1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Verkehrsstatistik in Anhalt-Bitterfeld: Verkehrsstatistik in Anhalt-Bitterfeld: Zahl der erheblichen Verstöße nimmt zu

Verkehrsstatistik in Anhalt-Bitterfeld Verkehrsstatistik in Anhalt-Bitterfeld: Zahl der erheblichen Verstöße nimmt zu

Von helmut dawal 14.03.2014, 20:24
2014, 11.50 Uhr: Auf der B 185 war der 18-jährige Fahrer eines Pkw Skoda aus Richtung Dessau kommend in Richtung Köthen unterwegs, kam nach rechts ab und lenkte zu stark gegen, wodurch er ins Schleudern kam.
2014, 11.50 Uhr: Auf der B 185 war der 18-jährige Fahrer eines Pkw Skoda aus Richtung Dessau kommend in Richtung Köthen unterwegs, kam nach rechts ab und lenkte zu stark gegen, wodurch er ins Schleudern kam. heiko rebsch Lizenz

Köthen/MZ - „Freitags ist der Verkehr mit am dichtesten. Das macht sich auch im Unfallgeschehen bemerkbar.“ Diese Einschätzung traf Hans-Peter Klimmek, Leiter für polizeiliche Information und Beratung im Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld. Freitags, erklärte er, seien viele Pendler auf dem Nachhauseweg, freitags seien auch viele Familien unterwegs, um in den Einkaufszentren ihren Wochenendeinkauf zu erledigen.

16300 Raser ertappt

Dass an dieser Einschätzung etwas dran ist, zeigen auch die beiden Fotos oben, die gestern von Verkehrsunfällen gemacht werden konnten und in die Statistik für das Jahr 2014 mit einfließen werden. Für das vergangene Jahr konnte Klimmek anhand der jetzt vorliegenden Bilanz konstatieren: Die Zahl der Verkehrsunfälle im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist mit 5057 etwa gleichbleibend mit den Vorjahren - 2011 waren es 5012 und im Jahr 2012 exakt 5087 Verkehrsunfälle. Im vergangenen Jahr mussten zehn Verkehrstote registriert werden. 224 Menschen erlitten schwere und 444 Menschen leichtere Verletzungen.

Während bei den Getöteten und Leichtverletzten ein Rückgang zu verzeichnen war, nahm die Zahl der Schwerverletzten leicht um 21 zu. „Es kann jedoch nicht von einer Verbesserung der Situation auf den Straßen gesprochen werden. Noch zu oft gibt es Tragik und Leid für die Betroffenen und die Einsatzkräfte an den Unfallstellen, vor allem aber auch für die Angehörigen von Unfallopfern“, äußerte Polizeirat Klimmek. Diese Meinung teilen auch die Experten der Verkehrsunfallkommission des Landkreises, die vor wenigen Tagen die Statistik des Jahres 2013 ausgewertet haben.

Dabei wären viele Unfälle durchaus vermeidbar. Dies zeigen die Kontrollen der Polizeibeamten. Trotz Radiomeldungen über Blitzer auf den Straßen hat die Polizei im Jahr 2013 über 16.300 Raser allein im Landkreis Anhalt–Bitterfeld ertappt. Sorgen bereitet den Beamten, dass die Zahl der erheblichen Verstöße zugenommen hat. Nicht selten, so Klimmek, wurden Fahrzeuge innerhalb geschlossener Ortschaften mit 80 km/h und mehr geblitzt Auch außerorts und in der Nähe von Unfallschwerpunkten seien erhebliche Übertretungen keine Seltenheit. Erst kürzlich gab es einen besonders krassen Fall auf der Bundesstraße 185 in Höhe des „Scheuderschen Gasthofes“. Hier war ein Pkw mit 145 km/h unterwegs, erlaubt sind 70 km/h. „Neben der dort vorhandenen Kreuzung queren an dieser Stelle auch Fußgänger die Fahrbahn vom Parkplatz zum Gasthof und zurück. Außerdem ist die Stelle durch eine Kurvenlage unübersichtlich“, beschrieb Klimmek die örtlichen Begebenheiten.

