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Projekt Projekt: "Gospelwerkstatt" bringt Menschen fremde Musik näher

Von Martin Walter 12.03.2013, 18:02
Werkstattleiter Thomas Piontek gab die richtigen Töne vor.
Werkstattleiter Thomas Piontek gab die richtigen Töne vor. Peter Wölk Lizenz

Bad Lauchstädt/MZ - Durch den Raum tönen melodische afrikanische Klänge, sowohl instrumental als auch gesanglich. Rhythmisch bewegen sich die Sänger und klatschen dabei im Takt. Diese Szenerie spielt jedoch nicht auf dem schwarzen Kontinent, sondern mitten in Deutschland, im evangelischen Pfarrhaus in Bad Lauchstädt.

Anlass dafür ist die Gospelwerkstatt unter der Leitung von Thomas Piontek. „Wir veranstalten dieses Projekt nun bereits zum fünften Mal und jedes Jahr besuchen wir dabei eine andere Stadt des Kirchenkreises Merseburg“, erklärt der 39-Jährige. In einem eintägigen Workshop bringe er den Teilnehmern dabei Gospellieder bei. „Unser Ansinnen ist es, die Lust am Singen in den Leuten zu wecken. So können auch Menschen, die nicht im Chor singen, einfach mal hereinschnuppern“, erzählt Piontek. Und die meisten fänden schnell Gefallen am Gospel-Gesang.

Auch aus diesem Grund sind viele der 24 Teilnehmer „Wiederholungstäter“ und lassen sich auch von einer längeren Anreise nicht abschrecken. So wie Markus Dyck aus der Gemeinde Zitzschen, die zwar in Sachsen unweit von Leipzig liegt, aber noch zum Kirchenkreis Merseburg gehört. „Ich bin bereits seit der ersten Gospelwerkstatt dabei. Anfangs waren wir lediglich zu acht und dann habe ich mitverfolgen können, wie die Teilnehmerzahl jedes Jahr gewachsen ist. Das hat mich sehr beeindruckt“, sagt der 40-Jährige, der auch im Kirchenchor Kitzen singt, und fügt hinzu: „Ich finde es sehr interessant, dass wir neben englischen auch afrikanische Gospels singen, denn schließlich liegt der Ursprung dieser Musikrichtung bei den afrikanischen Sklaven, die nach Amerika verschleppt wurden.“ Die Faszinationskraft der Gospelmusik beschreibt Dyck folgendermaßen: „Gospel ist sehr rhythmus-betont. Und wenn man einmal in dem Rhythmus drin ist, dann muss man einfach Mitsingen und Mitklatschen.“

Das sehen die anderen Teilnehmer ebenso, weshalb auch keiner lange die Beine und Arme stillhalten kann, als Thomas Piontek mit Keyboard und Bongos den Rhythmus angibt, die ersten Liedteile eines Gospels rezitiert und die Sänger, geordnet nach ihrer Stimmlage, zum Mitsingen auffordert.

Auch wenn keines der Lieder auf Deutsch ist, beherrschen die Gospelnovizen die Texte nach einigen Übungsdurchgängen sehr gut. Außerdem „stehen beim Gospel sowieso die Melodie und der Rhythmus im Vordergrund“, wie Helga Weitschmidt sagt.

Mit 79 Jahren ist sie die älteste Teilnehmerin und zum ersten Mal dabei, wie sie erklärt: „Ich bin gelernte Kindergärtnerin und habe damals sehr viel und gerne mit den Kleinen gesungen“, sagt sie. Ohne Übung lasse die Stimme jedoch nach, sie nehme also auch zu Trainingszwecken teil.

Neben dem Gesang kommt bei machen Liedern auch noch eine Choreographie hinzu, die die Teilnehmer nach einigen Versuchen aber genau so gut beherrschen wie die Liedtexte. Und das ist auch wichtig, schließlich steht am Ende der Gospelwerkstatt ein Konzert. „Am Tag nach den Workshops treten wir in einer örtlichen Kirche auf“, ist von Piontek zu erfahren. „Dort singen wir dann sieben bis acht Lieder. Die Kirchen sind immer gut besucht.“

Ebenso wie die Gospelwerkstatt, weshalb sich Piontek auch sicher ist, dass die Workshop-Reihe auch 2014 fortgesetzt wird. In welcher Stadt des Kirchenkreises Merseburg kann der Kantor jedoch noch nicht sagen.