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Wie Umsiedler ganz von vorn begannen

Von Diana Dünschel 22.08.2008, 14:34

Branderoda/MZ. - Extra zu diesem Anlass hat der in Branderoda lebende Künstler Karlheinz Schäfer einen von der Naumburger Bauunion gesponserten Stein gestaltet, der - noch verhüllt - am Eingang zur Siedlung bereits seinen Platz erhielt und nächsten Sonnabend feierlich eingeweiht wird. Dazu gibt es ab 14.30 Uhr musikalische Umrahmung, und natürlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Mädchen und Jungen des örtlichen Kindergartens wollen mit einem Programm zur Unterhaltung beitragen.

Einer, der diese Feierstunde garantiert nicht verpasst, ist Heinz Glawion. Der Mittsiebziger ist einer der wenigen, die noch selbst beim Aufbau der Weinbergsiedlung dabei waren. Er lebt hier bis heute mit seiner Frau und hatte auch die Idee zu einem Gedenkstein.

"Ich kam als Jugendlicher mit meinen zwei Geschwistern und den Eltern aus Polen ins Geiseltal. Zunächst waren wir bei einem Bauern und später im jetzigen Versammlungsraum des Rittergutes untergebracht", erinnert sich der Umsiedler. Für seine Familie und andere Flüchtlinge wurde schließlich die Siedlung konzipiert. 16 Grundstücke entstanden auf dem einstigen Feld am Ortsausgang in Richtung Mücheln. Zu jedem Haus gehörten ein großer Garten, Stall und Scheune. Dazu gab es ein Stück Feld. "Wir sollten uns doch selbst versorgen können", erklärt Heinz Glawion dazu, erzählt vom Kartoffel- und Gemüseanbau und vom Schwein, das im Stall lebte.

Er hat auch nicht vergessen, wie die Grenzsteine gesetzt wurden. "Dabei habe ich doch mein erstes eigenes Geld verdient. Das war etwas ganz Besonderes. Denn ich konnte nicht in einem Betrieb in die Lehre gehen, sondern musste mithelfen, unser neues Eigentum zu bewirtschaften." Und der Senior, der sich längst in Branderoda zu Hause fühlt, berichtet, dass das Material teils aus Abbruchgebäuden stammte oder mit dem vorhandenen Lehm gebaut wurde. "Der Wasseranschluss kam dann erst 1951. Bis dahin mussten alle Wasser aus dem Dorfbrunnen holen."