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Kommunales Engagement Kommunales Engagement: Der «Schrecken» von der Bürgerbank

Von Petra Wozny 02.11.2001, 16:59

Mücheln/MZ. - "Mich ärgern viele Sachen in Mücheln, von denen ich der Meinung bin, dass sie schnell abzuschaffen wären. Darum gehe ich seit Jahren in fast jede Stadtratssitzung", sagt Dietrich Hesse, Mittelständler in der dritten Generation. Engagement für die Geschäftsleute in der Stadt ist dem 45-Jährigen wichtig.

Wenn einer den Finger in die Wunde legt, wird er nicht gut gelitten. Doch Bernd Backhaus kann damit leben. Der 45-jährige Dozent scheint keine Gelegenheit zu verpassen, immer aufs Böse zu hauen.

Werner Staude, Dietrich Hesse und Bernd Backhaus - ein Trio Infernale? Das wäre ganz sicher übertrieben. Ein eingespieltes, weil kritisches Team sind sie auf alle Fälle. Drei Männer, die dem Bürgermeister und dem Stadtrat auf die Finger und aufs Maul schauen. Warum? Drei Antworten auf einen Nenner gebracht: Weil es ihnen ihre Heimatstadt Mücheln wert ist.

Das Potenzial derer, denen die Stadtpolitik egal ist, sei leider groß, meinen sie. In nicht wenigen Kommunen, das wissen sie, fiele die Bürgerfragestunde aus. Kein Bedarf auf den Inseln der Glückseligkeit? Die Drei runzeln die Stirn. Beschwerden danach oder das Gerede hinter der Hand nützten wenig. Hesse, Backhaus und Staude machen von ihrem demokratischen Recht, in der Bürgerfragestunde der Stadtratssitzungen eben auch zu hinterfragen, rege Gebrauch.

Anlässe dafür sehen die drei Herren viele. Zum Beispiel als es in der Geiselstalstadt um das Abwasser ging. Backhaus dazu: "Ich werde mich wohl nie damit abfinden, dass mein Abwasser nach Braunsbedra gepumpt wird." Zum Beispiel dann, wenn Crossfahrer wieder einmal im Naturschutzgelände kurven. Staude dazu: "Das wandert seit Jahren durch die Ausschüsse. Da muss man doch endlich mal Lösungen anbieten." Zum Beispiel auch beim Thema Barockgarten, was Hesse auf die Palme bringt. "Viel Geld ist dort hinein gesteckt worden. Doch es gibt kein Konzept, wie das alles mal genutzt werden soll. Die Straßen dahin sind außerdem eine Katastrophe."

An etlichen Stellen klemmt aus ihrer Sicht die Säge in der kommunalpolitischen Arbeit. "Wenig perspektivisch, zu instrumentalisiert, nur auf den Tag zugeschnitten", so lautet das Urteil der Drei. Backhaus'' Wunsch: Eine noch bessere Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen. Das bremst, meinen die Männer von der Bürgerbank.

Klar, nicken sie, für viele sind sie die renitenten Meckerer. Doch auch dem haben sie etwas entgegen zu setzen. Staude, Backhaus und Hesse suchen sich zur Beantwortung von Fachfragen auch Fachleute, scheuen den Weg weder ins Regierungspräsidium noch in die Landesregierung.

Bis 2004, dem voraussichtlichen Inkrafttreten der Gebietsreform in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus, wollen die drei durch- und einen langen Atem behalten. Sie wollen an praktikablen, umsetzbaren Visionen für das Geiseltal mitwirken. Das Lied der künftigen Geiseltalstadt sollte nicht mehr-, sondern einstimmig gesungen werden. So ihre Vorstellung. Bis jetzt geben sie der Kommunalpolitik ein "ungenügend". Mitwirken wollen sie, dass es für die Bürger - aus ihrer Sicht - mindestens "befriedigend" wird.