Asyl-Unterkunft Köthen: Anwohner wil Sichtschutz zu Flüchtlingsunterkunft

Köthen - Eins versichert Andreas P. (der richtige Name ist der Redaktion bekannt) immer wieder: „Ich habe nichts gegen diese Menschen.“ Aber umso mehr die Bauarbeiten an der Flüchtlingsunterkunft in der Köthener Augustenstraße voranschreiten, umso größer wird sein Unbehagen und das seiner Frau.
Das Grundstück von P. grenzt unmittelbar an das Gelände, auf dem bereits eine Vielzahl von Containern steht, in denen künftig Flüchtlinge untergebracht werden sollen - die Behörden reden von 180 Menschen.
Vom Zaun bis zu den ersten Containern sind es schätzungsweise 15 Meter. Andreas P. fürchtet um seine Privatsphäre. Schon während der Bauarbeiten hätten die Bauleute immer mal herübergeschaut zu seinem Haus, es gab Blickkontakte durch die Fenster.
Das werde sich ganz sicher noch verstärken, wenn hier demnächst fast 200 Menschen leben, die sich hier mehr oder weniger den ganzen Tag aufhalten meint P. Nachts dürften Scheinwerfer das Gelände ausleuchten. Auch mit der ruhigen Umgebung, deretwegen das Ehepaar in das Haus gezogen ist und es saniert hat, werde es wohl vorbei sein.
Anwohner in Köthen hofft, mit Sichtschutz seine Privatsphäre vor den Flüchtlingen zu wahren
„Ich möchte, dass entlang unseres Gartenzauns ein Sichtschutz errichtet wird, damit wir weiter ein vernünftiges Privatleben führen können, in Ruhe und unbeobachtet“, sagt der Köthener und hat sich mit diesem Anliegen bereits an die Köthener Baudezernentin Ina Rauer gewandt. Er solle einen Antrag schreiben, sei ihm gesagt worden, berichtete P..
Was Ina Rauer auf Anfrage bestätigte. „Wenn der Antrag vorliegt, werden wir ihn prüfen.“ Viel Hoffnung macht sie allerdings nicht. Es gebe einen rechtskräftigen Bebauungsplan für dieses Gebiet, nachdem Wohnbau zulässig sei.
Zum Bau der Flüchtlingsunterkünfte teilte sie mit, dass das Bauantragsverfahren noch immer laufe. Das habe seinen Grund darin, dass die Firma Pro Shelter, die die Gemeinschaftsunterkunft errichten lässt, mehrfach das Planungsbüro und sein Unterbringungskonzept geändert habe. Aktuell müssten jetzt noch Fragen des Brandschutzes und der Verkehrswege geprüft werden.
„Das schaffen wir dieses Jahr nicht mehr. Denn die Unterlagen sind zu spät eingegangen und auch noch nicht vollständig“, informierte die Baudezernentin. So lange die Baugenehmigung nicht erteilt sei, dürfe die Unterkunft nicht in Betrieb genommen werden.
Bislang hieß es seitens der Pro Shelter - Gesellschaft für integriertes Wohnen mbH immer, in der Augustenstraße werden rund 20 so genannte Low-Cost-Häuser, also Billighäuser, errichtet. Vom Aufstellen dieser Bungalows hat man offenbar Abstand genommen.
„Es wurden in der Tat andere Häuser aufgestellt“, teilte Landkreis-Dezernent Bernhard Böddeker auf MZ-Anfrage mit. Die Unterkünfte bestehen aus einer „Kombination verschiedener Container“. Diese Container seien kleiner als die Bungalows. Um auf die erforderliche Wohnfläche zu kommen, mussten deutlich mehr als 20 Container aufgestellt werden.
Landkreis: Asylunterkunft in Köthen soll noch im Dezember betriebsfähig sein
Der Landkreis, so Böddeker, bleibe dabei: Ende Dezember muss das Objekt in der Augustenstraße betriebsfähig sein, und zwar mit Baugenehmigung. Die Abnahme der Gemeinschaftsunterkunft sei für den 2. Januar geplant.
„Wenn es nicht so kommt, ist das Projekt gestorben“, sagte Böddeker. Der Vertrag mit Pro Shelter sei nicht verlängerbar. Für die Unterbringung der Flüchtlinge aus den Gemeinschaftsunterkünften Marke und Friedersdorf bleibe noch genügend Zeit. Diese Quartiere müssten bis Ende Januar geräumt sein. Der Landkreis habe ausreichend Platz in Wohnungen, um die Flüchtlinge unterzubringen. (mz)
