Ein Bischof aus Südafrika

Merseburg/MZ. - Für die Kinder des Eastern Cape Kinderchores aus dem südafrikanischen Port Elizabeth war dieser Vormittag im Merseburger Dom ganz faszinierend. Gemeinsam mit den Kulturpädagoginnen Anja Topat und Eva Kindler spielten sie die Krönung Heinrichs II. im Jahr 1002 nach, zu der damals auch viele wichtige Bischöfe und Herzöge gekommen waren. Und wer von den Kindern und Jugendlichen kein Kostüm anhatte, hatte eine Kamera in der Hand, um jeden Moment festzuhalten.

"Wir haben in unserem Land zwar tolle Tiere und wunderschöne Natur aber so prachtvolle Gebäude wie diesen Dom haben wir nicht", erklärte Chorleiter Lionel van Zyl lächelnd die Aufregung seiner 55 Schützlinge, die derzeit auf einer mehrtägigen Europa-Tournee waren und am Donnerstagabend in Halle ihr Abschlusskonzert gegeben haben.

Nachdem sie Heinrichs Krönungszeremonie nachgestellt hatten, konnten die Zehn- bis 14-Jährigen noch einen Turm des Domes besteigen und im Kreuzgang Fahnen bemalen. "Und ich glaube, diese Reise durch die Geschichte hat allen einen reisigen Spaß gemacht", meinte Anja Topat, die selbst ganz begeistert davon war, welchen Enthusiasmus die jungen Sänger an den Tag legten. Dabei war es für Anja Topat selbst auch eine Premiere. Domführungen in englischer Sprache hatte sie zwar schon häufiger gemacht. "Aber unsere verschiedenen Kinderprojekte so kompakt und dann auch noch auf Englisch - das hat es bisher so noch nie gegeben."

Wer am Donnerstagvormittag den Merseburger Dom besuchte, konnte sogar mehrere kleine Kostproben der Stimmen aus Südafrika genießen. In der Krypta intonierten sie "Santa Maria". Vor dem Altar sangen sie das bewegende, afrikanische "Tula Mama, tula", was soviel bedeutet wie "Weine nicht mehr, Mama". Dieses ein Lied wurde 1977 für die Mutter von Steve Biko gesungen, nachdem der Held der südafrikanischen Befreiungskampfes in einer Polizei-Zelle in Pretoria gestorben war.