gemeinsam an einem Ort leben, und auf Anke Dittrich warten neue Aufgaben. Doch andererseits bedeutet das, Harzgerode zu verlassen. „Die Wehmut ist groß“, sagt sie. Am Sonntag wird Anke Dittrich, die elf Jahre Pfarrerin in St. Marien Harzgerode und zuletzt auch in Schielo war, verabschiedet.

Der Anlass für diesen Abschied ist ein äußerer, so die Pfarrerin. Ihr Mann Jürgen Dittrich, viele Jahre Kreisoberpfarrer im Kirchenkreis Ballenstedt, hat seit dem 1. Januar eine Pfarrstelle im Gemeindeverband Calvörde/Uthmöden bei Haldensleben. „Da die Familie zusammenbleiben möchte, haben wir geschaut, ob es Arbeitsmöglichkeiten für mich gibt.“ So wird Anke Dittrich eine halbe Pfarrstelle in Saalsdorf in Niedersachsen übernehmen und eine halbe in dem Gemeindebereich, in dem auch ihr Mann tätig ist.

Der Abschied von Harzgerode fällt ihr schwer. „Die Verwurzelung ist in den vergangenen elf Jahren viel stärker entstanden, als ich das zu Beginn vermutet hätte“, sagt die 54-Jährige. An die erste Zeit in Harzgerode erinnert sie sich gut. Viele Gebäude seien damals noch grau gewesen. „Meine rheinische Frohnatur, meine Fantasiefähigkeit und die schöne weiße Kirche haben mich ein anderes Bild sehen lassen: eine bunte Kirche in einer bunten Stadt. Dieses Bild ein bisschen auszumalen, darum ging es in den vergangenen Jahren. Dabei haben ganz viele Leute mitgemacht, und das war auch das ganz Faszinierende.“

Kirche ist für Anke Dittrich immer ein Teil des öffentlichen Lebens. Als sie am 1. April 2003 ihre Arbeit in Harzgerode aufnahm, suchte und knüpfte sie sofort Kontakte zu allen, sich in der Stadt Engagierenden. Der damalige Bürgermeister Manfred Diwinski wie auch alle anderen Institutionen waren bereit, Projekte gemeinsam zu starten. Anke Dittrich nennt hier beispielsweise die Adventswege, für die sie die Idee eingebracht hatte und die in diesem Jahr schon zum zehnten Mal stattfinden werden. „Das funktioniert nur, wenn alle mitziehen.“

Weitere Einzelheiten lesen Sie auf der folgenden Seite.

Überhaupt, sagt Anke Dittrich, ist „unglaublich viel passiert in diesen elf Jahren“. Da ist zum Beispiel das Bauliche: In der St.-Marien-Kirche in Harzgerode wurden unter anderem die Embleme restauriert und die Gruft wieder zugänglich gemacht, die Kirche in Mägdesprung wurde saniert, die Petrus-Kapelle in Alexisbad komplett renoviert. „Es hat wirklich einen mutigen Gemeindekirchenrat gebraucht, die Dinge in Angriff zu nehmen.“ Denn die Projekte, für die anfangs das Geld nicht da war, wurden mit Spendenmitteln und auch öffentlichen Zuschüssen umgesetzt. Anke Dittrich nennt aber beispielsweise auch die Einrichtung des Apothekermuseums im Turm von St. Marien, die gemeinsam mit einer Apothekerin aus Harzgerode und vielen Helfern erfolgte, oder die Türmerwohnung, für die sich der Neffe der letzten Türmerin und Mitglieder des Freundeskreises Hansacanroth einbrachten. „Da haben sich ganz viele engagiert, das ist einfach toll.“

Beeindruckt hat Anke Dittrich ebenso der Einsatz der Kirchengemeinde für andere: Sie erinnert an Aktionen zugunsten der Tsunami-Opfer oder der vom Hochwasser Betroffenen in Breitenhagen, bei der erstmals der Spielmannszug in der Kirche spielte, an Konzerte oder die Uhren-Versteigerung in St. Marien zugunsten von Krebskranken. „Die Gemeinde hatte da nicht nur offene Türen für außergewöhnliche Aktionen, sondern auch die Herzen offen für alle.“ Sie freut sich ebenso, dass auch die Chöre sich immer wieder mit eingebracht haben, der Harzgeröder Männerchor sogar sein Jubiläum in der Kirche gefeiert hat. So seien auch gute Netzwerke entstanden.

„Die Harzgeröder können stolz auf ihre Kirche und ihren Ort sein. Ein hoch engagierter Gewerbestammtisch und so viele Ehrenamtliche haben sich alle unter dem Motto ,Suchet der Stadt Bestes’ eingebracht. Und da waren wir als Kirche mit dabei“, sagt die Pfarrerin.

Gab es in den vergangenen Jahren auch Dinge, die nicht so gut waren? Anke Dittrich überlegt. „Was manchmal nervig war, waren verwaltungstechnische Dinge, die unnötig erscheinen und aufhalten.“ Und sie bedauert, dass sie wegen ihrer Allergien keine Geburtstagsbesuche machen konnte.

Ihr Traum wäre es gewesen, wenn es für die Pfarrstelle gleich einen Nachfolger gegeben hätte. Doch das sei leider nicht möglich; die Stellen für Harzgerode sowie Schielo und Neudorf sind ausgeschrieben. Anke Dittrich hofft, dass sich hier „fähige Menschen bewerben, die teamfähig, begeisterungsfähig sind und ein Quäntchen Humor mitbringen“.

In ihrem neuen Wirkungskreis sieht sie „viele Dinge, die mich jetzt auch schon reizen“. Auf die Zeit in Harzgerode wird sie gern zurückblicken. „Mein Mann und ich haben Harzgerode und das kleine, schöne Anhalt sehr schätzen gelernt“, so die Pfarrerin. „Und was bleibt, das sind die Freundschaften. Überall, wo wir waren, können wir auch gut wieder hin zurück gehen. Und das finde ich schön.“ (mz)