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Merseburg Merseburg: Olympiatauben kommen hinter Gitter

Von Frank Czerwonn 29.10.2012, 15:07

Mücheln/MZ. - Denn ihre Rückkehr aus der britischen Hauptstadt, wo sie mit rund 10 000 Tauben aus europäischen Ländern aufgestiegen waren, verzögerte sich massiv. Doch jetzt steht fest: Der Kampf gegen den Wind und andere Widrigkeiten hat sich gelohnt. Zwei der Röhlschen Tauben gehören zu den besten Fliegern der Region. Sie landeten in der Endabrechnung des Weitstreckenclubs Mitteldeutschland für den spektakulären London-Flug im ersten Drittel. Bloß für eine Auszeichnung bei der nationalen Preisvergabe, die Sonntag in Fürstenwalde stattfindet, hat es nicht ganz gereicht. Der deutsche Sieger kommt aus Mönchengladbach.

Steffen Röhl stört das nicht. Er hatte von Beginn an auf das olympische Motto "Dabei sein ist alles" gesetzt. "Viel wichtiger ist, dass fast alle Tauben unserer Vereinsmitglieder den Flug gemeistert haben. Wir müssen nur wenige Verluste beklagen", so Röhl. Auch eine seiner Tauben hatte eine Raubvogel-Attacke abzuwehren, kam verletzt in Mücheln an. "Doch bleibende Schäden hat sie nicht davongetragen", so der Züchter. Längst sei sie wieder fit. Er setze große Hoffnungen in die Taube. "Immerhin hat sie als junges Tier schon diesen Flug gepackt." Und mehrere ihrer Geschwister seien ebenfalls sehr erfolgreich.

Doch vorerst ist Schluss mit dem Fliegen. Den Röhls Tauben müssen hinter Gitter. Und das aus gleich zwei Gründen. Erstens sei gerade Mauser. Da wachse das Federkleid für den Winter. "In dieser Zeit gehen die Tauben wenig nach draußen. Sie konzentrieren sich auf den Federwechsel und haben nicht so die Fluglust", erklärt Röhl. Doch auch wenn die Mauser vorbei ist, bleiben die Flugkünstler im Schlag eingesperrt - aus Sicherheitsgründen. "Denn es sind viele Greifvögel wie Habicht, Sperber und Wanderfalke unterwegs. Und da die meisten Singvögel bereits gen Süden geflogen sind, ist die Gefahr für unsere Tauben besonders hoch."

Damit sie in der bewegungsarmen Winterzeit nicht zu viel Fett ansetzen, werden die Vögel quasi auf Diät gesetzt. "Momentan bekommen sie wegen des Federwechsels noch sehr gehaltvolles Futter mit vielen Vitaminen", sagt Röhl. Doch Ende November würde das umgestellt. "Das ist schon eine kleine Wissenschaft." Sorgen müsse man sich aber nicht machen - auch nicht angesichts winterlicher Temperaturen. "Brieftauben sind frostunempfindlich, sie bekommen auch keine kalten Füße", versichert Röhl.

Geflogen wird erst wieder im Frühjahr. Dann gibt es Kraftfutter und sich steigernde Übungsflüge zum Muskelaufbau. Denn Röhl will seine Tauben natürlich beim Jahreshöhepunkt 2013 starten lassen. Der heißt Paris. Auch "Lady London", jene seiner Tauben, die als erste aus London zurückgekehrt war, soll dort erneut ihr Können zeigen. Kleiner Trost: Die Strecke ist kürzer als der Olympiaflug: statt 860 nur 700 Kilometer.