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Asylbewerberheim Krumpa Asylbewerberheim Krumpa: Manches sollte anders werden

Von UNDINE FREYBERG 13.03.2015, 14:17
Reiner Haseloff verabschiedet sich von Cheickna Hamala Fadiga. Der Mann aus Mali hat ihn beeindruckt.
Reiner Haseloff verabschiedet sich von Cheickna Hamala Fadiga. Der Mann aus Mali hat ihn beeindruckt. P. Wölk Lizenz

KRUMPA/MERSEBURG - Der Staatsschutz war vor Ort. Polizeiwagen waren rund um das Gelände postiert. In gebührender Entfernung zum Asylbewerberheim Krumpa warteten einige Männer und Frauen, die sich als Freunde und Unterstützer der Geflüchteten sehen.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erklärte während seines Besuches in Krumpa und Merseburg, dass er viele Hinweise, die er bekommen habe, mit in die nächste große Flüchtlingskonferenz, die Ende Mai/Anfang Juni stattfindet, mitnehmen werde. Es gab unter anderem Hinweise, dass es den Asylbewerbern oft aus Kostengründen unmöglich sei, bestimmte Freizeitaktivitäten zu besuchen, weil schon die Fahrt teuer sei.

Auch zwei Männer gehören dazu, denen der Leiter des Betreibervereins des Heims am Montag Hausverbot erteilt hatte, weil sie angeblich anlässlich des bevorstehenden Besuches von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) Drohungen ausgesprochen hätten.

„Wir haben niemandem gedroht“, sagte der eine und wies derlei Vorwürfe weit von sich. Man käme lediglich, um die Geflüchteten zu unterstützen, halte sich heute aber bewusst zurück, damit diese im Mittelpunkt stünden.

Und das taten sie auch. Während des Besuchs des Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU), der in Krumpa und im Merseburger Mehrgenerationenhaus zu Gast war, übergaben ihm die Flüchtlinge einen Forderungskatalog mit dem Titel „Ruf aus Krumpa“. Im Namen der Geflüchteten erklärte Cheickna Hamala Fadiga aus Mali, der sich in der Saalekreis Refugee Association (Sara) engagiert, welche für die Flüchtlinge die größten Probleme seien. Das sei zum einen die zentrale Unterbringung, die für manche zwei bis drei Jahre dauere. „Wir wollen außerdem in die Gesellschaft integriert werden, deshalb wollen wir arbeiten dürfen“, sagte er. Und er forderte besseren Zugang zur Bildung. Die Zahl der Deutschstunden, die der Betreuungs- und Integrationshilfeverein (BIH, Betreiber des Heims) anbietet, sei einfach nicht ausreichend.

Hausverbot im BIH

Haseloff sagte, dass er sich in Sachen Arbeitserlaubnis mittel- oder langfristig eine Gesetzesänderung wünschen würde. Er wisse, dass die Asylgenehmigungsverfahren sehr kompliziert seien, plädiere aber auch für eine Verkürzung. Um die Verfahren von neun Männern aus Eritrea, die sich am Nachmittag persönlich an den MP gewandt hatten, wird sich offenbar Haseloffs Büro kümmern. Der Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel (Grüne) sprach sich dafür aus, allen Geflüchteten den Zugang zum Spracherwerb unabhängig vom Aufenthaltsstatus zu ermöglichen. An dieser Stelle stellte sich Kristin Geißler vor. Sie gibt im Mehrgenerationenhaus ehrenamtlich Deutschkurse für Menschen, die in Deutschland derzeit nur geduldet werden. Im Asylbewerberheim in Krumpa hat sie derzeit Hausverbot, weil sie sich in einem Fernsehbeitrag negativ über den BIH und die Unterkunft in Krumpa geäußert hatte. „Damit ist das Hausverbot legitim“, sagte Marcus Skowronek, Vereinschef des BIH.

Vorrang für Frauen und Familien mit Kindern

„Es wäre schön gewesen, wenn Herr Haseloff auch die Zimmer der Flüchtlinge besucht hätte“, meinte Cheickna Hamala Fadiga. Doch das hatte der Ministerpräsident offensichtlich aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Flüchtlinge nicht getan. Ganz privat besuchte er auf dessen Bitte dann aber doch noch die Unterkunft von Hamala. „Da fühlte ich mich an mein Studentenzimmer erinnert“, meinte Haseloff im Anschluss. Er wisse natürlich, dass die Zimmer sehr klein seien für drei Bewohner. „Aber Zweibettzimmer - das bekommen wir nicht hin“, erklärte er. Man habe in Sachsen-Anhalt jetzt Zahlen von Flüchtlingen, mit denen man im vergangenen Jahr noch nicht gerechnet habe. „Wir haben die Verantwortung, Sie unterzubringen und zu schützen“, sagte er an die Flüchtlinge gewandt. Das tue man, und müsse im Augenblick auch weiter auf Gemeinschaftsunterkünfte setzen. Denn Frauen und Familien mit Kindern hätten Vorrang bei der dezentralen Unterbringung. Landrat Frank Bannert (CDU) wies darauf hin, dass im Saalekreis drei Viertel der Asylbewerber dezentral untergebracht seien - „Eine sehr hohe Zahl“, so Bannert. (mz)

Im neuen Fitnessraum des Heims lässt Haseloff die Muskeln spielen.
Im neuen Fitnessraum des Heims lässt Haseloff die Muskeln spielen.
peter Wölk Lizenz