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Nachwuchs brennt auf den Einsatz

Von SUSANNE WEIHMANN 29.05.2009, 16:19

AKEN/MZ. - Mit einem Hydraulikdruck von 630 bar würde dabei gearbeitet, erläuterte Kamerad Heinz Schneider währenddessen den anderen Teilnehmern der "Schnuppertage", die die Akener Feuerwehr veranstaltete. Damit könne man Autos und ganze Stahlträger "kaputt schneiden", verdeutlichte er noch einmal die Kraft, die in diesem Gerät steckt.

Seit Montag nutzten 25 Kinder und Jugendliche die Gelegenheit, in die Arbeit der Feuerwehr hinein zu schnuppern. Neun von ihnen sind bereits Mitglied in der Jugendfeuerwehr, die anderen sollen möglichst dafür gewonnen werden. "Mit dem Nachwuchs sieht es nicht gut aus", sagte Jugendwart Michael Kiel. Daher sollte den Kindern während dieser drei Tage, in denen sie im Objekt für Brand- und Katastrophenschutz übernachteten, das Engagement in der Feuerwehr schmackhaft gemacht werden. Ein weiterer Grund für dieses "Schnupperlager" war das bevorstehende Jubiläum der freiwilligen Feuerwehr. Am 13. Juni feiert sie 135-jähriges Bestehen. "Daher wollte ich mal etwas Besonderes machen", erklärte Kiel.

Die Bevölkerung hat er über dieses Vorhaben im "Akener Nachrichtenblatt" informiert. Zudem ist er in die Schulen gegangen und hat in den vierten bis sechsten Klassen Flyer verteilt. Denen, die daraufhin gekommen waren, wurde eine Menge geboten. Nachdem die Kinder am Montag die Rettungsleitstelle in Bitterfeld besucht hatten und nach Aussage von Michael Kiel mit Erstaunen hörten, dass die Alarmierung von dieser zentralen Stelle erfolgt, konnten sie die Atemschutzübungsstrecke "durchkrabbeln".

Abends wurden Volleyball, Fußball und Darts gespielt sowie eine schaurig-schöne Nachtwanderung mit Gruseleffekten auf einer still gelegten Bahnstrecke durchgeführt. Den heißen Dienstag verbrachten die Campteilnehmer im Erlebnisbad "Maya Mare" in Halle und den Abend vor der Leinwand, auf der zwei unterschiedliche Filme gezeigt wurden. Am letzten Tag gab es schließlich eine Führung durch das Gerätehaus. Dabei erfuhren die Kinder und Jugendlichen von Michael Kiel auch, wie hektisch es vor einem Einsatz in der Umkleide zugeht. Da werfe jeder seine Sachen irgendwohin, berichtete er dem Nachwuchs.

In der Atemschutzwerkstatt zeigte der Jugendwart ihm eine Maske, die der Hitze von mehr als 1 200 Grad Celsius nicht stand gehalten hatte und geschmolzen ist. "Das wird dann auch gefährlich für die Einsatzkräfte", sagte Kiel. Der Nachwuchs erhielt weiterhin Einblicke in den Schulungsraum und die Fahrzeughalle sowie den Jugendfeuerwehrraum, in dem sich neben der Bekleidung noch eine stolze Sammlung von Pokalen für die erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben und eine Jugendfeuerwehrfahne befindet. Während des Rundgangs informierte er sie auch darüber, dass es im Einsatz immer einen gebe, der sagt, was zu tun ist. Denn sonst würde es nicht funktionieren. "In der Feuerwehr wird auch viel Disziplin verlangt", erläuterte Kiel. Ob die Kinder dazu bereit sind, wurde gleich geprobt, indem sie in Linie antreten mussten. Was zumindest beim ersten Versuch nicht so recht gelang.

Danach duften die potentiellen Nachwuchskräfte an verschiedenen Stationen nach der theoretischen Grundlage selbst aktiv werden. Zunächst informierte sie Ronald Doege, dass die Kameraden mit einer Steckleiter eine Rettungshöhe von etwa sieben Metern - das ist bis zum zweiten Obergeschoss - erreichen. Dann zeigte ihnen Bernd Felgenträger die Drehleiter L 32, die unter anderem auch mit einem Scheinwerfer und einer Korbtrage ausgestattet ist. Doch es war spürbar, dass viele regelrecht darauf brannten, einmal selbst mit der Drehleiter zu fahren. "Cool", meinte der zehnjährige Leon und blickte denen sehnsüchtig nach, die als erste in die Höhe fuhren. Als er selbst im Korb in der Luft "schwebte", genoss er den Blick von oben.

"Da sieht man ja wirklich ganz Aken", staunte ebenfalls der 13-jährige Florian. Ihm fiel auch das viele Grün in und um die Stadt auf. Die Sicht war aber an jenem Tag so gut, dass man bis nach Dessau, zum Petersberg und sogar zum Brocken schauen konnte. Aber nicht nur die Fahrt mit der Drehleiter hatte Florian gefallen. Auch die Nachtwanderung und das Hantieren mit den Geräten haben ihm Spaß gemacht. Leon und Florian hätten große Lust, in der Jugendfeuerwehr mitzumachen. Genauso der neunjährige Lukas aus Kleinzerbst. "Bis jetzt hat mir alles gut gefallen", sagte er. Am Nachmittag sollte noch ein kleiner Wettbewerb mit Zielspritzen, Hindernislauf und Schläuche ausrollen sowie eine Einsatzübung von den Mitgliedern der Jugendfeuerwehr auf dem Bauhof hinzukommen.

Eric ist zwar schon seit anderthalb Jahren Mitglied in der Jugendfeuerwehr Trebbichau, aber diese technischen Möglichkeiten wie in der Akener Wehr gibt es in solch einer kleinen Wehr natürlich nicht. Daher gefiel ihm an dem dreitägigen Schnupperkurs in Aken am meisten, "dass wir so viel ausprobieren konnten". Dieser hat den Zwölfjährigen nur darin bestärkt, weiter dabei zu bleiben und später in den aktiven Einsatzdienst einzusteigen.