2.000 Stunden Arbeit in die Warte gesteckt 2.000 Stunden Arbeit in die Warte gesteckt: Ein Zeitzeuge lebt wieder auf

Quedlinburg - „Das ist die Fertigmeldung an die Stadt“, sagt Volker Pethe mit einem Schmunzeln. Er ist Vorsitzender des Wartenvereins Quedlinburg, dessen Mitglieder über viele Jahre hinweg ehrenamtliche Arbeit geleistet haben, um den Lethturm zu sichern und zu sanieren. Jetzt sind die Arbeiten abgeschlossen. Und Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) ist eingeladen, sich selbst ein Bild zu machen - auch im Inneren des Turms.
„Wir sind deshalb auch vor Ort um zu zeigen, dass wir die Arbeit des Wartenvereins sehr wertschätzen“
Per Leiter geht es zum Einstieg in acht Meter Höhe hinauf, drinnen über eine weitere Leiter und eine eingebaute Treppe schließlich bis unters Dach. Es nötige ihm großen Respekt ab, „mit welchem Einsatz und welcher Muskelkraft“ die Vereinsmitglieder hier gearbeitet hätten, sagt Frank Ruch.
Um auch „unterm Dach des Lethturms in gebückter Haltung wie vor Jahrhunderten und mit denselben Arbeitstechniken Kulturhistorie zu bewahren“, so der Oberbürgermeister. „Wir sind deshalb auch vor Ort um zu zeigen, dass wir die Arbeit des Wartenvereins sehr wertschätzen.“
10 Jahre lang im Einsatz
Dieser war am Lethturm, der zum Wartensystem der Stadt gehört, mehr als zehn Jahre im Einsatz. So wurde beispielsweise die Kuppel beräumt, wofür mehr als 150 Baueimer voll Erde über eine vier Meter hohe Leiter zur Mauerkrone hinaufgebracht und über diese hinuntergekippt wurden. Die Kuppel wurde saniert, eine sie schützende Platte eingebaut, die Mauerkrone saniert, ebenso die Außenschale des Turms ...
Für die Sanierung des gesamten Turmschaftes haben die Vereinsmitglieder von 2010 bis 2020 mehr als 2.000 Arbeitsstunden geleistet, sagt Volker Pethe. Darunter mehr als 1.000 Stunden allein für die Außenmauer, aus der auch alte Vogelnester und Bewuchs entfernt wurden.
Rund 1.000 Stunden kamen für die Reparaturen an der Mauerkrone zusammen. Hinzu kommen noch viele Hunderte Stunden für Reparatur- und Sanierungsarbeiten an den anderen Warten und für die Pflege des Umfeldes dieser Zeitzeugnisse.
Keine Gefahr mehr für den Rest der Warten
Elf in der Zeit um 1300 gebaute Feldwarten gehörten einst zum System, über das die Stadt vor herannahenden Feinden gewarnt werden konnte. Die Hälfte - die Altenburg-, die Steinholz-, die Bicklings- und die Seweckenwarte, der Lethturm sowie die noch als halber Turm erhaltene Ilenstedter Warte - gibt es noch; auch Letztere hat der Verein mit Unterstützung von Fördergeld und Firmen, aber eben auch mit sehr viel Eigenleistung gesichert und saniert. „Wir können jetzt sagen, es besteht keine Gefahr mehr für die Warten“, sagt Volker Pethe.
Ausssichtspunkt mit Rundum-Blick
Das aktuelle Projekt des Vereins widmet sich einem nicht mehr vorhandenen Turm: der ehemaligen Aholzwarte bei Quarmbeck. Wo aktuell ein vom Harzklub-Zweigverein gebauter Aussichtspunkt einlädt, den Blick ringsum schweifen zu lassen, soll auf den Grundmauern der ehemaligen Warte ein Sockel bis auf eine Höhe von etwa 1,50 Metern aufgemauert werden.
Darauf soll ein drei Meter hoher Stahlzylinder gesetzt, außen an diesen eine Wendeltreppe angebaut werden, informiert Volker Pethe den Oberbürgermeister. Und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Das ist dann die siebte Warte.“ Der Steinsockel solle verputzt werden. „Alle Warten waren verputzt. Die Sandsteine waren einfach zu schade, daran hat der Steinmetz stundenlang gearbeitet“, sagt Volker Pethe. Deshalb sei ein Putz zum Schutz aufgebracht worden.
Aktuell hat der Verein zwei Anbieter für den Bau der Stahlrotunde gefunden und sucht einen dritten, erklärt der Vereinsvorsitzende zum Stand des Projekts. Förderanträge seien beim Land im Bereich Traditions- und Heimatpflege sowie bei Lotto Toto gestellt. „Selbst wenn alles bewilligt wird, brauchen wir noch 9.000 Euro Eigenanteil“, sagt Volker Pethe. Einen Teil davon werde der Verein durch Eigenleistung erbringen können. (mz)
