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Stadtratswahl in Merseburg Mit Video: Podiumsgespräch: Ideen für ein modernes Merseburg gesucht

Die MZ und der Merseburg Report führen anlässlich der Kommunalwahl am 9. Juni eine Podiumsdiskussion mit Kandidaten aus dem Merseburger Stadtratsfraktionen durch. Dabei geht es um die Entwicklung der Stadt in den kommenden Jahren und das Thema Integration.

Von Anke Losack Aktualisiert: 29.04.2024, 15:25
Klaus Treuter (M.,l.) und Melain van Alst (M., r.) befragten die Kandidaten.
Klaus Treuter (M.,l.) und Melain van Alst (M., r.) befragten die Kandidaten. (Foto: A. Losack)

Merseburg/MZ. - Zur Kommunalwahl am 9. Juni haben Mitteldeutsche Zeitung und Merseburg Report am Freitag eine Podiumsdiskussion mit Kandidaten aus Merseburger Stadtratsfraktionen durchgeführt. Den Fragen von Melain van Alst, Chefreporterin der MZ-Lokalredaktion, und Klaus Treuter von Merseburg Report stellten sich Bernd Seifert (CDU), Manuela Krause (AfD), Michael Finger (Die Linke), Steffen Eichner (SPD), Roland Striegel (Bündnis 90/Die Grünen) und Gabriele Naundorf (dieBasis). Vertreter der FDP hatten sich entschuldigt. Schwerpunkte dieser ersten von zwei Podiumsdiskussionen waren Stadtentwicklung und Integration.

Welche Ideen und Vorschläge für die Belebung der Innenstadt haben Sie?

Striegel (Grüne): Ich wünsche mir, dass mehr Einwohnerinnen und Einwohner sich für diese Stadt engagieren. Ich halte es für eine Fehlannahme, dass es Aufgabe der Politik sei, bestimmte Dinge zu regeln. Wir haben als Stadt leider keinen Einfluss, Einzelhändler in die Stadt zu bekommen, wenn deren Gewinnerwartungen nicht erfüllt werden. Wir können die Rahmenbedingungen schaffen, aber nicht dafür sorgen, dass tatsächlich jemand kommt.

Seifert (CDU): Es ist natürlich so, wie Herr Striegel gesagt hat: Wir brauchen die Mitarbeit unserer Bürger. Aber letztendlich haben die gewählten Vertreter große Verantwortung in der Entwicklung dieser Stadt. Ich denke schon, dass wir da die notwendigen Akzente setzen können.

Finger (Linke): Uns fehlt das nicht mehr vorhandene Rathaus am Markt. Wir sollten überlegen, wie kann man den Markt so beleben, dass wir den Markt wieder als Markt nutzen und nicht den Entenplan als Markt. Wir müssen uns Gedanken machen, wieder einen kuschligen Markt herzustellen. Ich kann mir vorstellen, dass mit der Entwicklung des Roßmarkts auch der Markt wieder eine ganz andere Funktion in Merseburg bekommt.

Krause (AfD): Um unsere Innenstadt wieder attraktiver zu machen, müssen wir zunächst erstmal sehen, dass wir unser gesamtes Stadtbild wieder ins Gleichgewicht bringen. Wir alle in der Runde essen sicherlich gern mal einen Döner, das heißt aber nicht, dass wir uns als Stadt einer komplett fremden Ess- und Einkaufskultur anzupassen haben.

Naundorf (dieBasis): Vielleicht bringt es ein Austausch, zum Beispiel mit Naumburg: wie macht ihr das, können wir was für uns mitnehmen. Eine andere Sache ist der wirtschaftliche Aspekt: Haben die Leute hier das Geld überhaupt. Wenn ja, wofür müssen sie es zuerst nutzen. Wir müssen erstmal analysieren, wer will hier was.

Eichner (SPD): Ich denke, wir sind in den letzten Jahren auf gutem Weg, etwas zu ändern, weil wir an verschiedenen Stellen, zum Beispiel Brühl oder Roßmarkt, was tun, damit wieder eine Belebung stattfindet. Der Markt hat eine Schokoladenseite, aber auch eine Seite, die völlig unattraktiv ist. Dort gibt es Unternehmer, die durchaus bereit sind, hier auch zu investieren und Ideen entwickelt haben.

Wie kann ein modernes Merseburg hinsichtlich Wohnkonzepten, Quartiersbildung und Integration aussehen?

Eichner: Im Rosental haben wir ein neues Projekt entwickelt: Soziale Stadt, wo wir die Strukturen, die existieren, sozusagen aufbrechen wollen und eine soziale Durchmischung einbringen wollen, indem man bestimmte Bereiche aufwertet.

Krause: Erfreulich ist der Beschluss über das neue Stadtentwicklungskonzept für das Rosental. Das lässt sich allerdings nur umsetzen, wenn die Wohnungsgenossenschaften als Vermieter mit uns an einem Strang ziehen, was den Neuaufbau und den Rückbau betrifft. Negativ zu verzeichnen ist dort immernoch, der viel zu hohe Anteil an Migranten. Wir sind aber trotz alledem zuversichtlich, dass wir mit dem neuen Stadtentwicklungsplan dort für Entschärfung sorgen können.

Striegel: Zum Beispiel wurden am umgebauten Block an der Klia völlig andere Wohnbedingungen geschaffen. Das ist das, was wir mehr brauchen. Das ist die Notwendigkeit, um mehr Durchmischung in der Stadt zu schaffen. Das schwebt uns auch vor. Auch beim Rosental. Ich will einen Zungenschlag rausnehmen. Es geht nicht darum, Menschen zu verdrängen. Wir brauchen Quartiere, die aus sich heraus eine Lebensfreude und Zusammengehörigkeit entwickeln.

Naundorf: Es geht nicht darum, jemanden zu vertreiben, ganz im Gegenteil. Aber wir müssen endlich einen Weg finden, diese Konzentration, da gebe ich meinen Vorrednern recht, zu lösen. Wir haben ganz konzentriert mehrere Nationen auf einem Fleck leben. Wir müssen in die Gespräche kommen und ganz schnell Lösungen finden. Hier sind ganz viele gefragt, da mitzumachen.

Seifert: Das eine ist, dass wir natürlich die Verantwortung haben für die Integration. Das andere ist, dass die Leute, die hier sind, natürlich auch selber wollen. Der Großteil will sicherlich. Aber es gibt auch welche, die wollen in ihrem Umfeld bleiben. Das ist natürlich ein Riesenproblem, wenn dort die Durchmischung nicht stattgefunden hat. Merseburg ist der Schwerpunkt für Migrationsansiedlung. Wir können das alleine gar nicht schultern. Wir brauchen auch den Landkreis dazu.

Eichner: Wir haben soziale Brennpunkte. Es wird eines unserer Hauptschwerpunkte der nächsten Legislatur sein, dass wir uns darum kümmern, dass eine Integration stattfindet.

Finger: Die Frage ist: Wie bekommen wir die Integration hin? Wenn ich investiere, heißt das noch lange nicht, ich integriere. Ja, wir könnten den Landkreis anzählen. Aber wir haben die Aufgabe vom Land übertragen bekommen, die Leute unterzubringen und wir müssen das vor Ort machen. Wir müssen Begegnungsstätten schaffen, wo wir miteinander ins Gespräch kommen. Das kann der Markt sein, das kann eine Schule sein, das kann eine Kultureinrichtung sein.