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„Total viele Ideen“ Was Susanne Kiel als neue Gemeindepädagogin in der St. Jacob Kirche Köthen plant

Von Sylke Hermann 19.10.2021, 14:08
 Susanne Kiel gestaltet Angebote für Kinder und Familien in den beiden evangelischen Kirchengemeinden  Köthens.
Susanne Kiel gestaltet Angebote für Kinder und Familien in den beiden evangelischen Kirchengemeinden Köthens. Foto: Ute Nicklisch

Köthen/MZ - Wahrheitsgemäß hat Pfarrer Martin Olejnicki das sperrige Wort einer Nicht-Einführung genutzt, als er St. Jakobs neue Gemeindepädagogin jüngst im Gottesdienst begrüßt hat. Streng genommen hat er recht. Denn im Moment absolviert Susanne Kiel noch ihre Ausbildung. Aber da ist sie trotzdem schon - und legt kräftig los.

Die 38-Jährige geht mit einer derart erfrischenden Art an ihre neue Aufgabe. Sie sieht ihre Arbeit als Chance: „Mir ist wichtig“, sagt sie, „den Kindern und Jugendlichen Werte wie Freundschaft oder Dankbarkeit zu vermitteln, weil ich das selbst so erfahren habe.“

Zu Beginn der Woche hat sie das erste Mal Kinder aus der evangelischen Gemeinde getroffen. Sie haben gesungen und gemalt. Nichts Spektakuläres. Doch in der ungewohnten Rolle als künstlerische Fenstergestalter konnten sie ihre Fantasie ausleben und aktiv sein - vor allem aber hatten sie Spaß mit Pinsel und Farbe, glaubt Susanne Kiel, die mit ihrer Familie in Osternienburg zu Hause ist.

Zurzeit absolviert sie berufsbegleitend ihr Theologiestudium und den Aufbaukurs zur Gemeindepädagogin. Eigentlich hat Susanne Kiel schon einen Beruf. Sie ist Diplom-Ingenieurin für Landespflege, hat in Strenzfeld an der Hochschule Anhalt studiert. Doch viel lieber hätte sie damals etwas mit Musik gemacht. Deshalb ging sie nach der achten Klasse vom Gymnasium in Aken und wechselte nach Wernigerode ans Landesgymnasium für Musik. Zwei Jahre blieb sie dort. „Ich hatte schreckliches Heimweh“, gesteht sie, „und wollte mit Musik erstmal nichts mehr zu tun haben. Ich war so deprimiert, weil ich das nicht geschafft habe.“ Abitur machte sie dann am Dessauer Liboriusgymnasium.

Weil sie immer schon gern gebastelt und handwerklich gearbeitet hat und Blumen mochte, wollte sie nach der Schule Floristin werden. Allerdings intervenierte ihre Mutter: „Nicht mit Abitur.“ Weit weg wollte sie auch nicht, also entschied sie sich für Strenzfeld und die Landespflege. Anschließend arbeitete sie in einem Umweltlabor, wollte ihren Doktor machen, doch letztlich kam alles anders. Als Susanne Kiel mit dem zweiten Kind schwanger ist, wurde ihre Oma krank, zu der sie immer schon ein herzliches Verhältnis gehabt habe. Außerdem missfielen ihr die Zustände im Pflegeheim, so dass sie sich entschied, die alte Dame zu Hause zu pflegen. Fünf Jahre machte sie das, bis zu deren Tod.

Anschließend musste sie sich - inzwischen war das dritte Kind auf der Welt - beruflich komplett neu orientieren. Notgedrungen. Aus ihrem alten Beruf war sie zu lange raus. Aber: „Ich wollte mit Anfang 30 nicht nochmal neu anfangen.“ Übergangsweise sammelte sie an der B6n Kröten ein. Arbeitete für eine „fahrende Musikschule“ in Thüringen. Bis ihr Lebensgefährte irgendwann den Beruf der Gemeindepädagogin ins Spiel brachte. „Dabei hatte ich seit der Konfirmation mit Kirche nichts am Hut“, erinnert sie. Trotzdem: „Ich finde es spannend, mit Menschen zu arbeiten.“

Sie bewarb sich, fing in der „Kirche an Mulde und Fuhne“ an, war unter anderem in Wolfen aktiv. Nun ist sie das voller Tatendrang für die Köthener St. Jakobsgemeinde. „Ideen habe ich total viele“, verkündet sie lachend und betont, dass „immer die Musik dabei sein wird“. Susanne Kiel spielt Flöte, Keyboard, Klavier, Akkordeon, Gitarre, Trompete, Geige - und will nun auch noch Waldhorn lernen. Im Moment allerdings ist für sie am wichtigsten, dass sich ihre neue Aufgabe „richtig gut anfühlt“.