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Bildende Kunst Bildende Kunst: Heiter bis verstörend

Von matthias bartl 10.09.2013, 19:06
Eröffnete die Ausstellung: Ex-Ministerpräsident Wolfgang Böhmer.
Eröffnete die Ausstellung: Ex-Ministerpräsident Wolfgang Böhmer. mz Lizenz

köthen/MZ - Selbst wenn man sich beeilt, sollte man schon gut eine Stunde Zeit einplanen: die Ausstellung „Mediziner und Malerei XIV“ in der Köthener Martinskirche ist sowohl vom Umfang als auch vom Anspruch nichts, an dem man schnell vorübereilen könnte. Das Oeuvre ist umso beeindruckender, wenn man weiß, dass die Organisation der Exposition ausschließlich auf private Initiative und privates Engagement zurückgeht. Fast 50 Ärzte sind hier mit ihren Werken präsent - und dies haben sie in erster Linie Peter Erdmenger zu verdanken.

Der promovierte Mediziner aus Köthen sieht sich zwar nicht gern im Mittelpunkt stehen und verweist auf viele Helfer, ohne deren Beitrag das Zustandekommen der Ausstellung nicht möglich gewesen wäre, allen voran Erdmengers Ehefrau Brigitte, aber auch Jan W. Howard von der KKM hat geholfen, die BVIK hat unter anderem innerhalb weniger Tage Staffeleien aus Holz gefertigt, auf denen einige der Werke ausgestellt werden. Aber ohne Peter Erdmenger hätte es diese Ausstellungsreihe überhaupt nicht gegeben, ganz zu schweigen davon, dass sie sich ein Vierteljahrhundert immer wieder neu erfunden hat. (siehe nebenstehender Kasten)

Die Version es Jahres 2013 jedenfalls ist in vieler Hinsicht bemerkenswert. Zunächst einmal erhält man als Besucher das Gefühl, an etwas Besonderem teilhaben zu können. Es sind sehr viele sehens- und bedenkenswerte Bilder zu sehen, zum Beispiel „Der Meister und Margarita“ oder „Martha - Hommage an Heinrich Vogeler“ von Wolfram Knöfler, der als Zahnarzt in Leipzig praktiziert. Geradezu verstörend wirkt Mara Sandrocks „Mattanza“ - ein in diesem Jahr entstandenes Werk von einer Doppeldeutigkeit, die sich aber erst erschließt, wenn man sozusagen hinter den Titel des Bildes schaut: die „Mattanza“ ist die traditionelle Thunfischjagd an den Küsten Siziliens und Sardiniens, ein Abschlachten - und „Mattanza“ wird auf Sizilien auch der Zweite Mafiakrieg genannt, der nach Schätzungen 1000 Tote gefordert hat.

Ganz anders angelegt, aber ebenso faszinierend sind Axel Kühns heiteres „Sebstportrait“ und „Begegnung“ oder Uwe Tills „Winterwärme“ und „Wintergrün“. Kühn ist Radiologe, Till Facharzt für Medizinische Biochemie. Wenn man ein wenig aufpasst, kann man sogar kleine Kuriosa entdecken, auf die man im Katalog nicht aufmerksam gemacht wird. So hat Regina Purschwitz ein Porträt „Andreas“ gemalt und Andreas Purschwitz ist mit einem Bild „Regina“ vertreten.

Dass der Name der Ausstellung nicht ganz korrekt ist, ist gewollt. „Wir sind bemüht, Abwechslung in die Ausstellung zu bringen“, sagt Peter Erdmenger - und dies umfasst auch den Blick über den malerischen Tellerrand: Es finden sich Grafiken, Fotografien, Skulpturen und einige Installationen, ausgesprochen unorthodox in Form und Thematik.