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Ein Stück Stadtgeschichte Restaurierter Böselstein kehrt nach Bad Bibra zurück

Stadt Bad Bibra lässt das bekannte historische Kleinod auffrischen. Welche besondere Geschichte es erzählen kann.

Von Gisela Jäger 03.04.2024, 08:46
Aufgefrischt: Der Böselstein ist zurück an seiner angestammten Stelle, an der Heimatgeschichte und Naturraum aufeinandertreffen.
Aufgefrischt: Der Böselstein ist zurück an seiner angestammten Stelle, an der Heimatgeschichte und Naturraum aufeinandertreffen. (Foto: Gisela Jäger)

Bad Bibra. - Was lange währt, wird am Ende gut. Das trifft auch auf ein nach eineinhalb Jahren nach Bad Bibra zurückgekehrtes „Wahrzeichen“ zu – den „Böselstein“. Bürgermeister Frederik Sandner freute sich, dass der Gedenkstein nach seiner Restaurierung nun wieder an seinem angestammten Platz auf der gleichnamigen Anhöhe steht. Er erinnert an den einstigen Bad Bibraer Müllergesellen Julius Boesel, der 1866 in der Schlacht nahe der damals böhmischen Stadt Königgrätz (heute: Hradec Králové) ums Leben kam.

Sandner erklärte, dass der Gedenkstein unansehnlich geworden war und einer Restaurierung bedurfte. Den Auftrag erhielt die Natursteinmanufaktur Tänzer und Beinemann aus Freyburg. Die Kosten belaufen sich auf rund 2.800 Euro. „Es gab keine Fördermittel, so dass die Stadt diese Erneuerung finanziert hat“, so das Stadtoberhaupt. Vor dem Hintergrund, dass sich um das historische Kleinod eine wechselvolle Geschichte rankt, sah es Sandner als mehr als angemessen an, dass dieses Stück für die Nachwelt erhalten bleibt.

Verschwunden und entdeckt

Was war geschehen: Nach 1945 war der Böselstein verschwunden und vermutlich im Zuge von bilderstürmischem Vandalismus den Abhang hinuntergeworfen worden. Erst Mitte der 1970er-Jahre entdeckten zwei Bad Bibraer Schüler beim Streifzug durch das unwegsame Gelände die Trümmerteile. Sie informierten den Arzt und Heimatgeschichtler Dr. Konstantin Kuminek, der die Bergung der Bruchstücke veranlasste, die er bis nach 1990 auf seinem Grundstück aufbewahrte. Der Heimatforscher und Naturliebhaber war auch im Besitz von Originalaufzeichnungen über Julius Boesel.

Doch niemand zeigte sich zuständig, den Gedenkstein und dessen Geschichte aufzuarbeiten. Jahre später erinnerten sich die neuen Stadtverantwortlichen an das historische Relikt. Der damalige Bürgermeister ließ den Stein erstmals zusammenfügen und auf dem Aussichtsplatz wieder aufstellen. „Wir können froh sein, dass diese am Ende glücklichen Umstände dazu führten, dass dieses Stück Bad Bibraer Identität nun zurück ist“, so Frederik Sandner.

Beliebter Wanderweg

Der Aussichtspunkt am „Spitze Hut Böselstein“-Rundwanderweg im Naturschutzgebiet Forst Bibra gehört zu den reizvollen Plätzen der Wanderroute mit herrlichem Blick auf Bad Bibra und das Saubachtal. „Der Wegabschnitt wird ab dem Frühjahr gern von Einheimischen und Touristen bewandert, insbesondere im Mai und Juni, wenn zahlreiche Arten einheimischer Orchideen blühen“, so der Bürgermeister.

Der Böselstein steht aber auch als Mahnmal für die Sinnlosigkeit eines Kriegstodes, der Boesel im Alter von 27 Jahren ereilt hatte, bevor er sein gespartes Geld in eine eigene Mühle investieren konnte. Mangels Grablege in der Heimat hatten sich Angehörige entschlossen, einen grabsteinähnlichen Gedenkstein an dem Platz aufzustellen, den der Müllergeselle gern aufgesucht hatte. Seine angesparten hundert Taler wurden in einem Fonds angelegt, der armen Schülern helfen sollte.

Der Rastplatz mit Sitzgruppe ist seit 2023 mit einer Info-Tafel komplettiert, die an die Geschichte Boesels erinnert und die den Naturraum vorstellt.