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Saalekreis Saalekreis: Polizei jagt falsche Polizisten

Von DIRK SKRZYPCZAK 13.09.2011, 18:10

MERSEBURG/MZ. - Angeblich, so der Vorwurf, hätten die Personen verbotene Seiten im Netz besucht. Mit Zahlung der Strafe könne man sich freikaufen und den PC auch wieder freischalten. "Pro Woche werden uns etwa zehn solcher Fälle gemeldet", sagt Jens Föhre, leitender Sachbearbeiter im Polizeirevier des Saalekreises.

Vermutlich sei die Dunkelziffer aber höher, meint der Spezialist für Internetkriminalität. So werde der Virus beispielsweise beim Anklicken von Erotikseiten übertragen. "Viele Nutzer schämen sich deshalb und wollen das nicht an die große Glocke hängen." Wer auf den Schwindel hereinfällt oder aus Diskretion lieber die 100 Euro blecht, erlebt die nächste böse Überraschung. Der Rechner funktioniert trotzdem nicht und muss neu installiert werden. Die Drahtzieher werden außerhalb von Deutschland vermutet. Und sie sind hartnäckig, starten seit dem Frühjahr ständig neue Attacken. "Mittlerweile gibt es die 13. Modifikation der Schadsoftware", erklärt Föhre. Längst klammert sich der Virus nicht mehr nur an Erotik-Portale. Auch Shopping-Seiten oder soziale Netzwerke seien mitunter infiziert.

Das Gros der Anzeigen zur Internetkriminalität, die im Saalekreis-Revier auflaufen, dreht sich aber um den Waren- und Kreditbetrug. "Umso lukrativer das angepriesene Schnäppchen ist, desto misstrauischer sollte man sein", rät Kripo-Chef Thomas Aust. Einen hochwertigen Computer etwa wie das iPad bekomme man eigentlich nicht zum Dumpingpreis. "Oft wird dann die Technik gar nicht geliefert oder sie ist nicht in dem versprochenen Zustand", berichtet Föhre. Dieses Spielchen funktioniert aber auch in die andere Richtung. Waren werden versendet, aber nicht bezahlt. "Bei diesen Betrugsdelikten ist die Aufklärungsquote sehr hoch und liegt bei über 80 Prozent. Zumeist gibt es zu den Vorgängen nämlich auch eine Adresse. Die enge Verknüpfung mit der realen Welt ist hier noch da. Das ist hilfreich", erzählt Ermittler Föhre. Anders sei es bei Angriffen auf Web-Seiten und das Ausspähen von Daten.

Dabei ließe sich der Internetkriminalität ein wirksamer Riegel vorschieben. "Allerdings gibt es noch genügend Menschen, die gutgläubig gegenüber dem Internet sind und deshalb in Fallen tappen", sagt Tim Griese, Presserefernt im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI). Doch offenbar verleite gerade die Anonymität des weltweiten Netzes zum Leichtsinn. "Und so suchen die Leute am Computer Orte auf, die sie im normalen Leben meiden würden", weiß Föhre.

Noch halten sich im Saalekreis die Anzeigen zur Internetkriminalität aber im Rahmen. Im vergangenen Jahr wurden der Polizei rund 500 Straftaten bekannt - das entspricht einem Anteil von fünf Prozent am Kriminalitätsgeschehen im Kreis. Im ersten Halbjahr 2011 waren es 233 Delikte. "Das suggeriert einen Rückgang, wäre aber Augenwischerei", erklärt Kripo-Chef Aust und rät angesichts des nahen Weihnachtsfestes vor besonderer Vorsicht bei der Schnäppchenjagd.