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Bockbierfass und Falschmünzer

Von Heiko Wigrim 21.05.2006, 15:09

Radegast/MZ. - "Der Anhalttag dient uns als Rückbesinnung an die Zugehörigkeit von Radegast zu Anhalt." Die Tradition des Anhalttages wird in Radegast bereits seit der Wende gepflegt. Am Samstag fand der 15. Anhalttag statt, "verbunden mit einigen Höhepunkten, die wir im Rahmen unserer Möglichkeiten gestalten", sagte Bürgermeister Graf. Dazu gehörte der Chor Radegast, die Cheerleaders des SV Schwarz-Gelb sowie ein Auftritt der Jagdhornbläser.

Davon, dass Radegast bald in der Mitte des neuen Landkreises Köthen-Bitterfeld liegt, erwartet Graf keine gravierenden Veränderungen für die Stadt. Zu wenige Gemeinden seien bislang bereit gewesen, aufeinander zuzugehen und freiwillig größere Einheiten zu bilden. "Das Warten auf administrative Entscheidungen lähmt die kommunale Arbeit." Allein schon wegen der zurückgehenden finanziellen Möglichkeiten der Gemeinden sei die Schaffung von größeren Einheiten notwendig. Radegast sei dazu bereit.

Eine künftige Einheitsgemeinde im Süden des jetzigen Landkreises könne sich Graf mit den Gemeinden der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft Anhalt-Süd vorstellen. Innerhalb der VG habe man bereits gut zusammengearbeitet, da gebe es genügend Potenziale für eine Einheitsgemeinde.

"Beim Namen der künftigen Einheitsgemeinde möchte ich mich ein kleines bisschen aus dem Fenster lehnen. Sinnvollerweise sollte sie nach der Kleinstadt Radegast benannt werden." Die Fragen des Verwaltungssitzes seien bereits mit dem Standort Weißandt-Gölzau geklärt. "Hier sollte man nichts mehr zurück drehen."

Gedreht wurde dafür an ganz anderer Stelle. Nämlich in der Falschmünzerei, die gleich neben der Polizeistation untergeschlüpft ist. Hier zeigte Falschmünzer Gerd Teuchler wie man unerkannt unter den Augen der Obrigkeit Falschgeld herstellen kann: Ein kräftiger Zug am Schwungrad und die Spindel mit dem Prägestempel sauste nach unten. Münzen in Reinzinn und 999-er Silber entstehen in dem Raum, der der historischen Falschmünzerei des Radegaster Apothekers Ziervogel nachempfunden ist, der in der Stadt von 1780 bis 1786 sein Unwesen trieb.

"Jährlich zum Anhalttag prägen wir eine Sammlermünze mit Motiven aus der Geschichte der Stadt Radegast", sagte Teuchler, dem dabei sein Gehilfe Peter Raschta zur Hand geht. Beide waren einst über eine Strukturanpassungsmaßnahme in der Stadt tätig. Dabei haben sie über mehrere Jahre hinweg die Geschichte der Stadt zwischen 1244 und 2005 zu Papier gebracht. Immerhin 1000 A 4-Seiten umfasst das Werk und konnte am Anhalttag durchgeblättert werden. Später einmal soll die Stadtgeschichte auch gebunden vorliegen.

Das Motiv der diesjährigen "Falschmünze" ist der "Dessau-Radegast-Köthener-Kleinbahn" gewidmet. Die Ausschreibung zum Motiv haben Maria und Werner Hellmich gewonnen.

Die Sammlermünzen können in der Falschmünzerei käuflich erworben werden. "Damit decken wir die Materialkosten", sagte Teuchler. Die beiden Falschmünzer bieten ihre Dienste auch für Interessierte von außerhalb an: für Jubiläen, Stadt- und Dorffeste oder auch für private Gelegenheiten. Die Motivwahl ist dabei frei.