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Friedenspark abgesperrt

Von Helmut Dawal 07.05.2008, 16:36

Köthen/MZ. - Die meisten Passanten scherten sich jedoch nicht um die Bänder und schritten trotzdem durch den Park. Einem Mann, der ebenfalls in den Park wollte, kam die Sache so spanisch vor, dass er beim städtischen Ordnungsamt anrief. Selbst dort wusste niemand über Absperrbänder und Fähnchen Bescheid.

Am frühen Nachmittag kehrte der Mann, der der MZ seinen Namen allerdings nicht nennen wollte, nochmal an den Parkeingang Hallesche Straße zurück. Und traf dort auf eine Gruppe von Leuten - homöopathische Ärzte sowie Mitarbeiter des Köthener Stadtplanungsamtes und der Planungsgruppe für die Internationale Bauausstellung (IBA). Er konnte erfahren, dass es sich um eine Aktion handelte. Allerdings keine offiziell angekündigte, sondern eine, bei der die Akteure auf den Überraschungseffekt setzten.

Schon bei der Köthener Ludwigsstraße wurde versucht, durch homöopathische Betrachtungsweisen und Methoden das Krankheitsbild dieser Straße zu bestimmen und in Gemeinsamkeit von Städteplanern und Homöopathen Wege zu finden, wie diese Straße gesunden kann.

Diese Verfahrensweise wird laut Auskunft von Baudezernentin Ina Rauer nun auch auf den Friedenspark übertragen. Die Stadt verfüge zwar bereits über ein Gestaltungskonzept für diese grüne Oase, wolle aber vor der Umsetzung gern noch weitere Erkenntnisse gewinnen.

Der jetzige Zustand des Friedensparkes ist derzeit völlig unbefriedigend. "Der Friedenspark wird von den Menschen gemieden. Die meisten durchqueren ihn nur, um schnell von A nach B zu kommen. Nur Hundehalter sind hier längere Zeit unterwegs", sagte die Baudezernentin. Diese Sorgen gebe es mit dem Schlosspark oder der Fasanerie nicht. Deshalb müsse herausgefunden werden, was im Argen liege und was geändert werden soll. Und es gehe um die Frage, wo Impulse gesetzt werden können, um diesem Park wieder Leben einzuhauchen.

Bei den Absperrungen und Fähnchen blieb es am Mittwoch nicht. Die Homöopathen suchten auch das Gespräch mit Besuchern des Parkes. "Einige haben auf die Absperrungen recht heftig reagiert", zog Curt Cösters, 1. Vorsitzender des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, eine erste Bilanz. Zu den markierten Hundehaufen sei unter anderem bemerkt worden, man zahle doch genügend Hundesteuer, die Stadt möge sich also selbst um die Sauberkeit im Park kümmern. Laut Cösters gab es aber auch positive Reaktionen. "Endlich kümmert sich mal jemand um den Park", haben ihm zufolge einige Passanten geäußert.

Hundekot scheint aber nicht das alleinige Problem zu sein. Das machte Josefine Horn deutlich. Sie hatte der großen Tafel mit der unappetitlichen Abbildung eines Hundehaufens kurzerhand einen kleineren, selbst angefertigten Zettel hinzugefügt und die Frage gestellt, wer sich um die vielen Glasscherben kümmert, an denen sich die Tiere verletzen können. "Alle Hundebesitzer über einen Kamm zu scheren, das ärgert mich maßlos", begründete sie, warum sie ihren Zettel angebracht hat. Ihr schwarzer Labrador Blacky, mit dem sie gern durch den Friedenspark spaziere, habe sich bereits dreimal an Glasscherben die Pfoten aufgeschnitten, was dem Hund Schmerzen zufügte und für sie teure Tierarztkosten nach sich zog. Der Park, so Frau Horn, müsse generell sauberer werden. Insofern begrüßte sie die Aktion. Blacky, versicherte die Köthenerin, hinterlasse nichts im Friedenspark. "Ich habe immer eine Tüte dabei." Ein älteres Ehepaar, das sich ebenfalls in die Diskussion einbrachte, schimpfte über junge Leute. "Sie treffen sich hier, trinken und zerschlagen dann die leeren Flaschen", hieß es. Hier sollte man einschreiten, auch die Polizei müsste öfter im Park nach dem Rechten sehen.