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Merseburg Merseburg: Von Telegraf bis Smartphone

Von UNDINE FREYBERG 28.11.2011, 17:05

MERSEBURG/MZ. - Man kann es sich in der heutigen Zeit der Smartphones kaum noch vorstellen - aber im Jahr 1892 hatten in Merseburg nur 25 Menschen einen Telefonanschluss. 1903 waren es 69 und 1935 knapp über 1 000. Es gab die Zeit, als das "Fräulein vom Amt" die Gespräche manuell vermittelt hat und später in den 70ern dann die Zeit der Doppelanschlüsse, die sicher so manchen zur Weißglut brachten, weil der Anschlussmitinhaber genau dann telefonierte, wenn man selbst das Telefon brauchte.

Erich Meinicke, wie er selbst sagt - gelernter Postler und unheimlich an der Geschichte des Fernmeldewesens interessiert, bekam seinen ersten Anschluss 1953. "Aber auch nur, weil ich für die Post erreichbar sein musste" erzählt der 86-Jährige, der von 1953 bis 1959 sogar im Postamt an der heutigen König-Heinrich-Straße gewohnt hat. Den Beruf des Postangestellten habe er von der Pike auf gelernt. "Briefzustellung, Schalterdienst, Kastenleerung - man musste alle Straßen kennen." 1990 ist er als Postoberrat in den verdienten Ruhestand gegangen, doch Post- und Fernmeldewesen interessieren ihn immer noch.

Ein umfangreiche Sammlung zum Thema Post hatte Meinicke im April 2011 dem Stammtisch für Heimatgeschichte im Mehrgenerationenhaus geschenkt. Eine rund 30 Seiten starke Abhandlung zum Thema Fernmeldewesen hat er jetzt dem Merseburger Luftfahrt- und Technikmuseum übergeben. Darin findet man nicht nur die Pioniere des Telegrafen- und Fernsprechwesens Samuel Morse (1791-1872), der den Morseapparat und das Morsealphabet erfand, und Philipp Reis (1834-1874) oder Alexander Graham Bell (1847-1922), die beide an der Entwicklung des Telefons beteiligt waren. Erich Meinicke hat auch alles aufgeschrieben, was sich seit dem 19. Jahrhundert in Merseburg getan hat. Dass zum Beispiel ab 1. Januar 1864 eine Telegrafenverbindung zwischen Merseburg und Weißenfels eingerichtet wurde und es ab 1872 auch Telegrafenverbindungen nach Schafstädt und Mücheln gab. Er erwähnt den ersten öffentlichen Fernsprecher, der am 5. August 1898 eingeweiht wurde, und er erinnert daran, dass es nach den Ausbauarbeiten durch die Deutsche Telekom im Jahr 1995 mehr als 24 000 Telefonanschlüsse in der Domstadt gab.

"Wir freuen uns sehr über diese Abhandlung, denn diese Informationen passen sehr gut zu der von uns gerade neu organisierten Ausstellung zum Fernmeldewesen", bedankt sich Joachim Persing, der im Luftfahrtmuseum die Nachrichtenabteilung betreut. In der neuen Abteilung findet man jede Menge Interessantes - Darstellungen der Anfänge der optischen Telegrafie, als Nachrichten noch über Signaltürme übermittelt wurden, aber zum Beispiel auch einen alten Klappenschrank von 1930, mit dem früher Telefonverbindungen hergestellt wurden oder auch ein altes C-Netz-Telefon, das mal 3 900 D-Mark gekostet hat und so groß und so schwer wie zwei Backsteine ist. "Wir hätten noch viel mehr zeigen können, der Rest unseres Telefonfundus liegt gut verpackt in zwölf Kartons, denn der Platz ist nunmal endlich", lächelt Persing. Spätestens im Sommer allerdings, wenn das Luftfahrtmuseum sein 15-jähriges Bestehen feiert, soll es eine größere Ausstellung zum Post- und Fernmeldewesen geben.

Das Luftfahrt- und Technikmuseum ist Di-Do von 9 bis 16 Uhr, Fr von 9 bis 14 sowie Sa und So 10 bis 17 Uhr geöffnet.