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Historischer Hammerflügel kehrt nach Köthen zurück

Von UTE HARTLING-LIEBLANG 14.01.2009, 17:12

KÖTHEN/MZ. - Zwei namhafte Solisten - der Leipziger Gewandhausorganist Michael Schönheit und die Altistin Britta Schwarz - stellen ihre Kunst an diesem Tag in den Dienst eines historischen Instrumentes. Eingeladen wird zu einem Benefizkonzert zugunsten des Ankaufs eines Hammerflügels, den der vorletzte Köthener Herzog Friedrich Ferdinand von Anhalt-Köthen (1769 und 1830) um 1820 erworben hat.

Eigentümer aus Dessau

Vor einiger Zeit kehrte der Hammerflügel ins Köthener Schloss zurück, zunächst als Leihgabe. Doch der Förderverein möchte ihn mit Unterstützung von Sponsoren gern ankaufen. Auch deshalb, weil im Schloss kaum noch historisches Mobiliar aus der Zeit der Fürsten und Herzöge vorhanden ist. Der Hammerflügel, der durch das Inventaretikett "Zum herzoglichen Inventarium Schloss Cöthen" eindeutig zugeordnet werden kann, stammt aus der Werkstatt von Franz Bayer in Wien. Das Historische Museum in Köthen erfuhr erstmals im März 2005 davon. Damals erreichte Museumsmitarbeiterin Inge Streuber ein Brief aus Heidelberg von Dr. Carl Ludwig Fuchs. Fuchs ist vielen aus der TV-Sendung "Kunst und Krempel bekannt" und derzeit Eigentümer des Flügels. Als der Kunsthistoriker vor einigen Jahren erwog, nach Dessau umzuziehen, bot er den Hammerflügel dem Historischen Museum zum Kauf an.

Doch bisher konnte das Museum, das früher dem Landkreis und heute der Köthen Marketing GmbH unterstellt ist, den Kaufpreis von 35 000 Euro nicht aufbringen. Allerdings sei schon damals beim Landkreis ein Spendenkonto eingerichtet worden, auf dem rund 4000 Euro für den Kauf eingegangen sind, berichtete Inge Streuber. Nun habe sich der Förderverein mit Unterstützung der Köthen Marketing GmbH, die selbst keine Spenden einwerben kann, der Sache angenommen und das Konzert organisiert.

Die Idee dazu stammt laut Streuber, die selbst Mitglied im Freundes- und Förderkreis Bach-Gedenkstätte ist, aus dem vergangenen Herbst. Damals trat Michael Schönheit, der auch künstlerischer Leiter des Ensembles "Merseburger Hofmusik und Domorganist in Merseburg ist, schon einmal in Köthen auf. Als er von dem Instrument erfuhr, sei er sofort begeistert gewesen. Am 23. Januar wird er nun auf dem Köthener Hammerflügel konzertieren. Schönheit widmet sich übrigens seit vielen Jahren dem historischen Hammerklavier und besitzt selbst zwei historische Hammerflügel aus dem frühen 19. Jahrhundert. Er ist für seinen selbstlosen Einsatz für den Erhalt historisch wertvoller Orgeln bekannt, deren Restaurierung er mit zahlreichen Benefizkonzerten unterstützt hat.

Von Interesse für die Besucher des Konzertes dürfte der Werdegang des Köthener Instrumentes sein. "Leider haben wir für den Erwerb bisher keinen Nachweis gefunden", bedauert Inge Streuber, die sowohl in alten Kammerrechnungen des Fürstenhauses als auch im Schriftverkehr des Herzogs mit Hofmarschall Freiherr von Strachwitz bzw. Hofmeister Joseph Günter Freiherr von Sternegg im Landeshauptarchiv, Abteilung Dessau, recherchiert hat. Beide seien des öfteren in geschäftlichen Angelegenheiten für den Köthener Hof unterwegs gewesen, weiß Streuber. "Das größte Dilemma ist das Fehlen des Iventarverzeichnisses von 1830", so Streuber. Solche Listen wurden nach dem Ableben eines Regenten erstellt, um Erbschaftsangelegenheiten zu klären.

Bedienstete erhielten Inventar

Wie das Instrument letztlich in die Hände von Carl Ludwig Fuchs gelangte, lässt sich wie folgt erklären: Infolge der Staatsverschuldung in Anhalt zu jener Zeit sind noch zu Lebzeiten der letzten Köthener Herzöge Einrichtungsgegenstände des Köthener Schlosses meistbietend versteigert worden. Nach dem Aussterben der Linie Anhalt-Köthen - erinnert Inge Streuber - fiel sämtliches Inventar dem Dessauer Herzog Leopold IV. Friedrich zu, dessen Sohn Friedrich I. (1831 bis 1904) das Schloss Köthen 1878 an den anhaltischen Staat verkaufte. Durch die Erbfolge sei also auch der Köthener Hammerflügel nach Dessau gelangt. "Mündlich überliefert ist", sagt Inge Streuber, "dass Bedienstete dort nach der Abdankung auch mit Sachgütern entlohnt wurden." So soll ein ehemaliger Hofingenieur den Flügel in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts bekommen haben, wie auch der heutige Eigentümer Carl Ludwig Fuchs berichtet. Bis 1945 habe der Flügel in Berlin gestanden, sei dann nach Kirchheim an der Jagst verbracht worden, von wo er ihn 1981 erworben habe, schildert Fuchs in dem Brief an Inge Streuber vom März 2005, worin er auch auf den guten Zustand des Instrumentes eingeht. So sei der Flügel 1982 in der Werkstatt der Klavierrestauratorin Monika May in Schriesheim "völlig restauriert" worden und unter anderem bei Konzerten im Kurpfälzischen Museum Heidelberg erklungen. Auch der jetzige Betreuer des Instruments, der Restaurator im Händelhaus Halle, Roland Hentzschel, hat den Wert des Instruments bestätigt. Fragen zum Köthener Hammerflügel wollen nach dem Benefizkonzert - zu dem möglichst viel spendenfreudige Besucher erwartet werden - sowohl der Eigentümer als auch der Restaurator gern beantworten, heißt es in der Einladung.

Spendenkonto: Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld: Konto-Nr.: 310 001 943

BLZ: 800 536 22

Verwendungszweck: Hammerflügel