Mit Taufstein aus Styropor Mit Taufstein aus Styropor: Lausigker Kirche soll saniert werden - Altar muss umziehen

Lausigk - Unkundigen Besuchern erschließt sich auf den ersten Blick nicht, was das sein soll: Ein schwarz-weißer Styroporklotz steht in der Lausigker Kirche, zwischen den Kunststoffplatten klaffen immer wieder Löcher. Wozu soll das gut sein? „Das ist unser Taufstein-Double“, sagt Pfarrer Ronald Höpner.
Nein, der Styroporklotz muss natürlich nicht für Taufen herhalten. Er symbolisiert nur den echten Taufstein. Der, sagt Höpner, wiege geschätzt mindestens eine Tonne und sei schlicht zu schwer, um ihn probehalber im Raum hin und her zu tragen. Genau das war in jüngster Vergangenheit aber immer wieder notwendig in der Lausigker Kirche, denn sie soll in den kommenden Monaten umgestaltet werden.
Wie Carolin Goebel von DS Architects in Köthen erklärt, wird der Innenraum der Kirche grundlegend neu gestaltet. „Die Kanzel wird von der Seite wieder in die Mitte gerückt und etwas erhöht“, erklärt sie. Zudem werde der Raum zwischen den beiden Pfosten am Eingang verschlossen. Besucher werden dann beim Betreten der Kirche entweder links oder rechts herum daran vorbeilaufen. An der neuen Wand soll der Flügelaltar, der um 1.500 entstanden ist, zu finden sein. Aktuell hängt der Altar an der gegenüberliegenden Seite des Innenraums. Kein optimaler Platz, denn hier kommt seine zweite Wandelbarkeit nicht zur Geltung.
Statt der alten Kirchenbänke wird es wohle eine flexible Bestuhlung geben
Der Lausigker Flügelaltar hat nämlich eigentlich zusätzlich zu seinen beiden aufklappbaren Flügeln noch zwei weitere, die auf den inneren Flügeln liegen würden und sich ebenfalls aufklappen ließen. Das lässt sich momentan aber nicht machen, während der Altar an der Wand hängt. Komplett aufgeklappt würde der Platz nicht reichen. Das zweite Flügelpaar steht deshalb einstweilen unter dem Altar. An seinem neuen Platz solle das gute Stück so befestigt werden, dass es die zweite Wandelbarkeit entfalten könne, so Carolin Goebel.
Und die Umbaupläne gehen noch weiter: Statt der alten Kirchenbänke wird es wohle eine flexible Bestuhlung geben. Im Dach sollen Balkenköpfe ausgetauscht werden.
„Dazu neue Farbe an der Decke und wohl auch ein neues Beleuchtungskonzept“, fährt Goebel fort. Kosten wird das alles etwa 135.000 Euro, allein 80.000 Euro davon kommen aus dem sachsen-anhaltischen Regio-Programm zur Förderung. „Ende 2019 müssen wir fertig sein“, blickt die Architektin voraus.
Taufstein soll im Kirchenraum zusammen mit dem Altar umziehen
Und der Taufstein? Der soll zusammen mit dem Altar umziehen im Kirchenraum vor die neu geschaffene Wand zwischen den beiden Pfosten beim Eingangsbereich. Es wäre das neueste Kapitel in seiner langen Geschichte. Denn der Stein ist älter als die Lausigker Kirche selbst.
Sie wurde 1842 erbaut, nachdem die alte Lausigker Kirche im Jahr zuvor abgerissen worden war. Sie war schlicht zu baufällig geworden. Der Taufstein stammt noch aus dieser alten Kirche und ist laut einer Tafel in der Kirche frühgotisch. Wann genau der 90 Zentimeter hohe Koloss entstanden sei, könne er nicht sagen, so Pfarrer Ronald Höpner.
Sicher ist, dass der Stein zwischenzeitlich nicht in der Kirche stand, sondern auf dem Grundstück des Pfarrhauses gegenüber. Warum das? Im 17. und 18. Jahrhundert habe es eine Phase gegeben, in der Taufen nicht in der Kirche, sondern im Freien vorgenommen wurden, weiß der Pfarrer. Vielleicht habe man deshalb den Stein aus dem Gotteshaus geholt. Oder es hing mit dem Neubau der Kirche zusammen. Jedenfalls habe man auch in Scheuder den Taufstein vor langer Zeit aus der Kirche herausgeholt.
Pfarrer Ronald Höpner wünscht sich eine neue Heizung für die Kirche
So oder so: Der Taufstein stand lange Zeit auf dem Pfarrhaus-Grundstück statt in der Kirche. Auch dann noch, als besagtes Haus längst verfallen war. Der Stein habe wohl als eine Art Vogelbad herhalten müssen, mutmaßt Höpner. Wohl deshalb kam irgendwann jemand auf die Idee, ein Loch hineinzubohren - damit das Wasser ablaufen konnte.
In den 1990er Jahren brachten Lausigker Bürger den Taufstein schließlich wieder zurück in die Kirche. Wo er auch heute noch benutzt wird, wenn auch nicht oft. Die letzte Taufe in Lausigk habe es wohl vor etwa drei Jahren gegeben, überlegt Höpner. Dazu werde eine Taufschale in das Becken gelegt.
Ansonsten sind die Höhepunkte im Kirchenjahr für die Lausigker Kirche das Tischabendmahl zu Gründonnerstag und die Hubertusmesse. Damit sich die Gläubigen in Zukunft wohler fühlen im Gotteshaus hofft Höpner im Zuge des Umbaus auch auf eine neue Heizung. Die aktuelle schaffe es kaum, den Raum einigermaßen zu wärmen. Infrarotstrahler, überlegt er, könnten eine gute Lösung sein. (mz)


