Brandstiftungen Polizei ermittelt zu elf Feuern von Strohdiemen seit Oktober 2021 im Raum Köthen
Die Brandstifter sind offenbar mobil, denn auch im benachbarten Salzlandkreis und im Raum Dessau-Roßlau verbrennt Stroh.

Piethen/Köthen/MZ - Eine Serie von mutmaßlichen Brandstiftungen an Strohdiemen auf Feldern, in Scheunen und Hallen im Raum Köthen beschäftigt den Revierkriminaldienst des Polizeireviers Anhalt-Bitterfeld und sorgt bei zahlreichen Freiwilligen Feuerwehren in der Region für Stress.
Ein Merkmal der Brandserie ist, dass sie mit zwei Bränden am 4. Januar 2023 am Flugplatz und einem weiteren am 15. Januar in Piethen nicht nur den Altkreis Köthen betrifft. In Mitteledlau (Salzlandkreis) brannten am 7. Januar drei Strohdiemen mit zusammen 1.000 Strohballen auf einem Feld ab.
Auch die Stadt Dessau-Roßlau ist betroffen. Fast zeitgleich mit dem Brand am 15. Januar in einer Halle mit rund 600 Heu- und Strohballen in Piethen loderte ein Strohfeuer auf einem Feld zwischen Mosigkau und der Brüterei Rosefeld. Mitarbeiter der Agrargenossenschaft Mosigkau halfen bei der Brandbekämpfung und schichteten nicht brennende Strohballen mit einem Teleskoplader um, wodurch nur rund 30 Ballen verbrannt sind.
Im Oktober 2021 brannte Stroh in Scheuder, Pfaffendorf, Reinsdorf und Poley
„Das alles ähnelt sehr der Serie von Bränden von Strohdiemen im Oktober 2021“, erinnert sich Michael Wichmann, der Stadtwehrleiter der Stadt Südliches Anhalt. Am 26. Oktober 2021 waren ab 23.30 Uhr innerhalb weniger Stunden drei Strohdiemen in Scheuder, Pfaffendorf und Reinsdorf im Altkreis Köthen sowie ein vierter Strohdiemen in Poley, einem Ortsteil von Bernburg (Salzlandkreis) in Brand geraten.
Am Brandort am 26. Oktober 2021 in Pfaffendorf, nur rund 100 Meter entfernt vom Milchviehbetrieb Hof Pfaffendorf, habe er „deutliche Spuren von Brandstiftung“ ausgemacht, hatte Köthens stellvertretender Stadtwehrleiter Yves Kluge damals der MZ gesagt.
Ähnlich kräftezehrend wie im Jahr 2021 in Pfaffendorf, wo ein Übergreifen der Flammen auf die Milchviehanlage verhindert werden konnte, war auch der Einsatz am Sonntagmorgen in Piethen: Die brennenden Heu- und Strohballen in der Halle am Ortsausgang Richtung Pfaffendorf – dort befand sich vor Jahren eine Tankstelle – habe Angehörige von fünf Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Südliches Anhalt über 24 Stunden in Atem gehalten, berichtete Stadtwehrleiter Wichmann.
„Die Kameraden haben das im Schichtbetrieb gemacht. Ab 5.47 Uhr am Sonntag waren die Ortswehren Gröbzig, Piethen, Edderitz, Görzig und Glauzig sowie das Großtanklöschfahrzeug aus Weißandt-Gölzau im Einsatz, Montag übernahmen Kameraden aus Maasdorf, Piethen, Gröbzig.“
Das Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld ermittelt laut Pressesprecherin Astrid Kuchta zu elf Bränden von Strohdiemen seit Oktober 2021 im Altkreis Köthen. Kriminaltechniker hätten an den Brandorten zahlreiche Spuren gesichert. „Wir prüfen auch Zusammenhänge mit Taten in benachbarten Kreisen.“ Der Revierkriminaldienst arbeite deshalb zusammen mit Kollegen aus anderen Polizeirevieren.

Man muss kein Kriminalist sein, um zu sehen: Der oder die Brandstifter im Raum Köthen sind nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern auch mit dem Auto: Um im Oktober 2021 mehrere Feuer innerhalb weniger Stunden zu legen von Scheuder über Pfaffendorf bis nach Poley, sind rund 35 Kilometer Strecke zu absolvieren.
Polizei fasst nach Strohfeuern am früheren Flugplatz Köthen vier 18-Jährige
Wenigstens vier Verdächtige gibt es, wie Polizeisprecherin Kuchta nach den Strohfeuern in zwei Hangars am ehemaligen Flugplatz Köthen mitgeteilt hatte: Es handele sich um vier Männer aus Köthen im Alter von 18 Jahren, die in der Nacht zum 5. Januar auf der Edderitzer Straße gefasst worden waren. Ein Zusammenhang zwischen ihnen und den Bränden werde geprüft, hieß es.
Das Polizeirevier Salzlandkreis hat nach Auskunft seines Sprechers Marco Kopitz Kenntnis von 18 ungeklärten Bränden von Strohdiemen seit Oktober 2021, die mit hoher Wahrscheinlichkeit gelegt worden sind. Zum gesamten Schaden konnte Kopitz keine Angaben machen. Wie viele Strohbrände es in Dessau-Roßlau und Ortsteilen gab, ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Eine Anfrage an die Pressestelle blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.