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Fußball Fußball: Jens Hädrich wird neuer Coach der 05er

Von Torsten Kühl 19.06.2015, 14:46
Auf der Beschilderung am Gewerbegebiet Steinkreuzweg ist noch viel Platz. Noch dünner: die Auslastung des zweiten Gebietes nahe Flemmingen.
Auf der Beschilderung am Gewerbegebiet Steinkreuzweg ist noch viel Platz. Noch dünner: die Auslastung des zweiten Gebietes nahe Flemmingen. Biel Lizenz

naumburg - Die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) erstellt im Auftrag der Stadt gerade ein Wirtschafts- und Tourismuskonzept für Naumburg (siehe auch Seite 7). Ein Zwischenbericht wurde nun veröffentlicht. Anhand eines Gespräches von „Hinz“ und „Kunz“ wollen wir zeigen, was bisher erarbeitet wurde.

Hinz: Hallo Kunz! Na, schon mal ins neue Wirtschafts- und Tourismuskonzept reingeschaut?

Kunz: Ja, is ’ne Katastrophe! Wird immer schlimmer hier.

Hinz: Quatsch. Die Geburtenzahl steigt leicht, die Zahl der Beschäftigten geht seit Jahren bergauf. Zuletzt gab es wieder Zuzug, und wir haben mehr Leute, die nach Naumburg hineinpendeln als hinaus.

Kunz: Die Zahlen hast du dir ja prima schöngeredet. Ein paar Babys hin oder her, in zehn Jahren sind wir hier trotzdem fast 5000 Einwohner weniger, und in puncto Beschäftigung sagt dir sicher das Stichwort „Niedriglohnsektor“ etwas. Das mit dem Zuzug, muss ich zugeben, gibt zu hoffen. Trotzdem, laut Studie ist die Stadt Naumburg für die meisten Wessis ein völlig unbeschriebenes Blatt. Die können eher Weißenfels wegen der Autobahn oder Freyburg wegen „Rotkäppchen“ zuordnen.

Hinz: In der Studie heißt es, wir sollen Unternehmen anlocken, da ist es doch prima, dass wir noch viel Platz in unseren Gewerbegebieten haben.

Kunz: Mensch, bist du naiv. Rate mal, warum am Steinkreuzweg und viel schlimmer noch in Flemmingen die Gewerbegebiete zu einem Drittel oder sogar fast zur Hälfte freistehen. Die sind zwar gut erschlossen, liegen aber in puncto Autobahn einfach am A... der Welt.

Hinz: Der Herr Donat von der GMA meint, es gibt Unternehmen, die legen auf die Anbindung nicht so viel Wert.

Kunz: Mag er Recht haben. Aber anlocken konnte man die bisher nicht. Unsere Gewerbesteuereinnahmen kennst du, oder?

Hinz: Klar, da liegen die Bereiche Energieversorgung, Finanzdienstleistung und Handel vorn!

Kunz: Und das findest du nicht beängstigend?

Hinz: Nö, wieso.

Kunz: Na, weil die beiden vorne die TWN und die Sparkasse sind. Öffentliche und halböffentliche Institutionen. Nix mit Privatunternehmen.

Hinz: Dafür aber im Handel! „Inhabergeführt, mit guter Beratung“, heißt es im Konzept.

Kunz: Nur, dass es eben immer weniger Inhaber und immer mehr Leerstandsobjekte werden. Minus 20 Innenstadtgeschäfte seit 2008 sind ja wohl eine deutliche Sprache. Filialen von bekannten Ketten können wir außerdem nicht anlocken, da fehlen geeignete Flächen und Kaufkraft.

Hinz: Du bist aber auch hartnäckig mit deiner Schwarzseherei. Na gut, mein größter Trumpf: der Tourismus! Schau mal aus dem Fenster: Die Gruppen dort, die gen Dom laufen, kannst du ja nun wirklich nicht leugnen.

Kunz: Nee, kann ich nicht. Aber ich beeile mich lieber mit Gucken, denn wenn die nachher aus dem Dom herauslaufen, bekomm ich sie nicht mehr vor die Nase. Dann fahren sie gleich nach Weimar oder Leipzig. Stichwort: „Tagestouristen“, mein Gudster.

Hinz: Moment mal, Kunz: 3,7 Tage bleiben die Touristen durchschnittlich laut Studie in der Stadt.

Kunz: In den Hotels aber nur 1,7 Tage. Kein Wunder, warum die nur 29,2 Prozent Auslastung haben.

Hinz: Glaube ich nicht. Für meine Schwiegermutter habe ich weder zum Kirschfest noch zu Pfingsten ein Hotelzimmer gefunden.

Kunz (lacht): Na, sei doch froh. Aber im Ernst: Großereignisse oder die schöne Jahreszeit sind ja auch gut gebucht. Aber ab November bekommst du ganze Etagen für dich allein.

Hinz: Und trotzdem steigt die Zahl der Beherbergungsbetriebe.

Kunz: Ja, aber leider nicht der wirklich niveauvollen.

Hinz: Jetzt werd’ mal nicht hochnäsig. Die meisten Touristen verlassen Naumburg überaus zufrieden.

Kunz: Schon, aber es gibt nun mal in Naumburg nur ein Vier-Sterne-Hotel, das bemängelt auch die GMA-Studie. Und entlang des Saale-Radwanderweges nicht mal genügend schöne Pensionen.

Hinz: Also beim Thema Radfahren setzt du in puncto Meckern jetzt aber aufs falsche Pferd. Radtourismus boomt. 200000 Radler waren vergangenes Jahr bei uns.

Kunz: So viele Radler hast du vielleicht getrunken, die Zahl glaube ich nie im Leben. Aber sei es drum. Das Potenzial wird trotzdem nicht ausgeschöpft, schreibt die Studie. Zu wenig Strecken, zu wenig Schilder, beim Wandern nicht besser.

Hinz: Wieso? Hoch zur Rudelsburg, ist doch traumhaft schön!

Kunz: Du sprichst jetzt nicht tatsächlich Bad Kösen an. Schönes Eigentor! Denn unser neuer Ortsteil ist ja wohl die größte Ohrfeige des ganzen Konzeptes. Zwei Orte mit großen Potenzialen in einer Stadt, und die Zusammenarbeit klappt überhaupt nicht, das wird in der Studie gefühlt auf jeder dritten Seite angeprangert.

Hinz: Was ich gut finde: Am Ende des Konzeptes werden viele Verbesserungsvorschläge gemacht.

Kunz: Kostet bestimmt alles Geld, und das haben wir nicht.

Hinz: Stimmt gar nicht, alter Meckerheini. Viele Sachen kosten nur Engagement: Da steht zum Beispiel „Winterangebote schaffen (Wintermarkt, Eislaufbahn)“. Haben wir mit Advent in den Höfen schon mal hinbekommen, ohne große Kosten. Oder „Naumburg-Card für die Region“. Das wird ja wohl hinzukriegen sein. Oder: „Markthalle als Regionalladen für lokale Händler“, so einen hat man sogar in Laucha auf die Beine gestellt. Skeptisch bin ich nur beim „Aufbau eines Technologiezentrums“.

Kunz: Wobei das wirklich mal ein Meilenstein wäre. Wenn es die Stadt irgendwann mal fertigbringt, Firmen in Zukunftsbranchen anzusiedeln, die hier auch Forschung betreiben und Studenten anlocken, höre ich für immer auf zu meckern. Versprochen!