Plötzlich und unerwartet Rot?

Auch viele Unfälle mit Blechschaden an Kreuzungen und Einmündungen wären vermeidbar, wenn die Verkehrszeichen beachtet würden. „Denn dass berühmte Zeichen ,Stop’ bedeutet eben ,Halt und Vorfahrt gewähren’“, erinnerte Klimmek an die Straßenverkehrsordnung. Die Praxis aber sehe anders aus.

Auch aus dem Farbzeichen „Grün“ an der Ampel werde irgendwann in zeitlicher Abfolge wieder ein „Rot“. „Für etliche Verkehrsteilnehmer scheint das Rot aber eher plötzlich und unerwartet zu kommen. Anders sind die vielen Auffahrunfälle an den Kreuzungen kaum zu erklären“, kommentierte Klimmek. Hinzu kommen zu geringer Abstand und zu hohe Geschwindigkeit im Verhältnis zum Vorausfahrenden, schon krache es. „Die Zahl der Ausreden nach solchen Unfällen ist unerschöpflich“; bemerkte Klimmek.

Auch die Gruppe der Radfahrer bereitet den Ordnungshütern zunehmend Probleme. Im Jahr 2013 ereigneten sich 219 Unfälle mit Radfahrern. 103 wurden durch diese selbst verursacht, drei davon waren Radfahrer gegen Radfahrer. Die Schwere dieser Unfälle ist erheblich – drei Tote, 46 Schwerverletzte und 114 Leichtverletzte waren bei diesen Unfällen zu verzeichnen. Die Zahl der Unfälle mache „nur“ 4,3 Prozent am Gesamtunfallgeschehen aus, die Zahl der Getöteten jedoch 30 und die Zahl der Schwerverletzten rund 20 Prozent aus.

In vielen Fällen liegen die Ursachen für diese Verkehrsunfälle im Fehlverhalten der Radfahrer. Klimmek führte dafür gleich mehrere Faktoren an. Radfahrer nutzen, obwohl es auch ihnen verboten ist, während der Fahrt das Handy oder ein Gerät zur Musikwiedergabe, beides lenke vom Verkehr ab. Trotz moderner Lichttechnik fahren viele Radfahrer ohne Licht, sie benutzen verbotenerweise Gehwege oder linke Radwege. Auch der passive Schutz der Radfahrer – der Fahrradhelm – sei in der Region kaum verbreitet. „Auch wenn der Schutzhelm nicht unbedingt chic ist, bei vielen Unfällen wären schwere Kopfverletzungen vermeidbar“, sagte Klimmek. Kraftfahrer hingegen missachten nicht selten den Vorrang von Radfahrern.

Mehr Fahrer unter Drogen

Ein weiteres Kapitel sind die Kraftfahrer, die unter Alkohol oder Drogen am Straßenverkehr teilnehmen. Die Zahl der unter diesen Umständen verursachten Unfälle ist mit insgesamt 103 relativ konstant. Auch die Feststellungen von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr seien insgesamt unverändert. Jedoch zeichne sich seit dem Jahr 2011 eine dramatische Wende ab. Wurden 2011 von den 446 Feststellungen noch 415 mal Alkohol und 31 mal Drogen im Blut festgestellt, so waren es im Jahr 2013 bei insgesamt 449 Feststellungen bei 324 mal Alkohol und 125 mal Drogen. „Damit ist beim Drogeneinfluss im Straßenverkehr innerhalb kurzer Zeit eine Verdreifachung festzustellen“, so Hans-Peter Klimmek.

14. April 2014, 10.19 Uhr: In der Wallstraße in Köthen stößt ein junger Kradfahrer, der von der Schule in Richtung Bärteichpromenade unterwegs war, mit einem Pkw vom Typ Dacia Duster zusammen.
14. April 2014, 10.19 Uhr: In der Wallstraße in Köthen stößt ein junger Kradfahrer, der von der Schule in Richtung Bärteichpromenade unterwegs war, mit einem Pkw vom Typ Dacia Duster zusammen.
heiko rebsch Lizenz