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Wofür ein rohes Ei herhalten muss

Von SYLKE HERMANN 10.06.2009, 16:07

AKEN/MZ. - Für Jürgen Röper ist es die beste Methode zu demonstrieren, wie ein Unfall enden kann, wenn Fahrradfahrer ohne Helm unterwegs sind. "Und? Tragt ihr alle einen Helm?", will er nun wissen. Yannik Bohnsteen aus der zweiten Klasse der Akener Nolopp-Schule nickt eifrig. Die anderen auch.

Zum Aktionstag für Verkehrssicherheit sind alle 130 Mädchen und Jungen mit dem Fahrrad zur Schule gekommen. "Fahr Rad - aber sicher" hieß es den ganzen Tag an verschiedenen Stationen, angefangen auf dem Schulhof, vor allem aber auf dem Marktplatz, wo zum Beispiel ein kleiner Geschicklichkeitsparcours aufgebaut war.

"Es ist wichtig, die Kinder fit zu machen für das, was im Straßenverkehr auf sie zukommen könnte." Deshalb sind Friedhard Weber und seine Mitstreiter von der Verkehrswacht Oranienbaum in der Elbestadt.

Und Weber, der Vorsitzende des Vereins, wird nicht müde zu wiederholen, welches der größte Fehler ist, den jugendliche Verkehrsteilnehmer immer wieder machen: Sie sind mit Rädern ohne Beleuchtung unterwegs. Kämen dann noch dunkle Kleidung und schlechte Sicht hinzu, sei es für die jungen Radfahrer besonders gefährlich. Dabei könnten schon kleinere Hilfsmittel eine große Wirkung erzielen. Weber denkt hier an Reflexstreifen.

Annett Randel, die Beauftragte für Verkehrserziehung in der Schule, berichtet, dass das Thema im Sachunterricht eine wichtige Rolle spielt. Fahrradprüfungen fänden regelmäßig statt, auch solche Informationstage. Die allerdings nicht immer im ganz großen Rahmen wie diesmal. Acht Stationen warten auf die Kinder. Jürgen Röper, und die Ei-Demonstration ist eine davon.

Volkmar Brause will den Kindern in seiner Werkstatt "ein bisschen logisches Denken abverlangen" und schraubt zu diesem Zweck schon mal eine Glühlampe locker. Nur, dass der Nachwuchs auf Fehlersuche gehen kann. Brauses Fahrradwerkstatt ist dicht umlagert. Schrauben will fast jeder mal, und fast jedes Rad bietet die Gelegenheit dazu.

Gleich daneben wandert Beate Endert auf wackeligen Füßen einen geraden Weg entlang, der keine Herausforderung darstellen sollte. Er ist nicht mal sonderlich schmal. Trotzdem findet die pädagogische Mitarbeiterin, dass es ganz schlimm gewesen sei. Die Rauschbrille ist Schuld. "Auf diese Weise können wir einen Zustand simulieren, der sich bei cirka 1,6 Promille einstellt. Der typische Tunnelblick", erläutert Weber von der Verkehrswacht. "Ich habe alles doppelt gesehen und verschwommen", beschreibt Endert, für die das eine vollkommen neue Erfahrung gewesen ist. "Ich trinke nichts", fügt sie hinzu und wechselt mit ihrer Klasse, der 1 b, zur nächsten Station.

Bei der lustigen Fahrradstaffel wird den Kindern vor allem Geschicklichkeit abverlangt. Einhändiges Fahren, dabei einen Ring in die Hand nehmen, um diesen wenig später in einem Korb zu versenken - gar nicht so einfach. Christin Hornig, zehn Jahre, stellt sich noch mal an und wiederholt die Runde. Beim ersten Mal erwischte sie ein Rad ohne Rücktritt und strauchelte an der Rampe. Jetzt geht es besser. Sie kommt ins Ziel. Fast fehlerfrei.

Melanie Emmer wartet schon an der Startlinie. Auch sie will noch einmal los. Diesmal mit dem Roller. Warum das? "Weil's Spaß macht", antwortet sie knapp. So wie der gesamte Akener Aktionstag - übrigens eine bundesweite Aktion des Bundesverkehrsministeriums in enger Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht.