Amtsleiter geht Amtsleiter geht: Chef auf vielen Baustellen

Quedlinburg - Der Abschied fällt Volker Pethe schon schwer. "Es hat Spaß gemacht und man konnte kreativ sein", sagt er. "Aber es ist auch ein Punkt, wo ich sagen kann: Es ist alles in guten Händen. Ich konnte mich auf meine Mitarbeiter immer verlassen, die mit Fachkompetenz, Liebe zum Projekt und mit Herzblut arbeiten."
Man müsse den Mitarbeitern vertrauen und sie auch arbeiten lassen, sagt Pethe. Etwas, das ihm in den vergangenen zwei Jahrzehnten wichtig war. Nach fast 22 Jahren bei der Stadt, in welchen der Quedlinburger das Umweltamt, die Stadtwerke und zuletzt das Sachgebiet Hoch- und Tiefbau leitete, ist er jetzt aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.
Der Beruf hatte den gebürtigen Ascherslebener, der in Eisleben aufgewachsen war, nach Quedlinburg geführt: Der Diplomchemiker bekam seine erste Arbeitsstelle bei Farbchemie. Schon zu DDR-Zeiten interessierte er sich für die Umweltproblematik. Als sich 1989 das Neue Forum in Quedlinburg gründete, engagierte er sich in der Arbeitsgruppe Umweltschutz. Nachdem das aus dem Neuen Forum hervorgegangene Bürgerforum den ersten frei gewählten Bürgermeister nach der Wende stellte, bewarb sich Volker Pethe für die Stelle des Umweltamtsleiters und trat diese am 1. August 1989 an."Das war damals eine äußerst dynamische Zeit", erinnert er sich an die Fülle der zu lösenden Probleme. Dazu gehörten zum Beispiel die Abwasserentsorgung und die Müllentsorgung sowie die Frage der Deponien, wo es wegen der Asche aus den Kohleheizungen ständig zu Bränden kam. Jene Anfangszeit nennt Volker Pethe aber heute auch die interessanteste: Das bundesdeutsche Verwaltungsrecht sei damals noch nicht "in Mark und Bein übergegangen" gewesen. "Da haben wir einfach die Ärmel hochgekrempelt und es gemacht."
Gemeinsam mit weiteren Verwaltungsmitarbeitern kümmerte sich Volker Pethe auch darum, "das alte Vermögen der Stadt Quedlinburg wieder zusammen zu tragen". So wurden am 3. Juli 1990 die Stadtwerke wieder gegründet und Pethe deren erster Geschäftsführer. Als die Stadtwerke dann am 1. Januar 1992 mit der Fernwärmeversorgung den tatsächlichen Geschäftsbetrieb aufnahmen, war er plötzlich Chef von 80 Mitarbeitern und trug die Verantwortung für die Wärme in rund 3 000 Wohnungen sowie im damaligen Kreiskrankenhaus. Noch im selben Jahr wurden die Fernwärmeversorgung stabilisiert und das Heizwerk von Braunkohle auf Öl umgestellt.
1993 kehrte Volker Pethe in die Stadtverwaltung zurück und übernahm hier die Planung für Stadtökologie und Verkehr. Eine erste große Aufgabe war, den Verkehr in der Altstadt zu regeln und zu beruhigen. War diese zu DDR-Zeiten für den Verkehr gesperrt, gab es nun "plötzlich einen Fahrverkehr kreuz und quer und in Größenordnungen, die für die historische Altstadt völlig unverträglich waren", beschreibt Pethe. Die Umbauvorhaben der Straßenbaubehörde auf dem Stadtring, bei denen die Stadt die Interessen der Radfahrer und Fußgänger einzubringen hatte, waren eine weitere große Aufgabe.
Im Jahr 2006 übernahm Pethe die Leitung des Sachgebiets Hoch- und Tiefbau. Bedingt durch die Planungen beim Straßenbau, hatte er sich bereits intensiv mit dem Tiefbau befasst. Doch auch der Hochbau war ihm nicht fremd: Auf die Woche genau 40 Jahre zuvor hatte Pethe, der sich schon als Schüler für Baugeschichte interessierte, eine Maurerlehre begonnen.
Auch als Sachgebietsleiter Hoch- und Tiefbau hat er viele interessante Projekte entwickelt und begleitet. Was er gern noch mit umgesetzt hätte? "Vieles", sagt er. Besonders am Herzen liegen ihm aber die weitere Sanierung der Stiftskirche und die Straßensanierung in der Neustadt. Die Stadt Quedlinburg habe bisher den Schwerpunkt auf touristische Hauptziele in der Altstadt gelegt. "Das war auch ganz wichtig für die touristische Entwicklung." Aber wenn der Markt fertig ist, sieht Pethe den Schwerpunkt in Maßnahmen für die Bewohner der Stadt und damit in der Neustadt.
Das Thema Bau wird Volker Pethe auch im Ruhestand beschäftigen. Als Vorsitzender des Wartenvereins sieht er hier "Arbeit ohne Ende". Vorgenommen hat sich der 60-Jährige aber auch, noch mehr Rad zu fahren. "Die Umgebung von Quedlinburg ist sehr schön. Da gibt es noch vieles zu entdecken." (mz)