1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Jubiläum: Jubiläum: Polonäse durch die Kaufhalle

Jubiläum Jubiläum: Polonäse durch die Kaufhalle

Von helmut dawal 29.12.2013, 18:09
Band-Chef Hajo Zoch.
Band-Chef Hajo Zoch. rebsch Lizenz

köthen/MZ - „Vor 30 Jahren haben wir diesen Laden aufgemacht. Heute wollen wir ein kleines Comeback feiern.“ Mit sichtlicher Freude begrüßte Peter Engelmann am Freitagabend ehemalige Mitglieder und Stammgäste des früheren Jugendklubs „Enno Sander“. Sie waren in die Rüsternbreite gekommen, um sich an die Zeit zu erinnern, die sie hier gemeinsam verbracht haben - sei es beim Jugendtanz, bei populärwissenschaftlichen Vorträgen oder bei Flohmärkten und Wohngebietsfesten. Der „Enno“, das war auch den ausgelegten Fotoalben und Veranstaltungsplänen zu entnehmen, war ein sehr lebendiges Haus der Jugend, zugleich aber auch Treffpunkt für die Menschen, die in der Rüsternbreite wohnten.

Bei den rund 120 Gästen war die Freude über das Wiedersehen groß. Auch Hans-Joachim Zoch, der mittlerweile weißbärtige Chef der Hajo Bluesband, war gern mit seinen Bandmitgliedern Jan Gransalke, Axel Thierbach und Mario Blutke von Berlin nach Köthen gefahren. „Wir haben früher oft im ,Enno’ gespielt, die Hütte war immer voll“, erinnerte sich Hajo Zoch, um dann mit seinen Musikern loszulegen wie in alten Zeiten - mit kräftigem Sound von Gitarre und Bass sowie dem von Hajo am Schlagzeug vorgegebenen Takt, der präzise wie ein Schweizer Uhrwerk daherkam. Auch DJ Uwe Stößel sorgte für Unterhaltung mit seiner Disko „Sound Service“. Die nannte sich zu „Ennos“ Zeiten noch „Sound 2000“ und Stößel war damals kein Discjockey, sondern im offiziellen Sprachgebrauch ein Schallplattenunterhalter, der sein Können vor einer Kommission unter Beweis stellen musste.

Was die Musik anbetraf, so war man auch im Jugendklub „Enno Sander“ gehalten, ein bestimmtes Verhältnis zwischen Musik aus dem Osten und dem Westen einzuhalten. „Hätten wir das gemacht, wäre keiner zu uns gekommen“, bemerkte Hajo Zoch. Auch Uwe Stößel legte die 60:40-Prozent-Regelung großzügig aus. Und hängte es seinerzeit auch nicht an die große Glocke, wie er es schaffte, immer die aktuellen Hits bei der Hand zu haben, natürlich die aus dem Westen. Auf dem Dach seines Wohnhauses hatte er eine drehbare Antenne gebaut. Über die konnte er jeden Sonnabend die NDR-Hitparade in guter Qualität empfangen, die neuesten Titel auf Musikkassetten mitschneiden und noch am gleichen Abend bei der Disko auflegen. Besonders gern erinnert sich Stößel an die Faschingsfeten im Jugendklub. „Da ist die Polonäse gleichmal durch die benachbarte Kaufhalle gewandert“, erzählte er.

Solcherlei Erlebnisse und Anekdoten bestimmten die Fete zum „Enno“-Geburtstag. Peter Engelmann, der der erste Klubleiter war und das Jubiläums-Treffen organisierte, zeigte sich am Ende sehr zufrieden: „Es ist schön, dass die Leute ihren früheren Jugendklub in solch guter Erinnerung haben.“