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Schwesternvisite schafft Vertrauen

Von Wladimir Kleschtschow 17.10.2006, 17:11

Köthen/MZ. - "Die Schwestern sind viel mehr als nur Gehilfen der Ärzte", sagt Isabell Koßmann, Pflegedienstleiterin im Krankenhaus Köthen. "Sie haben einen intensiveren Kontakt zu den Patienten, verbringen mehr Zeit mit ihnen. Die Meinung der Patienten über ein Krankenhaus hängt wesentlich davon ab, ob die Schwester freundlich, das Zimmer gut und das Essen schmackhaft war."

Frau Koßmann trat ihren Posten in Köthen erst vor einigen Monaten an. Zuvor war sie im Diakonissenkrankenhaus in Dessau tätig. Die neue Aufgabe - sie ist für 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig - übernahm sie gern, obwohl sie wusste, dass diese alles andere als einfach ist. Die Krankenhäuser sind Unternehmen und müssen nicht zuletzt angesichts des Sparkurses im Gesundheitswesen wirtschaftlich arbeiten.

Die Betreuung der Patienten muss aber möglichst gut sein, damit diese nicht zu der benachbarten Konkurrenz wechseln. Das stellt hohe Anforderungen an den Pflegedienst. "Dieser befindet sich im Umbruch", so Frau Koßmann. Stark sei zum Beispiel die Tendenz zu Spezialisierung. Eine Schwester, die alles kann, werde es nicht mehr geben. Denn der technische Fortschritt sei enorm. Die Schwester der Zukunft werde ein Diplom in der Tasche haben. Isabell Koßmann stellt sich dieser Herausforderung unter anderem durch ihre eigene Weiterqualifizierung. In zwei Jahren wird sie ihr Fachhochschuldiplom haben - per Fernstudium. Psychologie gehört dabei genauso zu den Fächern wie Management. Beim Pflegedienst des Köthener Krankenhauses hat sich seit ihrem "Amtsantritt" einiges verändert.

"In der Abteilung Geburtshilfe zum Beispiel gestalten wir die Pflege heute viel individueller", so Frau Koßmann. "Die Mütter können ihren Alltag hier wie zu Hause gestalten: Sie entscheiden selbst, wann sie ihr Baby stillen oder baden. In der Zeit, in der sie im Krankenhaus sind, können ihre Partner übrigens ebenfalls hier einziehen, in ein Familienzimmer. In diesem Zimmer wohnen sie dann zusammen. Eben wie zu Hause.

"Auch in den anderen Bereichen gilt das Ziel, die Patienten so individuell wie möglich zu betreuen. "Jeder Patient soll wissen, welche Schwester für ihn zuständig ist", so die Pflegedienstleiterin. "Sie ist die Bezugsperson auch für seine Angehörigen." Eine Neuerung in Köthen ist die Schwesternvisite: Bei der Schichtübergabe besuchen die Schwestern die Patienten, die dabei ebenfalls mitreden können. So klappt der Informationsaustausch am besten.

Auf der Intensivstation gibt es sogar eine individuelle Aroma-Therapie. Im Kooperation mit der Regenbogen-Apotheke werden hier ätherische Öle - zum Beispiel zum Einreiben oder als Zusatz zum Badewasser angewendet. Die Patienten können ihren Lieblingsduft selbst wählen. Isabell Koßmann schwebt noch allerhand vor, wie der Pflegedienst im Krankenhaus an die modernen Anforderungen besser angepasst werden kann.

Schön findet sie, dass die Schwestern bereit seien, neue Wege zu gehen, und dabei auch eigene Ideen entwickeln. "Sie haben mich herzlich aufgenommen", freut sie sich. "Ohne ihre Unterstützung könnte ich als Leiterin nichts bewegen."